Im Jahr 1992 ließ der Pole in den vatikanischen Gärten das Klausurkloster Mater Ecclesiae bauen, in dem über die Jahre hinweg Schwestern verschiedener Orden aus aller Welt lebten und arbeiteten. Wenn Benedikt XVI. nach dem Abschluss derzeit laufender Modernisierungsarbeiten dort einzieht, tritt nun die ungewöhnliche Situation ein, dass ein neuer Papst und sein Vorgänger zeitgleich im Vatikan leben. Für den scheidenden Papst, der in seiner knapp achtjährigen Amtszeit stets größten Wert auf regelmäßige Spaziergänge in den vatikanischen Gärten legte, dürfte das von Blumenrabatten und Gemüsebeeten umgebene Gebäude der ideale Ort sein, um den Lebensabend zu verbringen. Dort blühen unter anderem zwei seltene Rosenarten – die rosafarbene “Beatrice d’Este” und die weiße “Giovanni Paolo II”. An Lebensmitteln liefern die Gärten etwa Paprika, Zucchini und Kohl. An den Bäumen des Gartens wachsen außerdem Zitronen und Orangen.
Spärlich eingerichtet
In dem dreistöckigen Gebäude gibt es in den oberen Etagen zwölf Zellen. Sie sind spärlich eingerichtet, mit hölzernen Kruzifixen und religiösen Gemälden an den Wänden. Im Erdgeschoß des Hauses befinden sich neben einer Kapelle ein Wohn- und Aufenthaltsraum, eine Bibliothek sowie eine Küche. Bis die Renovierung des Gebäudes abgeschlossen ist, wird Benedikt XVI. in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom wohnen.
Schreiben und Studieren
Dass der scheidende Papst in Mater Ecclesiae ein völlig zurückgezogenes Leben führen wird, glaubt Vatikansprecher Federico Lombardi indes nicht. “Ich gehe nicht davon aus, dass er zum Einsiedler wird”, sagt er. Der Papst habe “oft gesagt, dass er sein hohes Alter dem Schreiben und Studieren widmen will”. “Ich denke, das wird er auch tun”, sagt Lombardi und fügt hinzu: “Das ist eine noch nie da gewesene Situation, wir werden sehen, was passiert.”