Zu feiern wird es aber auch in Zukunft noch genug geben, hat doch nicht zuletzt die neue Platte einige Partykracher auf Lager. Wobei: “Es wäre zu kurz gegriffen, es nur auf das schnöde Feiern zu reduzieren”, betont König Boris im Interview. “Wir feiern auch oft, gerne und laut, aber es geht ein bisschen darum, dass drei Leute eine Kernzelle sein können. Du kannst zu dritt Dinge auf die Beine stellen, von denen man selber vorher glaubt, dass sie gar nicht möglich sind. Es geht uns ein bisschen um Selbstermächtigung.” So sei es auch zu Gründungszeiten der Gruppe gewesen. “Und wenn diese euphorische Stimmung und Atmosphäre bei unserer Platte rüber kommt, dann haben wir etwas richtig gemacht.”
Fettes Brot über die hohe Kunst der Popmusik
Entsprechend gibt es abseits von recht klassischen, ganz elektrischen Beats verschriebenen Songs wie “Kuss Kuss Kuss” oder dem groovenden “Kalte Füße” subtilere Zwischentöne, wie etwa “Crazy World” belegt. “Generell sind wir Fans davon, wenn Popmusik es schafft, sowohl die Tanzbeine zu aktivieren als auch interessante Statements zu einer gesellschaftspolitischen Debatte beizusteuern”, beschreibt Dokter Renz (Martin Vandreier) den Anspruch. “Das halten wir für die hohe Kunst der Popmusik.” Schließlich müsse jeder Mensch, “der nicht komplett blind durchs Leben läuft”, auf die diversen Brandherde der Welt aufmerksam werden.
Verschiedene Inputs für neues Album
Eine endgültige Antwort können und wollen die Drei von Fettes Brot allerdings nicht bieten. “Wir sind keine Politiker. Wir rappen und machen Songs drüber und geben dem Gefühl Ausdruck, dass es trotz aller Scheiße, die so auf dieser Welt passiert, möglich sein muss, ein Leben zu leben und voranzutreiben und daraus die Kraft zu schöpfen, vielleicht wirklich etwas zu verändern”, meint Dokter Renz. Und so flirren Wortfetzen zu Pussy Riot, Costa Concordia oder Guantanamo aus den Boxen, wenn die jüngere Weltgeschichte in Reimform gegossen wird.
Gerne zitiert wird aber auch aus der älteren wie jüngeren Musikhistorie. “Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele verschiedene Inputs die Band Fettes Brot so hat”, outet Björn Beton sich und seine Kollegen als riesige Musikfans. Entsprechend seien diverse Einflüsse zu erklären. “Bis es darum ging, wieder eine neue Platte zu machen, ist ganz viel Inspiration und Kreativität angewachsen, die dann ihren Weg nach draußen nicht nur suchte, sondern förmlich freischaufelte”, erinnert sich Dokter Renz.
Bei “3 is ne Party” zählren die ersten Ideen
Im Studio selbst wollte man laut Björn Beton (Björn Warns) eine Platte machen, “die frei aus der Hüfte rausgeschossen ist”. Wobei die Drei an den ersten, als Demos gedachten Aufnahmen zunehmend Gefallen fanden. “Uns ist aufgefallen, dass die Songs so spontan sind und der magische Moment so am besten eingefangen ist. Bei allen Songs auf dem Album war letztendlich die erste Idee die wichtigste.”
Nach Hits wie “Emanuela” oder “Bettina, zieh dir bitte etwas an” steigt natürlich die Erwartung, für chartstauglichen Nachschub zu sorgen. Allerdings gibt König Boris zu bedenken, dass man weder Hits noch Beliebtsein planen könne. “Wir haben gelernt, dass es keinen Sinn macht, über die Vermarktung von Musik nachzudenken, während man Musik macht. Wir müssen unser eigener Maßstab sein.”
2014 folgt Konzert in Wien
Dementsprechend lautete das Motto: “Wenn wir darüber lachen können, dann können das andere auch. Und daran hangelt man sich entlang.” Der Druck entstehe erst später. “Das wäre gelogen zu sagen, uns ist das egal. Wir wollen, dass die Leute das lieben. Das ist uns ein großes Anliegen. Aber das beginnt erst jetzt.” Überzeugen kann man sich davon nicht nur auf Platte, sondern am 24. Jänner 2014 auch live im Wiener Gasometer. (APA)