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Jauch geht doch nicht zur ARD

Günther Jauch wird nicht als Nachfolger von Sabine Christiansen die ARD-Talkshow am Sonntagabend moderieren. Er habe der ARD am Donnerstag abgesagt, sagte er der dpa.

Zuvor hatte es kontroverse Diskussionen rund um Jauchs geplantes ARD-Engagement gegeben. Jobst Plog, Intendant des Norddeutschen Rundfunks und Verhandlungspartner Jauchs, bedauerte die Entscheidung des Moderators und übte Kritik an anderen ARD-Anstalten. Jauch, bei RTL seit Jahren mit „Stern TV“ und „Wer wird Millionär?“ im Geschäft, sollte im September bei der ARD einsteigen. Jauchs Haussender RTL begrüßte den Schritt. Einen mit „Christiansen“ vergleichbaren Polittalk unter dem beliebten Moderator werde es beim Privatsender aber trotzdem nicht geben, wie RTL-Unternehmenssprecher Christian Körner der APA sagte. Zum einen sei „Christiansen“ nur “überschaubar erfolgreich“ und zum anderen sei der Markt für politische Talks „derzeit gesättigt“, argumentierte Körner. Mit „Stern TV“ würde Jauch ohnehin „sehr erfolgreich gesellschaftspolitische Themen“ abdecken. Jauch erklärte seinen überraschenden Rückzug unter anderem damit, dass die ARD darauf gedrungen habe, er solle „journalistisch exklusiv“ für „das Erste“ tätig sein und eine weitere Sendung übernehmen. „Ich wollte aber keine Zusagen über den Sonntagabend hinaus geben“, so Jauch. Als weiteren Grund nannte er, dass die ARD mit der Änderung eines Vertragspassus die Zuständigkeit für seine Show den Chefredakteuren habe unterstellen wollen. „Damit wäre nach meiner Auffassung die Sendung dem ständigen Risiko ausgesetzt, zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden.“ Dies entspreche nicht seinem Empfinden von „innerer Freiheit und äußerer Unabhängigkeit“.

„Was Günther Jauch mit „politischer Farbenlehre“ meint, weiß ich nicht“, entgegnete ARD-Chefredakteur Thomas Baumann. „Redaktionelle Entscheidungen finden in meiner Koordination nicht nach Proporzdenken oder Farbenlehren statt, sondern fußen ý je nach Thema und Lage ý auf journalistischer Ausgewogenheit.“

Die Abstimmungen rund um sein Vertragswerk seien darüber hinaus durch die Diskussionen um Schleichwerbung, den Jan-Ullrich-Vertrag und die Werbeverpflichtungen anderer ARD- und ZDF-Moderatoren erschwert worden, ergänzte Jauch. Auch Wortmeldungen aus den Reihen der Rundfunkräte seien nicht immer hilfreich gewesen. Die ARD hätte ihm zwar seine Werbeaktivitäten nicht untersagt, aber auf der anderen Seite habe er bereits seine Werbeverträge gekündigt oder auslaufen lassen. „Diese Zugeständnisse zeigen, wie sehr ich an dem Format am Sonntagabend interessiert war.“

In den vergangenen Wochen hatte es zunehmend ARD-intern kritische Stimmen zur Verpflichtung Jauchs gegeben. So sagte die künftige WDR- Intendantin Monika Piel, dass sich künftig prominente Moderatoren entweder fürs Privatfernsehen oder für die ARD entscheiden müssten. Der seit 1. Jänner amtierende ARD-Vorsitzende Fritz Raff (Saarländischer Rundfunk) sagte in einem Interview des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ am Montag: „Ohne Jauch geht die ARD-Welt nicht unter“. Am Donnerstag sagte Raff: „Ich würde mich freuen, wenn damit das Tischtuch zwischen ihm und der ARD nicht endgültig zerschnitten wäre. Vielleicht gibt es zu einem späteren Zeitpunkt eine Gelegenheit, doch noch zusammen zu kommen.“

„Den Entschluss von Günther Jauch bedaure ich außerordentlich“, sagte NDR-Intendant Plog. „Wir haben uns in den Vertragsverhandlungen mit ihm auf ein Ergebnis verständigt, das den ursprünglichen Forderungen der ARD entsprach. Die Intendanten der ARD haben dieses Ergebnis einmütig akzeptiert. Der Vertragsschluss wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien gefährdet. Vor diesem Hintergrund habe ich Verständnis für den Entschluss von Günther Jauch. Ich bin zugleich in Sorge, ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen.“

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