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Lenny Kravitz live in Wien: Es ist nicht vorbei, solange es nicht vorbei ist

Lenny Kravitz begeisterte im zweiten Anlauf Wien
Lenny Kravitz begeisterte im zweiten Anlauf Wien ©Vienna.at/Sebastian Windisch
Wenn einer weiß, wie man erdigen Rock’n’Roll mit groovigem Funk richtig verbinden muss, dann ist das ganz klar Lenny Kravitz. Am Mittwochabend gastierte er live in der Stadthalle – und schaffte es, sogar das müde Wiener Publikum zum Tanzen zu bringen - manchmal.
Lenny Kravitz in Wien
Wegen Krankheit abgesagt

Das Sakko sitzt perfekt, der Goldschmuck glitzert lässig und die schwarze Sonnenbrille spiegelt das Licht der grellen Scheinwerfer wieder – Lenny Kravitz macht es offensichtlich Spaß, sich selbst zu inszenieren. Aber der Mann kann das auch einfach verdammt gut.

Dabei hat er die Wiener Fans doch etwas warten lassen. Erst nachdem der (bemühte, aber doch recht monotone) Voract Gabriel Garzon-Montano die Bühne geräumt hatte, ließ der Star des Abends schließlich und endlich kurz vor halb zehn die Saiten erklingen und die (nicht ausverkaufte) Stadthalle zu „Dirty White Boots“ von seinem aktuellen Album „Strut“ loslegen, gefolgt von der groovigen Nummer „American Woman“.

„Wien, wir haben es endlich geschafft!“

Sowohl den Fans als auch Lenny Kravitz selbst war die anfängliche Freude über die Reunion anzumerken –  sein letzter Live-Auftritt in der Bundeshauptstadt lag immerhin drei Jahre zurück. Während die (gefühlte) Ü30-Party alias Zuschauermenge die Hüften kreisen ließ, applaudierte Kravitz den Fans dankend zu und grinst: „Vienna, finally we made it!“ – eine indirekte Entschuldigung für den ursprünglichen Konzerttermin im November, den der US-Rocker ausfallen ließ.

Gleich darauf wurde Wien zu „einer Zeitreise in das Jahr 1991“ mitgenommen und wohl jeder einzelne in der Stadthalle wurde nostalgisch-schwelgend, als Lenny Kravitz “It Ain’t Overtil It’s Over” ins Mikro schmachtet. Begleitet wurde der Rockstar von einer fantastischen Band mitsamt drei Backgroundsängerinnen – und der einzige bei diesem Konzert, der noch sexier als die drei umwerfenden „Ladies“ tanzt, ist Lenny Kravitz selbst. Ja, der Mann ist tatsächlich bereits 50 Jahre alt, und nein, anmerken kann man es ihm wirklich nicht.

Lenny Kravitz live: Soli, Soli, und noch mehr Soli

Zwar beinhaltet das Set bei diesem Konzert alles in allem nur dreizehn Songs, kurz wurde der Abend aber trotzdem nicht – was nicht zuletzt an den minutenlangen Soli lag, die Kravitz sich genussvoll mit seiner Band auf der Bühne lieferte. Doch selbst das beeindruckende technische Können auf beiden Seiten verhindert nicht, dass Songs wie „Dancin‘ Til Dawn“, „Sister“ oder selbst das schwungvolle „Always On The Run“ durch die Solo-Parts, die sie teilweise fast fünfzehn Minuten in die Länge strecken, etwas langatmig werden.

Die Wiener Fans sind gegen Ende fast schon ein wenig zu ausgelaugt – trotz vollen Einsatzes gelingt es Lenny Kravitz nicht so ganz, die nun doch recht müde Menge bei „Let Love Rule“ zum lauten Mitsingen zu bewegen. Man sieht Kravitz die Enttäuschung darüber an – besingt er in diesem Lied schließlich sein liebstes Thema, die „Liebe, die am Ende des Tages alles bedeutet“. Irgendwie aber will die musikalische Liebesbotschaft die Menge an diesem Abend nicht so recht wachrütteln. Da helfen schließlich nur die vertrauten Akkorde der Hitsingle „Fly Away“, um endlich auch die verschlafenen Sitzplatzränge der Stadthalle aufhüpfen zu lassen, bevor nochmal die allerletzten Energiereserven (des Publikums, nicht von Lenny Kravitz, der machte den Eindruck, als könne er die ganze Nacht spielen) für die beiden Zugabenummern „The Chamber“ und „Are You Gonna Go My Way“ mobilisiert werden.

Das Schöne an einem Konzert von Lenny Kravitz ist das Gefühl, dass er trotz seines bereits jahrzehntelangen Riesenerfolgs nicht verlernt hat, simple Freude beim Live-Spielen zu zeigen. Dass er dabei außerdem noch ein verdammt cooler Hund ist, tut dem Ganzen bestimmt keinen Abbruch. Und irgendwie glaubt man zu wissen, dass seine Konzerte auch in den kommenden Jahrzehnten nichts an ihrer Qualität und ihrem Schwung einbüßen werden – it ain’t overtil it’s over.

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