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Gratis-Kindergarten in Wien: Mehr Pädagogen, mehr Plätze, mehr Kosten

Wiener Gratis-Kindergarten: Opposition vermisst Betreuungsplätze
Wiener Gratis-Kindergarten: Opposition vermisst Betreuungsplätze ©DPA (Sujet)
In Wien gibt es seit Herbst 2009 den Gratis-Kindergarten. Von Bildungsstadtrat wurde das Projekt bejubelt, von der Opposition gab es aber auch Kritik.
Gratis-Kindergarten
Erste Klagen über Idee

Seit Herbst 2009 gibt es in Wien den Gratis-Kindergarten. Am Dienstag bejubelte Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) das Fünf-Jahres-Jubiläum als “Meilenstein” in Sachen Bildungspolitik. Seither gebe es deutlich mehr Betreuungsplätze und Pädagogen sowie ein höheres Budget, zog der Ressortchef in der Bürgermeister-Pressekonferenz positive Bilanz.

Beitragsfreien Kindergarten

Laut Oxonitsch wurden seit Einführung des beitragsfreien Kindergartens 16.829 zusätzliche Plätze geschaffen. Derzeit hält man bei 78.759. In den kommenden Jahren sollen durchschnittlich 3.000 Plätze jährlich dazukommen, versicherte der Stadtrat. Gleichzeitig ist auch die Anzahl der Pädagogen von 3.752 auf 4.066 Personen gestiegen, wobei mit lediglich 80 Männern die Betreuung immer noch fest in Frauenhand ist.

Das beitragsfreie Angebot gilt in der Bundeshauptstadt für alle Null- bis Sechsjährigen jedenfalls in allen städtischen Kindergärten – wobei Essensbeiträge weiterhin bezahlt werden müssen. Bei privaten Trägern sind Mehrkosten von den Eltern zu begleichen. Außerdem erhalten nicht-städtische Einrichtungen sogenannte Anstoßfinanzierungen, wenn sie neue Betreuungsplätze schaffen.

Doch nicht alles “gratis”

Oxonitsch zeigte sich auch stolz, dass in Wien neun von zehn Kindergärten mehr als zehn Stunden täglich geöffnet haben, zwei Drittel sperren schon vor 7.00 Uhr auf. Beim Versorgungsgrad sei man im Österreich-Vergleich ebenfalls Spitzenreiter. Derzeit schafft man bei den Null- bis Dreijährigen eine 40-Prozent-Quote (EU-Vorgabe: 33 Prozent), bei den Drei- bis Sechsjährigen kommt man gar auf 104,9 Prozent (EU-Vorgabe: 90 Prozent). Das heißt, es gibt mehr Angebot als Nachfrage.

Das alles kostet freilich Geld. Demnach schlägt sich der Gratis-Kindergarten auch deutlich im Budget nieder. Gab die Stadt im Jahr 2009 noch 440 Mio. Euro für Kindergärten aus, sind es heuer bereits 700 Mio. Euro. Apropos Geld: Derzeit laufen zwischen Bund und Ländern Verhandlungen über die Finanzierung der sprachlichen Frühförderung ab 2015. Oxonitsch drängte dabei auf den planmäßigen Beschluss der entsprechenden 15a-Vereinbarung noch in diesem Jahr. Denn Wien will die Maßnahmen in diesem Bereich noch intensivieren.

Opposition vermisst Betreuungsplätze

Das Fünf-Jahres-Jubiläum des beitragsfreien Kindergartens in Wien versetzt die Opposition nicht gerade in Euphorie. ÖVP wie FPÖ begrüßten in Aussendungen zwar die Einführung, beklagten aber zugleich Mängel bei Personal, Anmeldemodi und Platzangebot. “Ein Beispiel mehr dafür, dass man auch gute Ideen vergeigen kann”, zog Wiens FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp “bitter” Bilanz.

Bei der Anmeldung herrsche Chaos, beim Personal “akuter” Mangel und gemessen am Bedarf gebe es immer noch zu wenige Betreuungsplätze, so die blaue Kritik. ÖVP-Bildungssprecherin Isabella Leeb sieht das ähnlich: Es mangle nicht nur an Betreuungsplätzen für Null- bis Dreijährige, sondern zudem an gut ausgebildetem Personal und ausreichenden Qualitätskontrollen. Die Stadt-Schwarzen vermissen auch eine gemeinsame Anmeldeplattform aller Anbieter.

(APA)

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