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Festwochenkonzerte 2016 nehmen französische Musik in Fokus

"Wie feiert man Feste in Zeiten wie diesen?" Musikvereinschef Thomas Angyan stellte am Mittwoch bei der Präsentation der Festwochenkonzerte 2016 angesichts der Weltlage grundsätzliche Überlegungen an. In einer Phase, in der viele Werte hinterfragt würden, wolle der Musikverein nicht hintan stehen: "Wir wollen versuchen, mit den Festwochenkonzerten die richtigen Fragen aufzuwerfen."


Ein wichtiges Statement sei hier gleich der Auftakt für die Konzertserie zwischen 8. Mai und 16. Juni, wenn die Wiener Philharmoniker unter Zubin Metha im Goldenen Saal gemeinsam mit Chen Reiss und Elisabeth Kulman Mahlers 2. Symphonie (“Auferstehungssymphonie”) spielen. Mahlers symphonischem Schaffen ist einer der Schwerpunkte der kommenden Festwochenkonzerte gewidmet, der französischen Musik gilt ein zweiter, was angesichts der Paris-Anschläge ebenfalls ein Zeichen sei.

So ist das erste Mal seit den frühen 1990ern wieder das Boston Symphony Orchestra im Musikverein zu hören und spielt unter Andris Nelsons am 9. Mai ein russisch-französisches Programm sowie ebenfalls eine Mahler-Symphonie (Nr. 9 am 10. Mai). Die Wiener Symphoniker unter Chefdirigent Philippe Jordan geben zunächst Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 und die konzertante Fassung von Bartoks “Herzog Blaubarts Burg” (11. und 13. Mai), bevor sie am 4. und 5. Juni Mahlers 3. Symphonie spielen. Und schließlich wird auch das RSO unter Cornelius Meister mit der 7. Symphonie zum Mahler-Schwerpunkt beitragen (12. Juni).

Ein weiterer Höhepunkt wird der Auftritt des Pittsburgh Symphony Orchestra unter seinem österreichischen Chef Manfred Honeck, das am 26. Mai mit Martin Grubinger unter anderem Bruno Hartls Schlagzeugkonzert präsentiert. In den Folgetagen wird Honeck mit weiteren Starsolisten wie dem Pianisten Daniil Trifonow (27. Mai) und dem Violinisten Leonidas Kavakos (28.) musizieren.

Ansonsten ist das Programm bunt gefächert und reicht von einem Soloklavierabend mit Igor Levit (8. Mai) über das Orchestra National du Capitole de Toulouse unter Tugan Sokhiev, das gemeinsam mit Cellist Gautier Capucon ein französisch-russisches Programm im Tableau hat, bis zu Christian Thielemann, der mit seiner Sächsischen Staatskapelle Dresden und einem Programm von Reger über Strauss bis Beethoven (8. Juni) im Haus gastiert. Den Abschluss gestalten am 16. Juni die Wiener Symphoniker mit ihrem zweiten Abend unter Vladimir Jurowski, wenn gemeinsam mit Leonidas Kavakos Erich Korngolds Violinkonzert, Zemlinskys “Seejungfrau” sowie Rachmaninows “Toteninsel” interpretiert werden.

Dabei finden sich im Festwochen-Konzertfolder des Musikvereins 41 Konzerte, die aus Sicht des Hauses im betreffenden Zeitraum ins Konzept passen. Nur 19 davon sind offiziell von den Festwochen als explizite Festwochenkonzerte ausgewählt. Der finanzielle Zuschuss der Festwochen in Höhe von 200.000 Euro dürfte dabei wie seit einigen Jahren gleich bleiben, zeigte sich Angyan zuversichtlich: “Es wäre alles andere als realistisch, daran zu glauben, dass das mehr werden könnte.”

Ansonsten sieht sich der Musikverein aber wieder mit Kürzungen der öffentlichen Hand konfrontiert. Der Bund hatte bereits für den Zeitraum von 2015 bis 2017 seine Subvention von 475.000 auf 200.000 Euro jährlich reduziert. “Kaum hat die neue Wiener Stadtregierung ihre Arbeit aufgenommen, hat sie sich daran ein Beispiel genommen”, bedauerte Angyan nun. So erhalte man von der Stadt im Rahmen des nächsten Drei-Jahres-Vertrag 50 Prozent weniger Geld, konkret jährlich 273.000 Euro anstelle der bisherigen 545.000 Euro.

“Das lässt Freude aufkommen”, zeigte sich Angyan konsterniert. Vielleicht lasse sich hier dank der steuerlichen Absetzbarkeit der eine oder andere Betrag kompensieren, weshalb man über die Auswirkungen auf 2017/18 noch nichts sagen könne. Klar sei aber jetzt bereits: “Da muss jeder Zyklus auf die Waagschale.” Das Vorgehen der Geldgeber sei in jedem Falle frustrierend für eine Einrichtung wie den Musikverein: “Wer tüchtig ist und sein Geld zusammenhält, wird bestraft.”

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