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Jihadisten-Razzia: Festgenommener Prediger klagte wegen übler Nachrede

Der Imam war zuvor bereits vor Gericht gestanden - als Kläger.
Der Imam war zuvor bereits vor Gericht gestanden - als Kläger. ©AP/Sujet
Der im Zuge einer Großrazzia in Österreich festgenommene Prediger Mirsad O. alias "Ebu Tejma" war dieses Jahr bereits im Juli und im September vor Gericht in Erscheinung getreten. Weil er in Tageszeitungen als "Hassprediger" bezeichnet wurde und laut diesen zwei Mädchen, die seit geraumer Zeit verschwunden sind, islamistisch radikalisiert haben soll, hatte er wegen übler Nachrede geklagt.
Imam klagte gegen "Heute"
Razzia gegen mutmaßl. Jihadisten

Der unter dem Namen “Ebu Tejma” auftretende 32-jährige Prediger bekam für die zweite Behauptung nicht rechtskräftig eine Entschädigung von 2.500 Euro zugesprochen. Er klagte auch gegen die Tageszeitung “Österreich”, die geschrieben hatte, der Imam habe die 15 bzw. 16 Jahre alten Mädchen in den sogenannten “Heiligen Krieg “getrieben”. Diese Verhandlung fand im September statt und war vertagt worden.

Die beiden Wiener Jugendlichen machten sich im April auf den Weg nach Syrien, um dort nach eigenen Angaben im Bürgerkrieg zu kämpfen. Die Familien der beiden bosnischstämmigen Mädchen begaben sich verzweifelt auf die Suche, bisher sind die Mädchen nicht wieder aufgetaucht.

Prediger klagte gegen “Heute”

Die Tageszeitung “Heute” hatte behauptet, dass der Imam, der mehrmals wöchentlich in einer Moschee in Wien Leopoldstadt predigte, die beiden Mädchen radikalisiert habe. Das Medium bezeichnete den Mann auch als “Hassprediger”.

“Ebu Tejma”, widersprach vor Gericht den von den Tageszeitungen aufgestellten Behauptungen. Er würde “niemals” predigen, dass gläubige Muslime in einen bewaffneten Krieg ziehen sollen. “Wenn jemand zu mir kommen würde und mich fragen würde, ob er das tun soll, dann würde ich sagen, machen Sie das nicht. Gehen Sie in die Schule, machen Sie Karriere”, sagte er vor dem Richter. Das Thema “Jihad” würde in seinen Predigen vorkommen, doch bedeute dieses Wort auch “Anstrengung”. Er wolle, dass sich die Leute anstrengen. “Ich habe selbst vier Töchter, mein Bruder hat fünf Töchter. Wäre es da normal, Minderjährige in ein Kriegsgebiet zu schicken?”, so Prediger. “Ich hab nie mit den beiden Kontakt gehabt”, sagte der 32-Jährige. Sie seien nie in der Moschee gewesen, da in seiner Moschee aus Platzgründen die Männer beim Gebet unter sich bleiben würden. Nach dem Verschwinden der zwei Mädchen habe ein Vater der Jugendlichen Kontakt mit ihm gesucht.

Moschee stand unter Ermittlungen

Die Moschee gilt als Salafisten-Zentrum, das auch vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) in frühere Ermittlungen eingeschlossen war. Erst Anfang Juli war ein 21-jähriger Wiener wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung schuldig gesprochen worden, der sich zuvor die Ausführungen des Predigers angehört hatte. Der Imam sei besonders “charismatisch und bei Jugendlichen beliebt” las der Richter aus den Akten des LVT vor.

Der Richter ließ auch ein Video vorspielen, indem der Mann über Osama Bin Laden sprach – “lobend”, wie der Richter ausführte. “Ich lobe ihn nicht”, sagte der 31-Jährige. “Aber man wird in dieser Welt gezwungen, schlecht über ihn zu reden.” In der arabischen Welt schaue man ganz anders auf Bin Laden, “nicht als Verbrecher, sondern als einen, der sie befreit”. “Ebu Tejma” hielt fest, dass viele Videos seiner Predigten, die im Internet kursieren, in verkürzter Fassung ins Netz gestellt worden sind. Seine Vorträge würden nie unter einer Stunde dauern, die paar Minuten, die dann veröffentlicht werden, seien aus dem Zusammenhang gerissen.

Mehr zum Thema: Großrazzia gegen mutmaßliche Jihadisten.

(APA)

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