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"Jetzt fängt ein neues Leben an"

Ein Bild mit Seltenheitswert: Ilga Sausgruber mit ihrem Mann Herbert.
Ein Bild mit Seltenheitswert: Ilga Sausgruber mit ihrem Mann Herbert. ©VLK
Höchst - Ilga Sausgruber freut sich, dass ihr Mann dem Amt und der Politik Adieu sagt.

„Wissen Sie, leicht war das oft aber nicht.“ Immer wieder sagt Ilga Sausgruber das. Als Kontrapunkt zu den Erzählungen über viele aufregende Erlebnisse an der Seite des Landeshauptmannes. So als wolle sie stets den Preis veranschaulichen, den man als Gattin eines 70 bis 80 Stunden wöchentlich arbeitenden Mannes zu bezahlen hat. Ein Mann, der des Landes erster Bürger war und noch bis Dezember ist. Und der seinen Aufgaben stets mit großer Gewissenhaftigkeit nachkam.

Ilga Sausgruber selbst immer aktiv

Klar, langweilig war es für sie nie. Sie kam mit vielen interessanten Menschen zusammen. Eine Bereicherung für ihr Leben sei das gewesen. Doch jetzt ist Ilga Sausgruber, 61, ungemein erleichtert. „Jetzt fängt für uns ein neues Leben an.“ Das Wörtchen „uns“ musste die gebürtige Nüzigerin viele Jahre im Zusammenhang mit ihrem Gatten Herbert praktisch streichen. „Wir hatten so wenig Zeit füreinander. Die Politik stand für ihn an erster Stelle. Das ist nicht einfach. Da brauchst du viel Verständnis, Geduld, Nerven.“ Ilga hatte das. Sie war selber immer sehr aktiv. „Netz für Kinder“, Krebshilfe, andere karitative Initiativen. „Ich konnte mich schon so definieren, dass die Politik meines Mannes seine Sache war und ich meine Dinge tat“, sagt sie selbstbewusst.

Kaum frei im Kopf

Sie, die mit ihrer unbeschwerten und fröhlichen Art wie die perfekte Ergänzung zum staatsmännisch-ernsten Auftreten ihres Gatten wirkte, hat dennoch die Last seines Amtes mitgetragen. Im Alltag konnte das dann so aussehen. „Es ist Samstag. Eigentlich auch einmal ein freier Tag für meinen Mann. Wir sitzen zusammen. Dann klingelt das Telefon. Und plötzlich ist alles vorbei. Er muss entweder weg, oder er fängt an nachzudenken.“ Und nachgedacht habe Herbert immer viel. „Da konnte er physisch wohl anwesend sein, aber geistig war er weit weg. Stundenlang. In solchen Situationen musste ich ihn dann oft einfangen. Und ihm sagen: ‚So, jetzt widmest du dich wieder der Familie‘“. Am schlimmsten sei es im Urlaub gewesen. „Wenn er drei, vier Laptop-Stunden am Tag hatte. Und danach weitere Stunden im Kopf nicht frei war.“

Keine Pläne

In politische Angelegenheiten eingemischt habe sie sich nie. Nur wenn der Landeshauptmann ihre Meinung hören wollte, habe sie ihm diese mitgeteilt. „Das ist doch unter Eheleuten etwas ganz Normales.“ Richtige Eheleute, Eltern und vor allem Großeltern können sie ab Dezember endlich wieder sein. „Mein Mann litt speziell darunter, kaum Zeit für seine Enkel gehabt zu haben. Unsere drei erwachsenen Kinder brauchten diese Zeit ja nicht mehr so.“ Zeit haben, den Tag nach eigenem Gutdünken gestalten, tun, wozu man gerade Lust hat – wie wird das, Ilga Sausgruber? „Das wird natürlich sehr spannend. Ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht genau. Mein Mann wird von 180 auf Null fahren. Wie er das schafft, wird die Zeit weisen.“ Große Reisepläne hegen die Sausgrubers derweil nicht. „Doch das Gefühl zu haben, jederzeit gehen zu können – allein das ist schon wie das Reisen selbst“, lacht die Noch-First Lady des Landes.

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