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Stefan Raab setzte kurz vor Finale 10.000 Euro auf Lena Meyer-Landrut

Nach dem Triumph war er der Erste, der große Töne spuckte. "Ich habe nichts anderes erwartet, ehrlich gesagt", sagte Stefan Raab nur wenige Minuten, nachdem Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest gewonnen hatte.

In den Tagen vorher in Oslo hatte sich das noch anders angehört, öffentlich sprach Raab da bestenfalls von einer Top-Ten-Platzierung als Ziel.”Wir haben vorher ein bisschen auf kleinlaut gemacht”, sagte er nun – ob dem tatsächlich so ist oder ob der 43-Jährige trotz der Lena-Euphorie an den Siegchancen gezweifelt hatte, lässt sich bei dem gerne auf alles mit einem unergründlichen Lachen reagierenden Raab schwer abschätzen.

Immerhin setzte Raab noch am Samstag kurz vor dem Grand Prix-Finale 10.000 Euro bei Buchmachern auf Lenas Sieg – das Geld hatte er beim Bayerischen Fernsehpreis für sein Konzept für “Unser Star für Oslo” gewonnen. Mit dem Gewinn will Raab nun eine Party für Lena und für sein Team spendieren. “Scheiß drauf, wird gesetzt, vielen Dank noch mal an die Bayerische Landesbank”, so gewohnt frech beschrieb Raab bei der Sieger-Pressekonferenz von Lena seine Entscheidung, mit dem Geldgewinn zu zocken. Bei dem Auftritt vor der Presse war er, wie stets in den vergangenen Tagen, unmittelbar an der Seite der 19-Jährigen.

So wie Ralph Siegel und die Eurovisions-Siegerin von 1982, Nicole, zusammen gehören, wird Raab in Zukunft auch bei Lena Meyer-Landruts Sieg erwähnt werden. Dabei ist Raab nicht einmal der Komponist von Lenas Siegerlied “Satellite”. Allerdings ist ihm etwas anderes gelungen: Er hat mit seiner erfolgreichen Casting-Show den Grundstein dafür gelegt, dass Lena zuerst in Deutschland ein Star wurde und dann Europa erobern konnte.

Raabs Bedeutung für das deutsche Fernsehen hatte kürzlich ProSiebenSat1-Fernsehvorstand Andreas Bartels umrissen. Der 43-Jährige sei der “innovativste Fernsehmacher dieser Zeit”, sagte Bartels über seinen Angestellten. Diese Einordnung ist schwer zu bestreiten: Während Fernsehgrößen wie Thomas Gottschalk, Günter Jauch oder Harald Schmidt vor allem ihre alten Schollen beackern, erkundet Raab immer wieder Neuland. Er macht es meistens ausgesprochen fruchtbar, wie sich jetzt wieder zeigte.

“König Midas der Unterhaltungsbranche” wird Raab deshalb in Anspielung auf den sagenhaften König genannt, bei dem alles, was er anfasste, zu Gold wurde. Dabei ist offensichtlich, dass auch bei dem am 20. Oktober 1966 in Köln geborenen Entertainer einfaches Handauflegen nicht reicht, sondern harte Arbeit nötig ist. Der Sohn eines Metzger-Ehepaares hat von seinen Eltern dazu eine Weisheit mit auf den Weg bekommen: “Als mein Vater in Köln-Sülz seine Metzgerei eröffnen wollte, gab’s schon fünf oder sechs in der Straße. Papa Raab wusste: Macht er die beste Wurst, wird sein Laden funktionieren”, sagte Raab einmal dem “Spiegel”.

Raab junior hat es nach der eigenen Gesellenprüfung zum Metzger und einem abgebrochenen Jurastudium geschafft, dass in der von Unterhaltungsformaten strotzenden Fernsehwelt die Kunden in seinem Geschäft Schlange stehen. Wegen seiner Erfolge und seiner Leidenschaft für den SongContest – er hat selbst als Sänger sowie als Produzent der Auftritte von Guildo Horn und Max Mutzke jeweils Top-Ten-Platzierungen geholt – sprangen auch die Intendanten der ARD über ihre Schatten. Nachdem ein erster Anlauf noch an der Skepsis in dem Senderverbund gescheitert war, einigten sie sich im vergangenen Jahr doch noch auf die bisher beispiellose Kooperation des öffentlich-rechtlichen Senders mit seinem Konkurrenten ProSieben.

Raab selbst verklärte “Unser Star für Oslo” direkt zur “nationalen Aufgabe”. Die von Skandalen wie bei “Deutschland sucht den Superstar” freie Show brachte zunächst nur geringe Einschaltquoten. Beim SongContest-Finale schauten dafür im inzwischen vom Lena-Fieber infizierten Deutschland 14,7 Millionen Menschen zu, mehr als beim Sieg von Nicole 1982 – Raab hat sich damit selbst ein Denkmal errichtet.

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