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Italien nahm Abschied von Erdbeben-Opfer: Trauertag im Land

Auch Premier Matteo Renzi nahm am Staatsakt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe teil.
Auch Premier Matteo Renzi nahm am Staatsakt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe teil. ©AFP/Alberto Pizzoli
Mit einem nationalen Trauertag hat Italien am Samstag der bisher 290 Toten nach dem Erdbeben vom Mittwoch gedacht. Zu einem Staatsakt für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Italien strömten zahlreiche Trauernde und Überlebende der Katastrophe in die Sporthalle der mittelitalienischen Stadt Ascoli Piceno, die in eine behelfsmäßige Kapelle umgewandelt worden war.
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In Andenken an die Opfer wurden landesweit die Flaggen auf Halbmast gesetzt. An der Trauerzeremonie für 35 der 49 Opfer in der mittelitalienischen Region Marken beteiligten sich auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, der zuvor das Katastrophengebiet besucht hatte, sowie Premier Matteo Renzi, der den Verwandten der Opfer Trost spendete. Eine lange Reihe von Särgen wurde in der Sporthalle aufgestellt. Die Namen aller Opfer wurden zu Beginn der Trauerzeremonie verlesen.

“Werden Häuser und Kirchen wieder aufbauen”

“Wir erleben eine Zeit der Kriege. Auch ein Erdbeben ist ein Krieg, denn die Natur verzeiht uns nicht. Es ist weiser, im Einklang mit der Natur zu leben, als sie zu provozieren”, sagte der Bischof von Ascoli Piceno, Giovanni D ́Ercole, in seiner Predigt. Der Bischof zeigte sich überzeugt, dass die zerstörten Gemeinden zu neuem Leben erwachen werden. “Unsere Gegend besteht aus Menschen, die nicht den Mut verlieren. Zusammen werden wir unsere Häuser und Kirchen wieder aufbauen”, sagte D ́Ercole.

Auch Sarg der neunjährigen Giulia aufgestellt

Auch der weiße Sarg der neunjährigen Giulia wurde in der Sporthalle von Ascoli Piceno aufgestellt. Sie hatte mit ihrem Körper ihre vierjährige Schwester Giorgia geschützt, die als eine der letzten Menschen lebend aus den Trümmern in Pescara del Tronto gerettet worden war. Der Bischof bezeichnete es als Wunder, dass Giorgia nach 16 Stunden lebend unter den Trümmern ihres Kinderzimmers geborgen werden konnte. “Das Leben hat mit Giorgia über den Tod gesiegt”, sagte D ́Ercole.

Papst Franziskus trauert mit Angehörigen

Papst Franziskus drückte seine tiefe Anteilnahme an der Trauer der Familienangehörigen aller Opfer des Erdbebens aus. “Der Papst betet für die Opfer des Erdbebens”, teilte der vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, mit. In der Basilika des Heiligen Franz in Assisi ertönten zu Beginn der Trauerzeremonie in Ascoli Piceno die Glocken. Die Gemeinschaft der Franziskanermönche schloss sich den Gebeten für die Erdbebenopfer an.

Vor Beginn der Trauerzeremonie hatte Italiens Präsident Mattarella die besonders schwer getroffenen Ortschaft Amatrice besucht. Er sprach mit Einsatzkräften, die nach Verschütteten suchen, und dankte ihnen für ihre Arbeit. Mattarella versprach den vollen Einsatz der Institutionen für einen raschen Wiederaufbau und besuchte Verletzte in den Krankenhäusern der Gegend. Besonders wichtig sei, den Beginn des Schuljahres in den betroffenen Gemeinden zu sichern, betonte schließlich Italiens Premier Matteo Renzi.

290 Tote bei Erdbeben in Italien

Inzwischen wuchs die Zahl der Todesopfer des Erdbebens auf 290. 388 Personen wurden verletzt, 2.444 Obdachlose werden vom italienischen Zivilschutz versorgt. Aus den Trümmern des Hotels Roma in Amatrice wurden drei weitere Tote geborgen, darunter ein Ehepaar. Da es noch weitere Verschüttete gibt, dürfte die Zahl der Opfer noch weiter steigen.

Für den kommenden Dienstag ist eine “Begräbnisfeier ohne Leichen” für die Opfer der Ortschaften Amatrice und Accumoli vorgesehen. Dazu wird auch Italiens Regierungschef Renzi erwartet. Der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, hatte zuvor geklagt, nach dem Beben stehe keine einzige Kirche mehr in Amatrice, “also findet die Zeremonie im Freien statt”.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen möglichen Verstößen gegen Bauvorschriften

Die Staatsanwaltschaft in der italienischen Stadt Rieti ermittelt bereits, ob in der Erdbebenregion gegen Bauvorschriften verstoßen wurde. “Was da passiert ist, kann nicht nur als Unglück gesehen werden”, zitierte die italienische Tageszeitung “La Repubblica” am Samstag Staatsanwalt Giuseppe Saieva. Bei einigen der zerstörten Häuser sei “mit mehr Sand als Zement” gebaut worden. Vor allem der Einsturz einer erst vor kurzem renovierten Grundschule in Amatrice hatte für Aufsehen gesorgt. Bisher seien aber keine Verdächtigen identifiziert worden.

Auch zahlreiche Tiere sind bei dem schweren Erdbeben verletzt worden. Jetzt will sich die Tierklinik der Universität Camerino in der Region Marken um die Vierbeiner kümmern, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Samstag meldete.

(APA)

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