AA

Hypo-Chef: "Mehr Leichen im Keller als gedacht"

Auf Hypo-Vorstandschef Picker wartete die eine oder andere böse Überraschung in der Bilanz.
Auf Hypo-Vorstandschef Picker wartete die eine oder andere böse Überraschung in der Bilanz. ©APA
Dass bei der Hypo Alpe Adria 2013 so hohe Verluste anfallen würden, damit hatte auch der seit fast hundert Tagen amtierende Vorstandschef Alexander Picker nicht gerechnet.

“Die Verluste waren schlimmer als erwartet, weil doch mehr Leichen im Keller waren als wir gedacht haben”, sagte Picker am Donnerstag vor Journalisten.

“Böse Überraschungen” in Italien und am Balkan

Zusätzlich zu Zahlungsausfällen am Balkan, die mit der Wirtschaftskrise dort einhergingen, mussten nach Leasing-Betrügereien bei der Italientochter teure Rückzahlungen an geschädigte Kunden getätigt werden. Auch in Südosteuropa waren in einigen Ländern Rückstellungen und Rückzahlungen nach Fehlverrechnungen bei Kreditverträgen nötig. Der schwerste Brocken waren aber die Kreditvorsorgen, die im Konzern mit 1,36 Mrd. Euro mehr als viermal so hoch ausfielen wie 2012.

Im Konzern schrieb die Hypo 2013 rund 1,86 Mrd. Euro Verlust. In der Bank-AG fielen 2,748 Mrd. Euro Verlust an, hier schlugen noch die teuren Beteiligungsabschreibungen auf das Balkan-Bankennetz von rund 500 Millionen zu Buche, aber auch Kapitalnachschüsse und Abwertungen auf die Italien-Tochter. Trotz des Rekordverlusts blieb das Bankdefizit aber immer noch im Rahmen der möglichen Verluste, die die Bank schon Mitte 2013 nach Brüssel gemeldet hatte, wurde heute hinzugefügt.

“Italien hat uns böse überrascht”, sagte Picker heute bei der Präsentation der Zahlen. Die Italien-Operation schloss in der Konzernbilanz 2013 mit einem Verlust von 237,7 Mio. Euro. Sie bleibt bis auf weiteres ein Problemfall.

Abschreibungen auf Abbauteil

Für die Bankentöchter in Südosteuropa werden in der Hypo-Bilanz unterm Strich kumulierte Verluste 286 Mio. Euro ausgewiesen, da hatte es 2012 einen Gewinn von 54 Mio. Euro gegeben. Es mussten neue Kreditvorsorgen gebildet werden, die Wirtschaftskrise hat den Wert von Sicherheiten geschmälert. 2013 sind weitere rund 1,5 Mrd. Euro an faulen Krediten von den operativen Töchtern am Balkan in die interne Abbauabteilung gewandert. Jetzt umfassen die gesamten Kredite in den Balkantöchtern noch 8,5 Mrd. Euro. Operativ, so Picker, war das Balkannetzwerk insgesamt aber mit 48 Mio. Euro positiv.

Der größte Verlustbrocken waren weitere große Abschreibungen auf den Abbauteil, in dem schon jetzt der größte Teil der faulen Kredite ausgelagert ist. Die interne Abbaueinheit war nach Abschreibungen von 846 Mio. Euro mit 1,17 Mrd. Euro rot. Zwei Drittel der hier geparkten Kredite sind faul – in den Südosttöchtern sind es dafür nur mehr 12,3 Prozent. In Italien sind 31 Prozent der Kredite notleidend.

Hypo könnte Steuerzahler noch 4 Mrd. kosten

Für die Balkan-Banken gibt es laut Picker mehrere Bieter, die schon im Datenraum seien. Er hofft auf einen “guten Preis”. In der Hypo macht man sich gleichwohl keine Illusionen: Mehr als den Buchwert – der nach einer weiteren Abwertung jetzt bei rund 500 Millionen Euro liegt – wird es sicher nicht geben. Im Sommer hofft der Vorstand auf eine Vertragsunterzeichnung, das Closing könnte seiner Meinung nach zu Jahresende erfolgen.

Picker blieb heute bei seiner Einschätzung, dass der Abbau der Hypo den Staat noch bis zu 4 Mrd. Euro kosten könnte. Er sieht sogar noch die Chance auf “null bis vier” Milliarden intakt, abhängig ist das aber unter anderem vom Ausgang des Streits um die Rückzahlung der Bayerngelder (2,3 Mrd. Euro). Schätzungen, wonach das ganze Hypo-Verlustpotenzial jenseits der 10 Milliarden liegen könnte, will er nicht nachvollziehen.

Bis zur Installation der staatlichen Abbaueinheit (Bad Bank) könnte die Bank noch 700 Mio. Euro brauchen. Wieviel außerdem für die heurige Eröffnungsbilanz der Abbaugesellschaft bereit stehen muss, wurde weiter nicht prognostiziert. (red/APA)

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Hypo-Chef: "Mehr Leichen im Keller als gedacht"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen