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Interview mit Oscar-Kandidatin Nicole Kidman zu "Lion"

Schauspielerin Nicole Kidman im Interview
Schauspielerin Nicole Kidman im Interview ©Universum Film
"Lion" wurde sechsmal für die Oscars nominiert, auch Schauspielerin Nicole Kidman könnte für ihre Darstellung als Adoptivmutter in dem Drama ausgezeichnet werden.
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Im Interview zieht die zweifache Adoptivmutter nur teilweise Parallelen zu ihrem eigenen Leben: “Meine Geschichte ist eine andere als ihre”, erzählt die Australierin.  “Was uns verbindet, ist die Idee der bedingungslosen Liebe.”

Kinostart von “Lion”: Interview mit Nicole Kidman

Schauspieler sind vertraglich verpflichtet, Werbung für ihre Filme zu machen, aber wenn man mit Nicole Kidman über “Lion” spricht, gewinnt man den Eindruck, dass sie sich vor den Film schützend wie eine Löwenmutter stellt. “Manchmal bekommt Mutterschaft nicht die Anerkennung, die ihr gebührt”, sagt die 49-Jährige in Anwesenheit einer kleinen Runde von Journalisten. Kidman spielt Sue Brierley, die australische Adoptivmutter eines indischen Buben, der im Alter von fünf Jahren durch eine Reihe unglücklicher Zufälle von seiner Familie in Indien getrennt wurde. Es ist die wahre Geschichte von Saroo Brierley, der Jahrzehnte später mit Hilfe des Internets zurück zu seinem Heimatdorf fand.

Sehr persönliche Angelegenheit für die Darstellerin

Es ist das erste Mal, dass Kidman eine Adoptivmutter spielt – und es ist eine sehr persönliche Angelegenheit für die Schauspielerin. Sie hat “Lion” in der Vergangenheit immer wieder als “einen Liebesbrief” an ihre beiden Kinder beschrieben, die sie mit Ex-Ehemann Tom Cruise adoptiert hat. Aber Kidman ist sehr vorsichtig mit dem, was sie sagt, fast schüchtern, und es wirkt so als wolle sie eigentlich nicht über Dinge sprechen, die so nah an ihrem Herzen liegen. Was hat sie zur Adoption bewegt? Und die offensichtlichste aller Fragen: Steckt ein Teil von ihr auch in Sue? “Nein”, sagt sie. “Ich wollte Sue spielen, weil Sue so eine besondere Frau ist. Ich traf mich mit ihr und sie hat mir im Verlauf von sechs Stunden ihr Herz ausgeschüttet. Wir haben uns gegenseitig alles erzählt. Und ich wollte nicht mich, Nicole, durchdringen lassen. Ich wollte sie finden.”

“Mein Mutterinstinkt ist eine starke Kraft”

Sue ist ein Turm der mütterlichen Zärtlichkeit und Kidman selbst sagt auch von sich, dass sie einen stark ausgeprägten mütterlichen Instinkt hat. “Mein Mann sagt immer ‘Du bist so mütterlich, Nicole'”, lacht sie. “Ich mag das. Ich bin das älteste Kind in meiner Familie und als solches will ich mich oft um jeden kümmern. Ich musste lernen, dass das nicht immer geht. Mein Mutterinstinkt ist eine starke Kraft in meinem Leben. Ich sage immer, ich wünschte, ich hätte mehr Kinder.” Mit Country-Sänger Keith Urban (49) hat sie zwei Töchter. “Sie sind noch so klein “, sagt Kidman. “Ich wäre gerne noch länger am Leben, damit ich sie beschützen und lieben kann. Das ist wahrscheinlich meine treibende Kraft jetzt: gesund und lebendig zu bleiben.”

Dev Patel als “go-to-Inder” in Hollywood

Ein Löwenanteil der Schauspielerei in “Lion” kommt vom achtjährigen Sunny Pawar, der Saroo spielt, aber wenn der Film mehr als zwei Jahrzehnte nach vorne springt, wird er von Dev Patel abgelöst. Die Rolle eines indischen Underdogs in dem achtfach Oscar-prämierten Film “Slumdog Millionär” hatte den 26-Jährigen Briten vor neun Jahren in den Orbit von Hollywood geschossen. Sein Leben hat sich seither stark verändert, sagt er. Es ist mehr Segen als Fluch, aber es habe ihn auch zum “go-to-Inder” in der Branche gemacht. “Es ist schwierig, weil ‘Slumdog Millionär’ sehr viel für mich bewirkt hat. Gleichzeitig ist es etwas, wogegen ich ankämpfe”, erzählt der Schauspieler der APA. Manchmal würden die Leute denken, er sei die “offensichtliche” Wahl, er sei “der Kerl aus Slumdog” und “zu verbraucht”. “Dann musst du den Leuten zeigen, dass du es verdienst, weil du hart dafür gearbeitet hast”, so der Darsteller.

“Es macht mich zu einem volleren Menschen”

“Lion” basiert auf den Memoiren “Mein langer Weg nach Hause” von Saroo Brierley, der das Produkt von zwei Kulturen ist. Patel, ein Brite mit indischen Wurzeln, kann sich darin wieder erkennen. “Ich wuchs mit keiner wirklichen Beziehung zu Indien auf. Ich versuchte es zu unterdrücken – so wie auch Saroo versucht, seine indischen Wurzeln zu unterdrücken”, sagt er. “Darum kann ich mich gut mit ihm identifizieren. Ich versuchte, so britisch zu sein wie ich konnte und dann, als ich nach Indien ging, um ‘Slumdog Millionär’ zu drehen, veränderte es meine gesamte Perspektive. Es klingt klischeehaft, aber ich hatte einen Aha-Moment. Ich habe diesen Teil meiner Kultur wirklich angenommen. Es macht mich zu einem volleren Menschen.”

Kidman hat bereits einen Oscar erhalten

Mit Nicole Kidman zu arbeiten war für den Briten “wie ein Platz in der ersten Reihe für eine wunderbare Performance”. “Sie ist eine unglaublich warme Seele. Sie hat wirklich aus dem Bauch heraus gespielt. Sie ist eine Mutter, die adoptiert hat und ich denke, es ist eine Ode an ihre Kinder”, so Patel. Sowohl Kidman als auch Patel sind für einen Nebendarsteller-Oscar nominiert. Es wäre nicht das erste Mal für Kidman: 2003 erhielt sie die Auszeichnung als beste Schauspielerin für ihre Rolle als Virginia Woolf in dem Drama “The Hours”.

(Die Gespräche führte Marietta Steinhart/APA /Red.)

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