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Jordi Savall brachte das "Lob der Torheit" zum Klingen

Das "Lob der Torheit" des Dichters und Humanisten Erasmus von Rotterdam bildete das geistige Zentrum eine Konzertes im Rahmen der styriarte. Mit Jordi Savall und La Capella Reial de Catalunya zusammen mit Hesperion XXI beendete das steirische Festival am Sonntagabend in der Helmut-List-Halle seinen Konzertreigen. Dabei standen die zahlreichen Texte im Vordergrund, die Musik kam etwas zu kurz.


Erasmus von Rotterdam ließ in seinem Jugendwerk – und Haupterfolg – “Lob der Torheit” die Torheit selbst auftreten und eine beißende Satire auf die Zeit formen. Das Abschlusskonzert, konzipiert von Jordi Savall, stellte diesen Text in den Mittelpunkt und formte daraus einen Blick auf eine ganze Epoche. Juliette Eröd verkörperte die Torheit und bewies, wie treffend viele dieser Betrachtungen immer noch sind. Den Rahmen bildeten Verweise auf markante Punkte im Zeitgeschehen, dazu kamen Briefe von Erasmus (Alexander Mitterer) und Martin Luther (Thomas Höft). Einen interessanten Aspekt lieferten noch Stefan Zweigs Anmerkungen über Erasmus am Ende des Abends.

Die musikalische Auswahl war vielseitig, sie bot einen osmanischen Kriegsmarsch ebenso wie Fanfaren und Trommeln zur Veranschaulichung der Kriegsbetrachtungen, aber auch geistlichen Klänge. Berührend gelang Heinrich Isaacs “Fortuna desperata: nasci, pati, mori” oder der Psalm “Christ lag in Todes Banden”. Jordi Savall spielte nicht nur Gambe, sondern leitete auch mit knappen Gesten die Musiker und die hervorragenden Sänger (Chiara Maggi, Pascal Bertin, David Sagastume, Lluis Vilamajo, Marc Mauillon, Furio Zanasi, Daniele Carnovich), die sich zu einem ungemein harmonischen Klang fanden. Ein Teil der Stücke stellte so etwas wie die Untermalung der Texte dar, was einerseits sehr stimmungsvoll war, andererseits hätte man von dem hervorragenden Ensemble gerne mehr “Solonummern” gehört.

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