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Hypo-Steiermark-Prozess: Vorstand zu Geschäften befragt

Im Grazer Straflandesgericht ist am Dienstag der Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark mit der Einvernahme eines weiteren Zeugen fortgesetzt worden. Zwei früheren Managern wird vorgeworfen, durch riskante Geschäfte im süd-und osteuropäischen Raum einen Schaden von 40,5 Mio. Euro verursacht zu haben. Am 16. Verhandlungstag wurde Edwin Knoll, ehemaliges Hypo-Vorstand-Mitglied, befragt. Er erklärte, niemand habe den Angeklagten nach Kroatien getrieben, um dort Geschäfte zu tätigen.
Erster Zeuge im Prozess um Leasing-Affäre

Edwin Knoll bestätigte, dass der angeklagte Manager das gesamte Leasing-Geschäft der Hypo-Steiermark aufgebaut hatte. Dabei hatte er zunächst so gut wie alle Freiheiten: “Die Leasing-Gesellschaften waren anfangs noch sehr, sehr selbstständig”, beschrieb es der Zeuge. Er betonte aber, der Ex-Geschäftsführer “wurde nicht ins Cross-Boarder-Geschäft getrieben, das kam von ihm. Es ist ein Irrsinn zu behaupten, der Vorstand habe ihn nach Kroatien getrieben.”

Bei den Kroatien-Geschäften gab es zunächst einen starken Zuwachs, “aber nicht so, dass man annehmen musste, hier wird geschleudert”, schilderte Knoll. “Die Verteidigung hat gesagt, es ist vor allem darum gegangen, Quote zu machen?”, stellte der Richter in den Raum. “Diese Ansicht kann ich nicht teilen”, blockte der Zeuge ab, was Verteidiger Harald Christandel ein mildes Lächeln entlockte.

Die Stellungnahmen des Ex-Geschäftsführers seien immer “schlüssig und nachvollziehbar” gewesen, auch die hohen Rückstände bei den Leasing-Raten machten der Bank zunächst kein Kopfzerbrechen: “Rückstände allein sind noch kein Alarmsignal, er hat immer gesagt, er hat alles im Griff”, schilderte Knoll die Gespräche mit dem Angeklagten.

“Aus der Ressortverteilung schließe ich, dass Sie für alles im Bereich Leasing zuständig sind?”, fragte Staatsanwalt Wolfgang Redtenbacher den Zeugen unter Verweis auf eine Grafik. “Dieses Schaubild sagt mir jetzt gar nichts”, meinte der Zeuge. “Wie sind Sie vom Geschäftsführer informiert worden”? “Durch die Bilanz”, so der Zeuge. “Und wie haben sie sich unterjährig über das Betriebsergebnis informiert?”, hakte der Ankläger nach. “Das Betriebsergebnis hatte nie besondere Bedeutung, wichtig war nur, dass es keine Insolvenztatbestände gab, der Bank ging es nur um die Zinserträge”, berichtete Knoll.

Der Prozess wird am Mittwoch um 9.00 Uhr mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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