Zu einer vierjährigen teilbedingten Freiheitsstrafe ist der 27-jährige Wiener am Montag im Straflandesgericht verurteilt worden.
Seit zehn Jahren spielsüchtig
Um 9.000 Euro reicher hatte der Student in der Nacht auf den 14. März 2015 das Casino verlassen. Der 27-Jährige – seinen Angaben zufolge seit zehn Jahren spielsüchtig – hatte dagegen wie immer nichts gewonnen und besaß nur mehr rund 20 Euro, als er mitbekam, wie der junge Bursch vor seinen Augen Unmengen an Jetons in Bares umtauschte.
Student von hinten niedergeschlagen
Er folgte dem 20-Jährigen und schlug ihm auf der Straße von hinten eine Bierflasche auf den Kopf. Als er den völlig überraschten jungen Mann solcherart zu Boden befördert und diesem einen weiteren Schlag versetzt hatte, forderte er dessen Brieftasche: “Sonst bring’ ich dich um!” Der stark blutende Bursch rückte seinen Gewinn heraus, worauf der Täter zu einem nahe gelegenen Taxistandplatz lief und nach Hause fuhr.
Casino-Kameras zeichneten Raub auf
Mittels Bildern aus den zahlreichen Überwachungskameras, die auch im Eingangsbereich des betreffenden Casinos angebracht sind, und dank des Umstands, dass der Täter als Spieler registriert war, konnte er rasch ausgeforscht werden.
Prozess gegen unbescholtenen Techniker
Vor Gericht entpuppte sich der 27-Jährige als bisher unbescholtener, gut verdienender Techniker, der – wie Verteidiger Philipp Winkler anmerkte – aus einer konservativ-katholischen Familie stammt. Vater, Mutter und fünf Geschwister des 27-Jährigen saßen unter den Zuhörern. “Mir ist in den letzten 15 Jahren selten so ein Räuber untergekommen. Er hat die Werte, die man braucht, eigentlich zu Hause vermittelt bekommen”, sagte Winkler.
“Weiß nicht, was mich da geritten hat”
“Ich weiß nicht, was mich da geritten hat”, lautete die Verantwortung des Angeklagten. Unmittelbar nach seiner Festnahme hatte er den Polizeibeamten gestanden, er habe “aus Enttäuschung, dass ich verloren habe, gehandelt”. Seit seinem zweiten Lehrjahr gehe er drei bis vier Mal wöchentlich spielen, verriet der Angeklagte dem Gericht. Er sei “selber geschockt von mir”, wozu er fähig sei.
Opfer erschien nicht vor Gericht
Das Opfer, das bei dem Überfall eine Rissquetschwunde erlitten hatte, kam seiner Zeugenladung nicht nach. Die Beute bzw. seinen Gewinn hat der 20-Jährige jedenfalls wieder zurückbekommen. Als für den Räuber die Handschellen klickten, konnten bei ihm 8.600 Euro sichergestellt werden. Den Rest zu den 9.000 Euro legten die Eltern des 27-Jährigen drauf, um mit der vollständigen Schadensgutmachung einen weiteren Milderungsgrund zu sammeln.
Mildernde Umstände nach Raub vor Casino
An sich sieht das Gesetz für schweren Raub eine Mindeststrafe von fünf Jahren vor. Aufgrund der besonderen Umstände des Falles machte der Schöffensenat vom außerordentlichen Milderungsrecht Gebrauch, unterschritt den Strafrahmen um ein Jahr und sprach von den vier Jahren lediglich 16 Monate unbedingt aus. 32 Monate wurden dem Techniker auf Bewährung bedingt nachgesehen. Zusätzlich muss er sich einer Therapie zur Bekämpfung seiner Spielsucht unterziehen und dem Gericht darüber regelmäßig Berichte zuschicken.
“Eine Fehlentscheidung”
“Das ist eine sehr milde Strafe”, erläuterte die Vorsitzende Nicole Baczak, “aber jeder sollte in seinem Leben ein Mal eine Chance erhalten.” Der 27-Jährige habe sich bis zum Raub nichts zuschulden kommen lassen und dann “eine Fehlentscheidung, die mit dem vorigen Leben nicht in Einklang zu bringen ist”, gesetzt.
Das Urteil ist rechtskräftig. Staatsanwältin Susanne Kerbl-Cortella war mit der Entscheidung, die der Angeklagte dankend annahm, einverstanden.
(apa/red)