Die gemeinsam mit NDR und WDR durchgeführten Recherchen ergaben, dass die Behörden auch bei der tödlichen Fahrt die Aufnahmegeräte mitlaufen ließen. Auch hier kam es zu keinem Einschreiten, nachdem die Übersetzungen erst später vorgelegen sind. Insgesamt konnte man Hunderte Seiten Gesprächsprotokolle in den Ermittlungsakten einsehen, hieß es. Zu der Todesfahrt am 26. August heißt es etwa zum Fahrer, nachdem der die Probleme im Lkw schilderte: “Sag ihm, er soll nur weiterfahren. Und falls sie sterben sollten, dann soll er sie in Deutschland im Wald abladen.”
71 Flüchtlinge in Kühl-LKW auf Ostautobahn erstickt
Letztendlich wurden die Leichen von 71 Flüchtlingen in einem an der Ostautobahn (A4) bei Parndorf abgestellten Kühl-Lkw entdeckt. Dass die Todesfahrt zu verhindern gewissen wäre, wies der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft im ungarischen Kecskemet, Gabor Schmidt, zurück, hieß es in den Medienberichten weiter. Die späteren Auswertungen ergaben jedenfalls zahlreiche weitere Fahrten, bei denen die Situation für die geschleppten Flüchtlinge ebenfalls bereits sehr dramatische, wenn auch nicht tödliche Ausmaße angenommen hatte.
Der Prozess gegen elf mutmaßliche Schlepper, die für den Erstickungstod der Flüchtlinge verantwortlich sein sollen, beginnt am 21. Juni in Ungarn. Den Beschuldigten wird qualifizierter Mord und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Ein Urteil soll bis Ende des Jahres gefällt werden.
(APA/Red.)