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Kein Ende der Gewalt in Türkei

Der Selbstmordattentäter riss Mittwochabend 28 Menschen mit in den Tod.
Der Selbstmordattentäter riss Mittwochabend 28 Menschen mit in den Tod. ©APA/AFP/STRINGER At least five people were killed and 10 people were wounded in a car bombing in the Turkish capital Ankara on February 17, the city's governor said. The attack targeted a convoy of military service vehicles, Ankara governor Mehmet Kiliclar said, quoted by the CNN-Turk and NTV channels. / AFP / STRINGER
Die Gewalt in der Türkei nimmt kein Ende: Am Donnerstagmorgen wurden bei einem Angriff auf die türkische Armee im Südosten des Landes laut Medienangaben mindestens sechs Soldaten getötet. Sicherheitskreise machten die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Angriff auf einen Militärkonvoi in Lice in der Provinz Diyarbakir verantwortlich.
Anschlag am Donnerstag
Anschlag am Mittwoch


Einen Tag zuvor erschütterte der Terror das Land in seinem politischen Zentrum. In der Nähe eines Militärkonvois in der Hauptstadt Ankara explodierte im Feierabendverkehr am Mittwochabend nach offiziellen Angaben eine Autobombe. Mindestens 28 Menschen wurden mit in den Tod gerissen. 61 weitere Menschen wurden verletzt, wie die Regierung mitteilte.

Wer steckt hinter dem Anschlag in Ankara?

Noch während die Rauchsäulen über Ankara stiegen, wurde spekuliert, wer hinter diesem Anschlag stecken könnte. Mit dem offenbar exakt gezielten Angriff rund 300 Meter vom Hauptquartier der Streitkräfte und vom Parlament entfernt, sollte offensichtlich eine Botschaft an die Regierung verschickt werden. Noch bevor klar war, wer hinter dem Anschlag steckt, kündigte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bereits Vergeltung an. Man sei entschlossen, vom “Recht auf Selbstverteidigung” Gebrauch zu machen, teilte Erdogan via Twitter mit. Der Kampf gegen solche Angriffe werde weitergeführt.

Noch am Mittwochabend bombardierte die türkische Luftwaffe Stellungen der PKK im Nordirak, wie der irakische Fernsehsender Al-Sumaria berichtete. Aus Gründen der “nationalen Sicherheit” verhängte die Regulierungsbehörde für den privaten Rundfunk, der Oberste Rundfunk- und Fernsehrat RTÜK, eine Nachrichtensperre, die aber von vielen Medien umgangen wurde.

So wurde noch am Mittwochabend in den Medien spekuliert, die PKK sei verantwortlich für den Anschlag in Ankara, aber auch der “Islamische Staat” wurde als Urheber ins Spiel gebracht. Die regierungskritische Zeitung “Sözcü” beschuldigte die YPG/PYD, die Bombe gelegt zu haben. Die kurdische Partei der Demokratischen Union PYD ist der syrische Ableger der PKK, während die Volksverteidigungseinheiten (YPG ) deren bewaffneter Ableger ist, der sich immer wieder Gefechte auch mit IS-Kämpfern liefert und die Autonomie der Kurden in Syrien anstrebt.

Anhang(9)
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Für eine Täterschaft, so mutmaßte das Blatt, spreche neben dem ausgebrochenen Kurdenkonflikt auch das Datum. Denn vor genau 17 Jahren, am 16. Februar 1999, wurde PKK-Chef Abdullah Öcalan gefangen genommen. Bis heute sitzt er in Haft auf der Gefängnisinsel Imrali bei Istanbul. Regelmäßig zum Jahrestag seiner Festnahme gibt es gewalttätige Ausschreitungen militanter Kurden.

Attentäter war 23-jähriger Syrer

Ein Verdacht, der sich laut Ankara jetzt bestätigt hat. Am Donnerstag sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, bei dem Attentäter habe es sich um einen 23-jährigen Syrer gehandelt. Dieser sei ein YPG-Kämpfer gewesen, und habe den Anschlag in der Hauptstadt mit Unterstützung der “separatistischen Terrororganisation” PKK verübt. Insgesamt seien neun Verdächtige festgenommen worden.

In türkischen Medien wurde auch der Name des mutmaßlichen Selbstmordattentäters genannt, zudem wurde auch ein Passbild von ihm gezeigt. Die regierungstreue Tageszeitung “Yeni Safak” berichtete, der Syrer sei vermutlich als Flüchtling aus dem Bürgerkriegsland gekommen. Beim Grenzübertritt seien seine Fingerabdrücke genommen worden, was jetzt seine Identifizierung ermöglicht habe, schrieb die “Yeni Safak”.

PKK weist Anschuldigungen zurück

Die PKK unterdessen wies die Anschuldigungen zurück. Der PKK-Kommandant Cemil Bayik sagte der PKK-nahen Agentur Firat am Donnerstag: “Wir wissen nicht, wer das getan hat. Es könnte aber ein Vergeltungsschlag für die Massaker in Kurdistan gewesen sein.” Auch der Co-Vorsitzende der PYD, Saleh Muslim, distanzierte sich von einer Beteiligung. “Wir sehen die Türkei nicht als Feind”, sagte Muslim laut türkischen Medienberichten. Unterdessen kündigte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu vor Journalisten weitere Maßnahmen an. Die Türkei, so Davutoglu, werde keinen Schritt im “gerechten Kampf” gegen den Terror zurückweichen.

(APA)

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