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George Ezra nach Wien-Konzert im Interview: Er macht die Musik zum "Jobby"

George Ezra gastierte live in der Arena.
George Ezra gastierte live in der Arena. ©Blackham/Sony Music
Der 21-jährige George Ezra mit der raue Blues-Stimme hört oft, das er älter klinge, als er ist. Sein Publikum hingegen klang beim ausverkauften Konzert in der Arena am Dienstag vorrangig jung und weiblich. In Österreich hatte der in Hertford geborene Ezra seinen allerersten Nummer-Eins-Hit: Auf "Budapest", der ersten Single aus seinem Debütalbum "Wanted On Voyage", besang er eine Stadt, in der er bis dahin nie war.

Der eingängige Song schnellte im Frühjahr auf Platz Eins und platzierte sich u.a. in Großbritannien, Frankreich und Deutschland unter den Top 5. Seitdem tourt Ezra ständig.

Die meisten der bis ins Frühjahr 2015 reichenden Termine sind bereits ausverkauft. Ein Konzert war es auch, das die Teilnahme an Bob Geldofs Band-Aid-30-Projekt verhinderte. “Das ist schade, es wäre bestimmt toll gewesen und für eine gute Sache, aber es war zu kurzfristig und das Konzert ging vor”, sagt Ezra.

George Ezra: “Weiß, wie viel Glück ich habe”

So richtig genießen konnte der Engländer den Erfolg, der mit der Platzierung unter den “BBC Sounds of 2014” ihren Anfang nahm, nicht. “Man muss irgendwie ständig weitermachen und hat gar nicht die Möglichkeit, zu realisieren, was man tut”, meint Ezra im Interview. “Aber ich weiß, wie viel Glück ich habe, und genieße es, so gut ich kann. Wenn ich dann mal alt bin, kann ich hoffentlich zurückblicken und sagen: Ich bin glücklich.”

Noch aber ist Ezra blutjung. Mit 16 verließ er die Schule, jobbte in einer Süßwarenfabrik und zog nach Bristol, um Musiker zu werden. Mit 19 “bin ich jeden Abend bei Open-Mic-Nights aufgetreten”. Das Studium am Music College BIMM brach er nach einem Jahr ab, weil Columbia ihm einen Plattenvertrag anbot. “So etwas kann man nicht planen”, sagt Ezra, der es nie so richtig darauf angelegt habe.

“Es ist ein ‘Jobby'”

“Ich singe einfach gerne. In meiner Freizeit nehme ich meine Gitarre und singe. Das ist ein Hobby, das ich jetzt jeden Tag als Job machen kann – also ein Jobby.” Dass er eine außergewöhnliche Stimme hat, habe er mit 15 per Zufall gemerkt. “Ich habe willentlich versucht, mit großer Stimme zu singen – und ich konnte es”, lacht Ezra. “Damals klang sie noch nicht so gut, eher schreiend.”

Auf der Bühne habe er sich schon immer wohlgefühlt, egal wie groß das Publikum war. “Als ich meine Songs nur für mich geschrieben habe, habe ich sie immer mit einer Band im Kopf gehört. Ein Album aufzunehmen und jetzt diesen Krach auf der Bühne machen zu dürfen: Das liebe ich”, sagt Ezra, der seine Schwester als persönliche Assistentin mit auf Tour nimmt. “Sie ist meine beste Freundin und schaut, dass es mir gut geht. Es ist schön, jemanden bei sich zu haben, den man liebt, wenn man weit weg von zuhause ist.” Er sei der erste professionelle Musiker in der Familie, seine Eltern sind Lehrer, “aber es lief immer Musik in unserem Haus, sie lieben Musik”.

Konzert in Wien: Kurz, aber gefühlvoll

In Wien ist die Setlist noch denkbar kurz: Gut eine Stunde lang dauert das Konzert, bei dem Ezra – mit meist geschlossenen Augen, Schmollmund und unterstützt von drei Musikern – Fan-Lieblinge wie “Budapest” und “Barcelona” vom Debütalbum sowie Songs wie “Benjamin Twine” von der vorangegangenen EP “Did You Hear The Rain?” mit Coversongs ergänzt. Seine tiefe, traurige, überaus reife Stimme geht bei der reduzierten Version von Cyndi Laupers “Girls Just Wanna Have Fun” ebenso durch Mark und Bein wie Bob Dylans “Girl From The North Country”.

Größen wie Bob Dylan, Tom Waits und Neil Young waren es auch, die Ezra einst zum Songwriting gebracht haben. “Ich habe sie in der Plattensammlung meines Vaters entdeckt und mich in ihre Songs verliebt; in ihre Ehrlichkeit, ihre Geschichten, die verschiedenen Ebenen”, so Ezra, der es bei seinen Songs ähnlich anlege. Die Songs auf “Wanted On Voyage” handeln vom (mitunter imaginären) Reisen; auch jetzt hat Ezra immer ein Notizbuch bei sich. “Nach dieser Tour greife ich darauf zurück und habe wieder neue Geschichten zu erzählen.” Die aktuelle Single-Auskopplung “Blame It On Me” drehe sich darum, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. “Ich habe es geschrieben, als ich nach Bristol zog. Damals wusste ich: Ich muss jetzt etwas tun, sonst wird nie etwas passieren und ich allein bin daran Schuld.”

(Interview: Angelika Prawda/APA)

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