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Flüchtlingsnotstand in Italien: Chaos in Mailand und Rom

Flüchtlinge harren in Rom unter der Hitze aus
Flüchtlinge harren in Rom unter der Hitze aus
In Mailand und in Rom verschärft sich der Flüchtlingsnotstand. Der Mailänder Hauptbahnhof ist zum wichtigsten Anlaufpunkt von in Italien gelandeten Migranten geworden. Rund 350 Flüchtlinge übernachteten in der Nacht auf Freitag im Bahnhof der norditalienischen Metropole auf Kartons. Sie warten auf Möglichkeiten, nach Nordeuropa weiterzureisen.


In einem Zwischengeschoß im Bahnhof verteilte das Rote Kreuz Wasser, Lebensmittel und Informationen über vermisste Angehörige, über die Rechtssituation in der EU und über den nächsten Zug nach Norden.

Nach den Dublin-III-Regeln müssten alle Flüchtlinge in Italien bleiben, denn hier haben sie zum ersten Mal Boden der Europäischen Union betreten. Doch wer sich erfolgreich dagegen wehrt, identifiziert zu werden, hat eine Chance weiterzureisen.

Schwierig war am Freitag auch die Lage auf dem römischen Busbahnhof Tiburtina. Nachdem die Polizei am Donnerstag Hunderte von Migranten vertrieben hatten, die seit Tagen unter der Hitze ausharren, bildeten sich erneut Gruppen von Flüchtlingen, die mit den Bussen in Richtung Norden abreisen wollen. Viele von ihnen übernachteten entlang den externen Mauern des Zentralfriedhofes Verano.

Auch beim italo-französischen Grenzübergang Ventimiglia ist die Lage schwierig. Dutzende afrikanische Migranten wurden von der französischen Polizei aufgehalten. Paris hat die Kontrollen am italienisch-französischen Grenzübergang Ventimiglia verschärft, um die Einreise von Asylsuchenden nach Frankreich zu verhindern. Hunderte Migranten würden wöchentlich versuchen, über Ventimiglia nach Frankreich zu gelangen, berichteten italienische Medien. Die meisten Flüchtlinge versuchen, die Polizeikontrollen in Ventimiglia zu umgehen und mit dem Zug Frankreich zu erreichen.

Die ausländerfeindliche Oppositionspartei Lega Nord attackierte die Regierung scharf. “Sie ist nicht in der Lage, einen präzedenzlosen Flüchtlingsstrom zu meistern. Die anderen europäischen Länder verteidigen ihre Grenzen, während die EU den Flüchtlingsnotstand einfach ignoriert”, betonte Lega Nord-Chef Matteo Salvini. Die populistische Oppositionsbewegung M5S sprach von einer chaotischen Lage. “Hunderte Migranten belagern Bahnhöfe in Italien und sorgen für Probleme für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit. Das sind Zustände, die Italien nicht verdient”, schrieben einige Fünf Sterne-Parlamentarier.

Episkopatschef Angelo Bagnasco schüttet Wasser ins Feuer der Polemik rund um die Flüchtlingsversorgung. “Es ist nie gut, Angst zu schüren. Man muss die Flüchtlingsproblematik mit Realismus und Dialogbereitschaft in Angriff nehmen”, sagte Bagnasco.

Papst Franziskus kritisierte unterdessen einen unmenschlichen Umgang mit Asylsuchenden und Flüchtlingen ohne Papiere auf Flughäfen. Sie seien “für kurze oder lange Zeit Gefangene in den Räumen der Flughäfen”, sagte der Papst am Freitag laut Kathpress vor Flughafenseelsorgern im Vatikan. Hierbei fehle bisweilen eine “ausreichende menschliche und geistliche Unterstützung”.

Die hohe Zahl dieser Fälle sei besorgniserregend. Ein Flughafen sei ein “Ort der Begegnung” in einem “multiethnischen und multireligiösen Umfeld”, sagte der Papst in seiner Ansprache weiter. Hier träfen beruflich Reisende, Touristen, Flüchtlinge, Kinder und Alte sowie Flug- und Flughafenpersonal zusammen. Die Seelsorge vor Ort müsse sich um alle diese Menschen kümmern.

Der Papst rief die Flughafenseelsorger dazu auf, in “tragischen Situationen”, etwa nach Flugunfällen, den Betroffenen sowie ihren Angehörigen beizustehen. Den Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich erwähnte er nicht. Flughafenseelsorger aus aller Welt tagen bis Samstag in Rom. Es geht um die Frage, welche Anregungen das päpstliche Schreiben “Evangelii gaudium” für die Flughafenseelsorge gibt. Organisator ist der päpstliche Migrantenrat.

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