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Herz von Österreich: Musikshow mit Extraportion "Heimatliebe" ist gestartet

Die Gewinner der ersten Show mit Stargast Gabalier und der Jury.
Die Gewinner der ersten Show mit Stargast Gabalier und der Jury. ©Puls4/Harald Lachner
Am Freitagabend flimmerte die erste Folge der Musikshow "Herz von Österreich" über die Bildschirme. Puls4 setzt bei dem neuen Format auf Musik aus Österreich für Österreicher. Die Idee ist gut, bei der Umsetzung gibt es allerdings noch so manches Potenzial nach oben.
Beim Casting in Wien

Die Idee klingt ja nicht unspannend – eine neue Musikshow, mit speziellem Fokus auf Musik aus Österreich. Das kann natürlich in einem Übermaß an Mundart-Kitschpop oder Lederhosen-Rap ausarten, das kann mitunter aber auch eine neue Plattform werden, um heimischen Talente, die sonst im hinteren Winkel ihrer Bundesländer unentdeckt bleiben würden, eine Chance zu geben, sich vor einem größeren Publikum zu beweisen.

Letzteres plakatiert Puls4 als Mission, als am Freitagabend die erste Folge der neuen Show “Herz von Österreich” über die Bühne ging. Acht Acts aus verschiedenen Bundesländern stellten sich dabei mit der Live-Performance ihres Musik-Genres dem Publikum und der Jury.

Musik mit “Heimatliebe”-Overkill

Hier liegt aber auch schon ein wesentliches Grundproblem der neuen Show: Die Betonung auf dem “Mission Statement” der Sendung grenzt zu sehr am Overkill. Bereits in den ersten zehn Minuten gibt man es schlussendlich auf, zu zählen, wie oft das bewusst kesse Moderatoren-Duo Johanna Setzer und Norbert Oberhauser (bereits bekannt als strahlendes Team des Frühstückfernsehens bei „Café Puls”) Floskeln wie „Heimat”, „Liebe”, „Herzschlag”, Liebe zur Heimat” usw. in den Mund nimmt. Insbesondere Oberhauser übertreibt es im weiteren Verlauf der Sendung mit dem gar zu lang gezogenen Vorkauen der Sätze für die Kandidaten, bei dem sich der Zuseher mitunter schon fragt: „Musste er das jetzt wirklich extra erwähnen – schon wieder?”

Als Stargast (und Publikumsmagnet) hüpfte in Lederhosen ein kecker Andreas Gabalier auf die Bühne, der während der restlichen Show den Experten im Hintergrund mimt, sonst aber keine wesentliche Aufgabe innehat. Immerhin: Im Finale wird jener Kandidat ausgewählt, der Gabalier als Voract auf seiner Tour begleiten darf. Gabalier-Fans können sich also auf ein Wiedersehen freuen.

Acht Kandidaten stellten sich der Jury

Die Fachjury zeigt sich bunt gemischt: Stefanie Werger, Gerry Friedle alias DJ Ötzi und Lukas Plöchl bestimmen das Fortkommen der Kandidaten. An Kritik wie an Tipps spart das Trio nicht für die Nachwuchstalente. Zugegeben, die drei als „Helden der österreichischen Musik” zu bezeichnen (O-Ton Oberhauser) ist vielleicht gar zu gut gemeint, das Bemühen um jovialen Humor (mit etwas hinkendem Schmäh) kommt aber halbwegs rüber. Insbesondere die ruppig-sympathische Werger ist immer wieder für einen Lacher gut.

Hauptaufgabe der Jury ist es, „Herzen” zu vergeben (mindestens eines), damit der Kandidat überhaupt weiterkommt. Und siehe da: Alle acht Musiker bekommen in der ersten Show mindestens eines, manche sogar alle drei. Rauskicken will man noch keinen so schnell.

Musiker unterschiedlicher Genres

Insgesamt 64 Acts aus unterschiedlichen Genres kämpfen vor der Jury um den Einzug in das Live-Finale und damit um das “Herz von Österreich”. Dem Gewinner winkt eine Konzerttour mit bekannten österreichischen Musikern (welche, wurde an dieser Stelle nicht verraten), sowie eine Werbekampagne im Wert von 500.000 Euro.

Die ersten acht Musiker, die am Freitag darum wetteiferten: Austro-Poppper Noel Jones, die Mundart-Rockpopband Jule, Schlagerstimmchen Fräulein Laut, Schmuserapper J-Kobe, Gitarrist und Songwriter Markus Pomikal, die Tiroler Sängerin Hannah, die Dirndl-Gesangsformation Para Siempre und Harmonika-Sänger Johannes Spanner.

Auch, wenn Puls4 mehrfach betont, dass es sich bei „Herz von Österreich” um keine „klassische Casting-Show” handelt, erinnert das Format doch sehr an bereits bekannte Schemata – aber mit einer extra Portion Heimatverbundenheit natürlich. Die Kandidaten werden in idyllischer Wald- und Berglandschaft des „Herz von Österreich”-Dorfes vorgestellt, es folgt das obligatorische Befragen der aufgeregten Familienmitglieder und Lebensabschnittspartner, dann geht’s auch schon auf die Bühne. Performance, Kritik und Herzvergabe der Jury, Abgang von der Bühne. Störfaktor hierbei: Mitten im Auftritt der Künstler wechselt die Kamera in den Backstage-Bereich, um einen kurzen Experten-Kommentar von Andreas Gabalier und Moderatorin Setzer einzublenden. Warum das nicht bis zum Ende des Liedes ohne Unterbrechung warten konnte, bleibt rätselhaft.

Drei Kandidaten sind bei „Herz von Österreich” weiter

Trotz merklicher Nervosität schlagen sich die Kandidaten (größtenteils) wacker. Jedoch: Nur drei der insgesamt acht Acts kommen in dieser Sendung weiter, denn live ist die Show nämlich nicht. Es gibt kein Abstimmen des Publikums, nur das Gutdünken der Jury filtert die drei Favoriten heraus. Stefanie Werger entscheidet sich für Johannes Spanner (trotz seines „unmöglichen Outfits und Namens”), Gerry Friedle lässt Fräulein Laut weiterkommen und Lukas Plöchl ernennt den 18-Jährigen Wiener Justin Bieber-Lookalike J-Kobe zum besten Act des Abends. Eine/r von ihnen ist damit Fixstarter im Live-Finale. Wer das sein wird, kann das Publikum erst ab nach der Show via Telefon- und iTunes-Voting wählen. Abgestimmt werden kann bis kommenden Mittwoch, 20:15 Uhr.

Und die anderen fünf? Für die war’s das auch schon wieder, nach ihrem kurzen Auftritt müssen sie sich vom Rampenlicht der Show verabschieden.

Zuseher-Reaktionen gespalten

Puls 4 ist mit den (laut eigenen Angaben) 224.000 Zusehern die erste Sendung zufrieden. Die Meinungen im Netz zur Show zeigen sich bislang gespalten. „Eine niveaulose Sendung!!! Ein ahnungsloser Möchtegern-Musiker namens Plöchl in der Jury . Eine absolute Frechheit diese Show ! Ich schämen mich für Österreich !!!!!” schreibt eine erboste Userin im dazugehörigen Live-Chat, der nächste meint wiederum: „Typisch Österreich, immer nur sudern, gebts der Sache mal eine Chance!”

Es obliegt dem eigenen Geschmack, der neuen Show ein Zeugnis auszustellen. Wer mit Mundart-Musik aus Österreich so gar nichts anzufangen weiß, wird es mit „Herz von Österreich” schwer haben. Wer zumindest neugierig auf neue Talente ist, wird mitunter einen Blick riskieren. Dass es hierzulande nicht schaden kann, musikalischen Nachwuchs in welcher Form auch immer zu fördern, steht außer Frage. Und dass Puls4 sich dieser Mission nun ebenfalls angenommen hat, ist lobenswert. Wünschenswert wäre es allerdings, bei der Umsetzung mehr Fokus auf die Musik und die Künstler an sich, als auf die Show-Maschinerie, die teilnehmenden Promis oder den Sender selbst zu legen. Ob dies in kommenden Folgen besser gelingen wird, wird sich zeigen.

Die nächste Folge von „Herz von Österreich” gibt es am Freitag, dem 10. Jänner um 20:15 Uhr auf Puls4. Mehr Informationen zur Sendung hier.

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