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Flüchtlinge unter Schlepper-Verdacht: Festgenommene kassierten keine Millionen

Im Servitenkloster gab es Festnahmen wegen Schlepperei-Verdacht
Im Servitenkloster gab es Festnahmen wegen Schlepperei-Verdacht ©APA
In der jüngsten Schlepper-Causa gibt es vorläufig keine weiteren Festnahmen. Insgesamt wurden bisher sieben Personen festgenommen, drei von ihnen gehören zur Gruppe der Servitenkloster-Flüchtlinge. Dass diese als Köpfe der Schlepper-Gruppe Millionen kassiert haben sollen, wird dementiert.
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Man sei derzeit unter anderem mit den Auswertungen der Einvernahmen beschäftigt, hieß es im Bundeskriminalamt.  Nähere Details wurden nicht bekanntgegeben.

“Haben keine Millionen kassiert”

Die sieben Festgenommenen sollen aber nicht an der Spitze jener Gruppe stehen, die einen größeren Schlepperring für Flüchtlinge aus Pakistan aufgezogen haben soll: “Die sieben sind nicht die Köpfe der Gruppe. Sie haben keine Millionen kassiert, wie kolportiert wird”, wird die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft Nina Bussek im “Kurier” zitiert.

Entsprechend dürften weitere Festnahmen im Raum stehen. Dass seitens der Exekutive jetzt und damit offenbar früher als ursprünglich geplant zugegriffen wurde, soll mit Absetzbewegungen der Verdächtigen zusammenhängen. Ein Zusammenhang mit der medialen Aufregung um die Abschiebung der ersten Votivkirchen-Flüchtlinge nach Pakistan wurde von den Behörden dagegen stets dementiert.

So gingen die Schlepper vor

Rund 1.000 Personen vorwiegend aus Pakistan sollen von der Schlepper-Bande nach Europa gebracht worden sein, jeweils über die “Balkanroute”, das ist derzeit der beliebteste Weg von Kleinasien nach Österreich. Zwar wird der Schlepperbericht 2012 erst in den nächsten Tagen erscheinen, doch soll sich seit der letzten Ausgabe aus dem Jahr 2011 in der Tendenz nicht viel verändert haben.

Diese Route führt über den Iran in die Türkei und von dort in Richtung Österreich entweder über Bulgarien, Rumänien und Ungarn oder über Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn. Sogar am meisten Flüchtlinge aufgegriffen wurden am Weg aus Italien, das von Asylwerbern in der Regel am Seeweg erreicht wird. Eine weitere große Schlepper-Route nach Österreich kommt über Weißrussland und Polen und wird vor allem von Tschetschenen genützt.

Bis zu 10.000 Euro für Schlepperei

Dass Schlepper trotz der hohen Tarife – im aktuellen Fall laut Bundeskriminalamt bis zu 10.000 Euro – von Flüchtlingen bezahlt werden, hängt damit zusammen, dass es angesichts fehlender Visa kaum möglich ist, die lange Reise in den EU-Raum anzutreten. Auch wenn man es letztlich mit Schleppern ins Land geschafft hat, ist es im Fall Österreich unabdingbar zu verschweigen, wie man in die EU gekommen ist, da man ansonsten in das Eintrittsland abgeschoben wird, wie dies der Dublin II-Vertrag vorsieht.

Was die Schlepper angeht, sind unter ihnen durchaus auch ehemalige Flüchtlinge, die ihre “Schulden” auf diesem Weg abbauen, wie Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle für Menschenhandel und Schlepperei im Bundeskriminalamt (BK), in “Salzburger Nachrichten” und “Wiener Zeitung” kundtat. Ob dies bei den Votivkirchen-Flüchtlingen der Fall sein könnte, wird nicht kommentiert.

Schlepper-Gruppe kein kleiner Fang

Die jetzt von der Exekutive enttarnte Schleppergruppe wäre mit bisher sieben festgenommenen Personen jedenfalls ein gar nicht so kleiner Fang, sollten sich die Vorwürfe als zutreffend erweisen. Zum Vergleich: im gesamten Jahr 2011 wurden in Österreich 17 Schlepper aus Pakistan aufgegriffen. Insgesamt gab es 288 entsprechende Festnahmen. Die größte Schleppergruppe waren Griechen (26).

Noch 36 Flüchtlinge im Servitenkloster

Das Servitenkloster beherbergt indes nach der Festnahme der drei ehemaligen Bewohner nur noch 36 Flüchtlinge. Sie können auch nach den jüngsten Ereignissen in dem Quartier bis Ende Oktober verweilen, hieß es seitens der Caritas.

Freilich droht zwölf Pakistanis die Abschiebung, sobald die pakistanische Botschaft die dafür erforderlichen Zertifikate ausgestellt hat. Vorerst lägen diese nicht vor, hieß es am Donnerstag aus dem Innenministerium.

(apa/red)

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