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Fundstücke for sale: Magistrat als Second-Hand-Shop

Beim Altwarenverkauf der MA 54 lässt sich so manches Schnäppchen machen.
Beim Altwarenverkauf der MA 54 lässt sich so manches Schnäppchen machen. ©APA
21. Bezirk, 1210 Wien Floridsdorf: Schnäppchenjäger dürfen sich freuen: Im Logistikcenter der MA 54 kann man gefundene gebrauchte Kleidung, ausgemusterte Amtsmöbel und allerlei Krimskrams zu wohlfeilen Preisen erstehen.

“Wissen Sie, was der größte Fehler ist? Es gibt für Männer, die mit ihren Frauen kommen, keinen Imbissstand”, sagt Manfred – weil: “Bis die alle Kisten durchgeackert hat…” Mit “die” meint der betagtere Flinslerträger seine Frau Christine, die seit Minuten in Schütten voll gebrauchter Rucksäcke, Regenschirme und Kleidung wühlt. Untergebracht sind die Altwaren in einer 150 Quadratmeter großen Halle am Gelände des Logistikcenters der Stadt Wien. Dieses verscherbelt seit einiger Zeit nicht nur ausgemusterte Büromöbel des Magistrats, sondern auch Fundstücke aller Art, die von ihren ehemaligen Besitzern nicht mehr abgeholt wurden.

“Kramuri schauen”

Manfred und Christine sind zwei passionierte Flohmarktgänger, zum ganzjährig geöffneten, aber ziemlich versteckt gelegenen Verkaufsraum an der Floridsdorfer Feistlgasse hat es das Paar am Dienstagvormittag aber das erste Mal verschlagen. “Reiner Zufall”, so Christine. Ihre Blicke wandern zwischen Handys ab sechs Euro, drei Euro teuren Schirmen und niedrigpreisigen Kleidungsstücken hin und her. An den Möbeln – in Amtsstuben gealterte Schreibtische, Büroschränke, Sessel oder Vitrinen – sei sie nicht interessiert, eher am “Kramuri schauen”. Ein Eishockeyschläger, ein Gemälde mit Pferdekopfmotiv, ausgetretene Turnschuhe und vieles mehr warten in den Krimskramskisten auf Abnehmer.

Städtischer Second-Hand-Laden

Eigentlich wird im 6.300 Quadratmeter großen Logistikcenter, das zur Magistratsabteilung 54 (Zentraler Einkauf) gehört, allerlei Bedarf für die Wiener Behörden gelagert und die Auslieferung von insgesamt 1.600 Produkten koordiniert. Der Bestand reicht von Möbeln bis zu Putzmittel und Klopapier. Seit 1992 kümmert sich das Zentrum auch um den Weiterverkauf nicht mehr gebrauchter Einrichtungsgegenstände, seit Oktober des Vorjahres sind schließlich nicht abgeholte Fundstücke hinzugekommen. Geöffnet hat der städtische Second-Hand-Laden von Montag bis Freitag ab 8.00 Uhr.

700 Waren pro Monat

Was die Fundgegenstände betrifft, liefern laut Zentrumsleiter Leo Harrich diverse Abgabestellen einmal im Monat rund 700 Waren, wobei die Bandbreite von Aktentaschen über Fahrräder und Scooter bis hin zu Zelten, Fotoapparaten, Mikroskopen oder gar Krücken reicht. Danach werden die Dinge sortiert und entschieden, was noch für den Weiterverkauf geeignet ist. “Bei einem Turnsackerl mit ungewaschenem Inhalt, das ein Jahr wo gelegen ist, wird das Beste sein: Sofort wegschmeißen”, weiß Harrich.

Schmuck ins Dorotheum

Handelt es sich um wertvolles Gut wie Schmuck, wird dieses ins Dorotheum zur Versteigerung geschickt. Trotzdem gibt es in Floridsdorf immer wieder Außergewöhnliches zu erstehen, derzeit etwa ein Golfschlägerset, eine intakte Akustikgitarre oder insgesamt sechs schneeweiße Kosmetikliegen. Letztere wurden von einer Berufsschule für Friseure und Kosmetiker entsorgt und schlagen nun mit 120 Euro das Stück zu Buche.

Einnahmen fließen ins Stadtbudget

Die Einnahmen aus Altmöbel des Magistrats – jährlich bis zu 100.000 Euro netto – fließen ins Stadtbudget. Durch die Fundstücke kommen noch einmal bis zu 2.000 Euro monatlich hinzu, rechnet Harrich vor. Es gebe durchaus Stammkunden, beispielsweise Privatkindergärten oder Baufirmen, die ihre Betreuungseinrichtungen bzw. Baucontainer mit gebrauchten Tischen, Sesseln oder Kästen ausstatten. Aber auch Privatpersonen kämen regelmäßig, sagt Poldi, einer von zwei Mitarbeitern, die für den Verkauf abgestellt sind. Im Durchschnitt sei das Angebot durch die hohe Nachfrage alle zwei bis drei Monate völlig ausgetauscht.

Angebot im Schnelldurchlauf besichtigen

Frau Christine ist bei ihrem ersten Besuch allerdings nicht fündig geworden – kein Wunder: “Unnötige Sachen kaufe ich nicht.” Ihr Mann Manfred, der das Angebot im Schnelldurchlauf besichtigt hat und sich immer noch nach einem Imbissstand sehnt, hat da freilich andere Erfahrungen. “Meine Frau findet immer was”, zeigt er sich geradezu irritiert. Dass die beiden heute tatsächlich ohne Einkauf heimgehen werden, kann er bis zum Schluss nicht glauben: “Irgendein altes Vuitton-Tascherl wird sie schon noch finden.”

Altwarenverkauf der Magistratsabteilung 54
Magistratsabteilung 54 – Zentraler Einkauf
Logistik-Center
21., Oswald-Redlich-Straße 9/Ecke Feistlgasse
Telefon: +43 1 4000-54213
E-Mail: z@ma54.wien.gv.at

Oswald-Redlich-Straße 9, 1210 Wien, Austria

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