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Französin nach Festnahme wegen Babymorden "erleichtert"

Nach ihrer Festnahme wegen achtfachen Kindesmordes in Nordfrankreich ist die 45 Jahre alte Mutter nach Angaben ihres Verteidigers vor allem "erleichtert". Seine Klientin sei von einem "schweren Geheimnis" befreit worden, das jahrelang auf ihrem Gewissen gelastet habe, sagte Anwalt Frank Berton am Freitag.
Frau gesteht Mord an Babys
Baby-Leichenfund in Frankreich

Die Vorgesetzte der Frau, die als Krankenpflegerin arbeitete, äußerte ihr “totales Unverständnis”. Die 45-Jährige sei eine äußerst mitfühlende, sensible Frau. Sie habe öfters geweint, wenn ein Patient gestorben sei. “Ich hatte volles Vertrauen zu ihr und hätte ihr jederzeit problemlos meine eigenen Kinder und Enkel anvertraut”, sagte die Leiterin eines städtischen Hauspflege-Dienstes, bei dem die Beschuldigte arbeitete.

Die 45-Jährige und ihr Mann waren im nordfranzösischen Ort Villers-au-Tertre festgenommen worden, nachdem die Polizei die sterblichen Überreste von acht Babys gefunden hatte. Zwei waren im Garten eines Hauses verscharrt, das früher den Eltern der Krankenpflegerin gehörte. Sechs weitere Babyleichen fand die Polizei in der Garage der Mutter.

Die Französin hatte am Donnerstag gestanden, die Babys unmittelbar nach der Geburt erstickt zu haben. Zugleich entlastete sie ihren Mann. Er habe von den Schwangerschaften nichts gewusst. Der Untersuchungsrichter erließ gegen die Frau einen Haftbefehl, ihr Mann blieb auf freiem Fuß. Der Vater der Kinder steht seinem Anwalt zufolge unter Schock. Er habe von den Taten erst bei der Vernehmung seiner Frau erfahren und wolle nun verstehen, was passiert sei.

Einen plausiblen Grund für ihr Handeln nannte die Französin, die bereits zwei erwachsene Töchter und mehrere Enkel hat, nicht. Laut Staatsanwaltschaft sagte sie aus, sie habe keine Kinder mehr gewollt und auch keinen Arzt um empfängnisverhütende Mittel bitten wollen. Nachbarn und Kollegen der Krankenpflegerin betonten, sie hätten von den Schwangerschaften der stark übergewichtigen Frau nichts gemerkt.

Dem Anwalt zufolge liegen “fünf oder sechs” der Taten mehr als zehn Jahre zurück und sind damit verjährt. Die Anklage lautet auf Kindesmord. Dafür sieht das französische Strafrecht grundsätzlich eine lebenslängliche Haftstrafe vor. In ähnlichen Fällen wurde Frauen jedoch zumeist mildernde Zustände wegen psychologischer Störungen zuerkannt.

Einer Studie des französischen medizinischen Forschungsinstituts Inserm zufolge sind Kindsmörderinnen oft “unreife und abhängige” Persönlichkeiten, die in ihrem Leben wiederholt versagt haben, etwa bei Prüfungen. Für die Studie hatte eine Forscherin die Unterlagen von Gerichten und Krankenhäusern aus den Jahren 1996 bis 2000 ausgewertet. Sie betrafen 16 Frauen, die eigene Kinder getötet hatten.

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