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Hitze: Sterberate steigt bei Hitzewelle deutlich an

Die Rettungsdienste sind bei Hitzewellen im Dauereinsatz. Laut der internationalen Studie "Mortklim", die unter der Führung der ZAMG mit den Mortalitätsdaten aller neun Bundesländer für den Zeitraum 1970 bis 2007 durchgeführt und im vergangenen Dezember präsentiert worden ist, steigt die Sterberate in Wien bei extremer Wärmebelastung um etwa 13 Prozent. Tage mit extremer Hitzebelastung kommen laut der Studie in Wien durchschnittlich neunmal pro Jahr vor.

Für den Anstieg der Todesfälle ist aber nicht ein einzelner Faktor wie die Lufttemperatur als Auslöser zu sehen, sondern ein Zusammenwirken meteorologischer und umwelthygienischer Effekte. Während wir in der Lage sind, sehr hohe und sehr tiefe Umgebungstemperaturen über einen kürzeren Zeitraum zu tolerieren, steigt die Mortalitätsrate bei längeren Hitzeperioden überproportional an: In nur einer Woche schnellt die Rate von 2,6 auf 15,6 Prozent.

Im Rahmen von “Mortklim” wurde die Temperatur in die drei Belastungsstufen “mäßig”, “stark” und “extrem” in ihrer Wirkung auf das Wohlbefinden eingeteilt. “Wir hatten diesen Juli schon sehr hohe Werte. Auch wenn noch keine neuen Spitzen und damit neue Rekorde dabei waren, fielen Teile das Monats unter die Definition ‘extrem'”, erläuterte Ernest Rudel, ZAMG-Leiter für den Bereich Daten, Methoden und Modelle, im APA-Gespräch. Wie sich diese Belastung konkret auf die Sterbefälle ausgewirkt hat, werde nach dem Sommer anhand der erst dann vorliegenden statistischen Daten erhoben.

Der erwartete starke Temperaturrückgang zum Wochenende hin sei gesundheitlich hingegen eher ungefährlich, sagte Rudel: “Er bringt ja eine Entlastung.”

Grundsätzlich gilt: Die thermische Belastung wirkt auf Frauen stärker als auf Männer, so die Ergebnisse früherer Studien. Besonders gefährdet sind Menschen mit Herzkreislauf- oder Atemwegserkrankungen. Grundsätzliche regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern wurden nicht festgestellt.

Die Experten erwarten “eine deutliche Zunahme der Belastungstage bis zum Ende 21. Jahrhunderts”. Es brauche Anpassungsmaßnahmen, “um die negativen Auswirkungen der zu erwartenden Erwärmung möglichst minimal ausfallen zu lassen”, so die Studienautoren. Sonst sei eine deutliche Zunahme der hitzebedingten Mortalität zu befürchten.

ZAMG-Klimatologin Elisabeth Koch hatte bei der Vorstellung von “Mortklim” gesagt, zur Abfederung der Auswirkungen der befürchteten Hitzeperioden in der Zukunft müsse vorausdenkend geplant werden: Im Wohnhausbau sollte man sich beispielsweise von riesigen, südwärts gewandten Glasflächen verabschieden. Städtebaulich seien Beschattungsmöglichkeiten und viele Grünflächen wichtig: Pflanzen sorgen für Verdunstung, die wirkt kühlend.

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