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Im All hört Dich niemand schreien: Mass Effect 2

Düstere Story, furiose Action, das ist Teil 2 der Mass Effect Trilogie.
Düstere Story, furiose Action, das ist Teil 2 der Mass Effect Trilogie. ©Waibel
Mass Effect hat bei seinem Erscheinen auf den 360er Konsolen dieser Zockerwelt neue Maßstäbe in Sachen Erzählung und Roleplay in futuristischem Setting gesetzt. Nun hat der zweite Teil der Trilogie eingeschlagen wie eine Bombe.  

Das Sci Fi Rollenspiel-Epos Mass Effect wurde von den Entwicklern von Bioware auf eine Trilogie ausgelegt. So führt Mass Effect 2 Spieler, die Teil 1 durchgezockt haben,  in der Story weiter, auf Wunsch kann sogar das virtuelle Alter Ego aus dem Prequel übernommen werden. Neueinsteiger werden dagegen etwas überrumpelt und sehen sich verwirrt zurück, als ob sie ein Buch in der Mitte beginnen zu lesen. Dennoch packt jeden die umgehend einsetzende Action, die für ein Rollenspiel schier ungewöhnlich scheint. Ist Mass Effect 2 überhaupt noch ein Rollenspiel?

Shepard ist diesmal unterwegs in intergalaktischer Mission. Nachdem die Geth 2183 die Citadel, politisches und finanzielles Zentrum der Menschheit und ihrer Verbündeten stürmen, ist ein Held gefragt. Die Maschinenrasse Geth schert sich normalerweise einen Dreck um andere Rassen, da sie auch keine körperlichen Bedürfnisse haben. Doch einige der Maschinenwesen verehren die Reaper, eine alte hochentwickelte Spezies als Götter und wollen ihnen auf der Raumstation Citadel ein Portal die Welt öffnen. 

Die Reaper wiederum sind eine rücksichtslose und grausame Rasse, die bereits mehr als einmal ganze Zivilisationen ausgelöscht haben und drohen nun über die Menschheit herzufallen. Der Rat der Citadel fällt unter den Angriffen der Geth und so liegt es an Shepherd und der Mannschaft des Helden, genau dies zu verhindern. An Bord der Normandy geht die Crew auf die Jagd des nach letzten Resten des Geth-Widerstandes.

Nach einem fulminanten Intro in Blockbustermanier, bei der die Unreal Engine 3 ihre Grafikmuskeln spielen lässt, geht es an die Erstellung des Charakters, die mit ein wenig mehr Liebe zum Detail glänzt als im Vorgänger. Auch sind die Charaktere diesmal noch einmal deutlich attraktiver und detaillierter gestaltet. Die Klassenwahl ist Spielern des ersten Teils vertraut.

Während der Experte das futuristische Pendant zum Magier in guten alten Rollenspielen darstellt, wählen Freunde des ungezwungenen Geballers den Soldaten, hinterlistige Naturen werden mit dem Techniker ihre wahre Freude haben. Es gibt aber auch Mischklassen in Gestalt von Infiltrator, Frontkämpfer und Wächter. Dem Charakter noch flugs eine Geschichte verpasst, die im weiteren Verlauf von Dialogen und sozialen Interaktionen noch eine deutliche Rolle spielen wird, und schon kann´s losgehen.

Zwei Jahre nach den Zwischenfällen im Intro des Games wacht das Alter Ego nun auf der Cloning-Station der Raumstation Cerberus auf, die urplötzlich von fehlprogrammierten Sicherheitsdrohnen attackiert wird. Ab diesem Punkt geht es ins Spiel und in eine faszinierende actionbetonte Geschichte um die Frage nach den Hintergründen, den wahren Gegnern und der Lösung des Konflikts. Das Geschehen ist einem Taktik-Shooter näher als einem Rollenspiel, so ballert man sich elegant durch Horden von kampflustiger Drohnen, Aliens und massig anderem mürrischen Getier.

Die nötige Prise Taktik bekommt Mass Effect 2 durch das gelungene Deckungssystem: Wenn es in heftigen Gefechten zu hart her geht, sucht Shepard einfach hinter bestimmten Objekten Schutz. Aus der Deckung heraus muss er nun nur bevorzugt auf bestimmte Trefferzonen schießen, um auch dickste Brocken lässig zu eliminieren. Rambo-Manier ist dagegen tödlich für Shepard – denn manche Gegner lassen sich ohne entsprechende Taktik gar nicht aufs Kreuz legen. 

Doch nicht nur der geradlinige Einsatz von brachialer Gewalt führt zum Ziel – auch die Positionierung und der Einsatz der Fähigkeiten von Teammitgliedern ist immens wichtig. Mit den Mitgliedern seiner Truppe interagiert man auf besondere Weise in Dialogen – jedes Teammitglied hat seine eigene Geschichte und steht in einer sozialen Wechselbeziehung mit Shepard. Bioware-typisch gibt es auch viele Dialoge und Gespräche, eines der zentralen Elemente auch von Mass Effect 2.

Für eine tolle Atmosphäre sorgt nicht nur der Umstand, dass die Dialoge und Geschichten um Charaktere und Situationen spannend inszeniert wurden – auch die technische Umsetzung ist durchaus gelungen, wenngleich die englische Vertonung noch auf einem höheren Niveau angesiedelt ist als die deutsche. Durch Optionen in den Unterhaltungen ändert sich auch die Spielweise, denn durch bestimmte Antworten eröffnen sich nicht selten neue Aufgabenbereiche. Ein Moralsystem sorgt für die Würze in der Story, auch Shepards Äußeres ändert sich je nach getroffenen Entscheidungen und jeweiligen Moralstatus.

Doch was wäre ein gutes Rollenspiel ohne Ausrüstung und ohne ausbaufähige Charaktere? Das Mass Effect 2 zugrundeliegende Levelsystem ist eher rudimentär gehalten – so werden auch Neueinsteiger nicht überfordert. Daneben kann man auch sein Team ausrüsten und ganz nebenbei sehr viele Bereiche ausbauen. Zusammengefasst ist dieser Bereich von Mass Effect 2 aber eher simpel ausgefallen. 

Überhaupt fühlen sich in Mass Effect 2 vor allem Action-Freaks wohl – Hardcore Rollenspieler bleiben etwas auf der Strecke, dies kommt jedoch der Einsteigerfreundlichkeit zugute. Sich in „verskillten“ Charakteren zu verrennen, kommt bei Mass Effect 2 im Gegensatz zu anderen Rollenspielen sicher seltener vor.

Fazit

Ist Mass Effect 2 nun das beste Rollenspiel aller Zeiten? Ganz sicher nicht, auch wenn es bei allen wesentlichen Testplattformen nur Höchstwertungen abstaubt. Es ist eher eines der besten Spiele aller Zeiten – Rollenspiele gibt es vermutlich bessere, weil ausgefeiltere. Doch bei Mass Effect 2 stimmt das Gesamtpaket. Furiose Action in fulminanter Kulisse präsentiert, verpackt in einer stimmigen Story, das Ganze in zugänglichem Design – was will man mehr? Auf der 360 ist der Titel sicher einer der Mostly Must Haves aller Zeiten, nur Science Fiction-Hasser oder gemütliche Spielernaturen, die sich lieber stundenlang mit Werten und Punkten und ausgefeilten Taktiken herumschlagen, werden sich am Konzept von Mass Effect 2 stören. Alle anderen finden sich in einem gelungenen interaktiven Science-Fiction Streifen wieder, in dem sie die Hauptrolle spielen. Ich warte jedenfalls schon gespannt auf Mass Effect 3. Klares Daumen Hoch!

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