Keine unbeschriebenen Blätter...

Der Auftakt war, wie das gesamte Harder Literaturfestival hardcover bisher – schwungvoll. Wiederum erwies sich die starke Einbindung der Jugend als großer Gewinn, denn mit „Channel 5“, einer Formation der Musikschule Hard mit Lehrerin Vera Mittelberger an der E-Gitarre kamen stimmige Songs auf die Bühne. Verantwortlich für den guten Kontakt zur Jugend ist ua Projektleiterin und Moderatorin Dagmar Ullmann-Bautz. Sie zeigte sich allerdings auch vom 30 Jahre alten Zitat Josef Jankers „.. schlug die wagemutige Gemeinde ein Ruhmesblatt auf, das vom kulturellen Engagement des Bürgertums kündet, das in dieser Seeregion, Grenzen überspringend, ein weithin sichtbares Zeichen setzt“ beeindruckt.

Bürgermeister Harald Köhlmeier dankte daher nicht nur den jungen Musikern sondern überreichte Alwin Riedmann, der vor 30 Jahren den Literaturpreis Hard als Kulturreferent initiiert und „angeschoben“ hatte mit herzlichen Gratulationen das erste druckfrische Exemplar der gesammelten besten Kurzgeschichten.

“Bescheidene” Harder

Kulturlandesrätin Andrea Kaufmann schloss sich dem Dank an und zeigte sich begeistert von der Idee, den Literaturpreis Hard erstmals in ein ganzes Literaturfestival einzubetten. Die Bescheidenheit der Harder, die sich mit ihrem wohl ältesten Literaturpreis des Landes nie in den Vordergrund spielten, sei bewundernswert. Die kräftigen Impulse in die ganze Bodenseeregion offenbaren sich allerdings eindrucksvoll an der Zahl der Einsendungen. Die Jury – Heide Capovilla, Barbara Herold, Christian Mähr, Wolfgang Mörth und Jürg Rechsteiner – hatte 485 Einsendungen zu lesen und bewerten. 

Mehrfach preisgekrönt

Die preisgekrönten Kurzgeschichten zum ausgelobten Motto „Trau keinem über 30“ wurden aus insgesamt 485 (!) Einsendungen von der Jury bestgereiht. Die zwei Förderpreisträger sowie die Preisträgerin sind allesamt keine unbeschriebenen Blätter. Die anonymisierten Kurzgeschichten bestachen durch besondere Sprache – so wie Gabriele Kögls (52) jugendlich-rasante „Chatroulette“, in der zB „der Opa in der Urne chillt“ und auch sonst viele Ausdrücke aus dem Sprachschatz der 16jährigen Tochter einflossen. Die Grazerin ist Drehbuchautorin und Schriftstellerin und errang bereits zahlreiche Literaturpreise.

Ukulele und Älterwerden

Der Kulturwissenschafter Thorsten Bihegue (38) ist in der Berliner Theaterszene als Autor, Schauspieler, Poetry Slammer, Regisseur und Musiker bekannt. Sein Text „Drei Momente älter werden“, vorgetragen als Lesung mit Ukulele, thematisiert eine Mutter-Sohn-Beziehung. Eine Generationenkluft der ganz anderen Art beinhaltet der Siegertext von Gertraud Klemm (41). In „Rechaud“ lässt die Wienerin die Beziehung zu einem älteren Mann laut Jury „sprachlich virtuos, formal elegant, witzig und voller Poesie“ bezweifeln. Die in Baden lebende Schriftstellerin errang ebenfalls bereits zahlreiche Literaturpreise.

Weitere Highlights

Mit einem Konzert der jungen Band „The Stintsons“ um Timo Juriatti und einem feinen Chilli klang der Literaturpreisverleihungsabend mit vielen Gesprächen und Diskussionen ringsum die Siegertexte aus. Nicole Ohneberg (Kulturamt) verkaufte die druckfrische Kurzgeschichtensammlung, in der sich auch die junge Kadisha Belfiore (20) gegen große internationale Konkurrenz durchsetzen konnte. Weitere Programmpunkte des Literaturfestivals sind Literaturfahrten im Rheindammzügle sowie die Bespielung von 4 Ateliers (Galerie.Z, Atelier King, Atelier im Hof, Atelier art.menia). Nach montäglichem Literaturbrunch in der Kammgarn und Literaturwanderung wird zum Festivalabschluss eine Lesung mit Martin Walser in der Kulturwerkstatt Kammgarn stattfinden. Mehr auf www.literaturfestival.hard.at