Die derzeitige Situation bezeichnete Kapsch im Klub der Wirtschaftspublizisten als “aufgeheizt”. Er outete sich als Freund von höheren Einmalzahlungen anstatt von generellen Lohn- und Gehaltserhöhungen, deren mittelfristige Auswirkungen nicht abschätzbar seien. Er bekräftigte auch einmal mehr, gegen die Pflichtmitgliedschaft bei Sozialpartnern wie der Wirtschaftskammer zu sein. Die Sozialpartnerschaft sei zudem nicht grundsätzlich mit den Kollektivverträgen bzw. den zugehörigen Verhandlungen gleichzusetzen.
“Seit 1848 hat sich viel verändert”
An den designierten ÖVP-Wirtschaftsbund- und somit auch Wirtschaftskammerpräsidenten Harald Mahrer äußerte Kapsch einige Wünsche. Die Berechtigung der Wirtschaftskammer aus dem Jahr 1848 abzuleiten, wie dies Mahrer tat, davon hält Kapsch allerdings nichts, wie er ausführte. “Wenn man in bestimmte Positionen kommt, dann spricht man oft anders als vorher”, kritisierte Kapsch: “Ich kannte ihn (Mahrer, Anm.) als Liberalen und nicht als Freund der Pflichtmitgliedschaft. Seit 1848 hat sich auch vieles geändert.”
“Sind das Sparvereine?”
Von Mahrer erwartet Kapsch nun “eine wirkliche Reform in der Wirtschaftskammer, eine wirkliche Restrukturierung”. Die Landeskammerbudgets und deren Vermögenshöhen seien überbordend – “ich frage mich, ob das Sparvereine sind”, so Kapsch. Aber die WKÖ sei eine umgekehrte Pyramide, die Landeskammern seien die Wähler der Funktionäre im Bund. Daran krankt aus Kapsch’ Sicht schlussendlich “das ganze politische System im Land”.
(APA)