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Internationale Pressestimmen zur aktuellen Flüchtlingskrise

Die Internationale Presse äußerte sich zur Flüchtlingskrise
Die Internationale Presse äußerte sich zur Flüchtlingskrise ©BilderBox.com (Sujet)
Die Zeitungskommentare internationaler Medien befassen sich auch am Dienstag mit der Flüchtlingskrise. wir haben die Pressestimmen vom britischen "Guardian" bis zur "Neuen Zürcher Zeitung".
Das Geschehen im Live-Ticker
1.500 Flüchtlinge in Nickelsdorf

Der britische “Guardian” schreibt:

“(Premierminister David) Cameron hat bei seinem Besuch im Libanon am Montag betont, dass Großbritannien mehr Hilfe für die Menschen in den Flüchtlingslagern bereitstellen will. Doch dabei wird vergessen, dass das Leben in den Lagern nur solange erträglich war, wie die Menschen mit einer raschen Rückkehr in ein friedliches Syrien rechnen konnten. Die traurige Wahrheit ist, dass diese Krise nicht vorbei ist, dass noch viele Flüchtlinge in unsere Länder kommen werden, und dass Europa weiter durch die Schwierigkeiten hindurchstolpern wird. Wir brauchen dringend eine Lösung, doch wir haben sie noch nicht gefunden.”

Pressestimmen zur Flüchtlingskrise

“Politiken” (Kopenhagen):

“Während die EU in eine existenzielle Krise gestürzt wird und Syriens arme Nachbarländer unter dem Druck von Millionen von Kriegsflüchtlingen zusammenbrechen, wird an anderen Stellen im Mittleren Osten das Leben genossen. Laut den steinreichen Wüstenstaaten am Persischen Golf sollen wir anderen notleidenden Menschen helfen, auch wenn die Länder eine Hauptverantwortung für die Konflikte in ihrer eigenen Region tragen. Gibt es etwas mehr provozierend Doppelmoralisches als die Bilder aus Saudi-Arabien mit 100.000 Zelten mit Klimaanlage, die drei Millionen Flüchtlinge beherbergen könnten, aber nur für die jährliche Pilgerreise nach Mekka gebraucht werden und ansonsten leerstehen?”

“Duma” (Sofia):

“Italien, Griechenland und Ungarn werden in letzter Zeit durch den gewaltigen Migrationsdruck vereinigt, dem sie als EU-Außengrenzländer ausgesetzt sind. Deswegen wurden sie aus dem Vorschlag der EU-Kommission zur Aufteilung der Flüchtlinge nach Quoten ausgeschlossen. In dem Trio fehlt aber Bulgarien, das ebenso eine EU-Außengrenze hat, wobei es vielen Risiken ausgesetzt ist. (…) Hat aber irgendein Vertreter der (bulgarischen) Regierung in Brüssel Ängste um die nationale Sicherheit zum Ausdruck gebracht oder sich für eine Sonderbehandlung eingesetzt? Der Kontrast zu den harten Positionen Tschechiens, der Slowakei und Rumäniens ist offensichtlich.”

Weitere Medienberichte zum Thema

“Lidove noviny” (Prag):

“Deutschland, deutsche Politiker und Eliten haben ein Problem mit dem Wort Führer. Es steht für die Zeit des Nationalsozialismus, von der sich die Bundesrepublik selbst abgrenzt. Dennoch ist Deutschland das Führungsland oder der Hegemon der Europäischen Union. Angela Merkel setzte ihre Führungsrolle in der Eurokrise hart gegenüber Griechenland durch. Aber in der Flüchtlingskrise hat sie sich verhalten, wie ein Leitwidder es nicht sollte. Zuerst erklärte sie Deutschland zu einem Leuchtturm der Tugend oder einem ‘Licht der Nationen’. Was sie sagte, verstanden die Flüchtlinge als Einladung. Als sie feststellen musste, dass es für den Hegemonen doch zu viel war, führte sie wieder Grenzkontrollen ein. Damit verhielt sich Deutschland wie ein kleines Land ohne Führungsambitionen. (…) Einer halben Milliarde EU-Bürger sendet es verunsichernde Signale.”

“La Stampa” (Turin):

“Am Ende ist das, was wir Europa nennen – als wäre es wirklich eine politische Realität und nicht ein Puzzle aus Interessen, Schlaumeiereien und Heucheleien – unter dem Gewicht seiner eigenen Unfähigkeit zusammengebrochen: Keine Aufnahmequoten für Ausländer und Grenzen, die sich in einem traurigen Domino schließen. Nach den Emotionen nun die Motionen. (…) Das Problem ist, dass man sich blitzartig voranbewegt, keinerlei Vorstellung für eine allgemeine Lösung hat, wir reisen auf der Achterbahn der von den Bildern diktierten Emotionen.”

“Le Figaro” (Paris):

“Als (die deutsche Bundeskanzlerin Angela) Merkel sich bereit erklärte, in diesem Jahr 800.000 Asylbewerber aufzunehmen, ist das Prinzip einer Quotenregelung für die Aufteilung von Flüchtlingen gesprengt worden. Diese Zahl ist jetzt auf eine Million erhöht worden. Auf jeden Fall bleiben die Ursachen für diesen Exodus bestehen, und der Andrang der Flüchtlinge dürfte auch in Zukunft kaum zu kontrollieren sein. Nur eine komplette Neuauflage des Schengen-Systems und längerfristig ein Ende der chaotischen Situation in Syrien werden diese gegenwärtige Krise beenden können.”

Pressestimmen von Riga bis Zürich

“Latvijas Avize” (Riga):

“Es ist ganz klar, dass sich in der Zukunft in diesem Land etwas wesentlich ändern wird. Vielleicht zum Besseren: Vielleicht wird eine deutsche Wundermethode gefunden, durch die Millionen von Einwanderern perfekt integriert werden. Vielleicht wird es einer der einzigartigen deutschen Wege, die die Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg zu gehen neigten. Vielleicht werden die Flüchtlinge die überalterte deutsche Gesellschaft auffrischen und in Zukunft mit ihren Steuern die Pensionen der Älteren bezahlen.

Vielleicht ändert es sich aber auch zum Schlechteren: Vielleicht wird Deutschland künftig Frankreich mit seinen Einwanderer-Ghettos ähneln. Vielleicht stehen Deutschland langfristige kulturelle und religiöse Konflikte sowie rechtsextreme Ausbrüche bevor. Vielleicht kommt es in der Zukunft zu einer Mietpreis-Explosion, überfüllten Schulen, steigender Kriminalität und zum Einzug der rechten Partei ‘Alternative für Deutschland’ bei den nächsten Bundestagswahlen.”

“Neue Zürcher Zeitung”:

“Im Schatten des Krisenmanagements hat sich die CDU offenbar dazu durchgerungen, das von ihrem Generalsekretär Peter Tauber seit Jahresbeginn geforderte Einwanderungsgesetz anzustreben. Das ist bemerkenswert. Beim Koalitionspartner SPD findet sie damit eifrige Zustimmung. Die bayrische Schwesterpartei CSU jedoch tut sich noch viel schwerer damit als die CDU selbst. Im Augenblick erscheint ein solches Gesetz, das Anreize für eine geordnete Zuwanderung setzen und Paragrafen bündeln will, ohnehin etwas theoretisch. Die CSU ist derzeit die Partei, die am offensten die Paradigmen von (Bundeskanzlerin Angela) Merkels Flüchtlingspolitik hinterfragt. Das hat damit zu tun, dass sich das Thema bestens zur Anbiederung an potenzielle Wähler eignet.”

(apa/red)

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