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Manager von Conchita Wurst hat immer "daran geglaubt, dass mehr möglich ist"

Conchita Wurst strahlte nach ihrem Sieg in Kopenhagen.
Conchita Wurst strahlte nach ihrem Sieg in Kopenhagen. ©EPA
Beim Eurovision Song Contest 2014 hatte Österreich das große Ziel, ins Finale zu kommen. Conchita Wursts Manager René Berto hat jedoch immer daran geglaubt, dass noch mehr möglich ist: "Was wir in der Nacht auf Sonntag jetzt erlebt haben, habe ich immer visualisiert", sagt der Mann, dem noch eine Aussprache mit Alf Poier bevorsteht.
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“In der Ruhe liegt die Kraft”, sagt René Berto. Und: “Ich bin Meister der Entschleunigung.” Ganz kann man ihm diese Sager derzeit nicht abnehmen. Denn er ist Manager von Conchita Wurst, der Mann, an dessen Arm sie in der Stunde des Triumphs die Bühne in Kopenhagen enterte. Doch nur sein Mailserver und die Homepage seiner Agentur “Genie & Wahnsinn” sind derzeit wegen Überlastung zusammengebrochen.

Manager René Berto hat immer an Erfolg geglaubt

Schon einmal hatte der Wiener Familienvater, der aus der Musik- und Kabarettszene kommt und sich als umtriebiger Organisator des Queer-Festivals “Wien ist andersrum” seine Sporen verdiente, einen Song Contest Erfolg zu verbuchen. Der von ihm betreute Kabarettist Alf Poier landete 2003 als Österreich-Vertreter auf Platz 6. “Mein persönliches Ziel war es, diese Platzierung zu übertreffen”, sagt Berto im Gespräch mit der APA. “Unser Ziel war immer das Finale. Aber ich habe immer daran geglaubt, dass mehr möglich ist. Was wir in der Nacht auf Sonntag jetzt erlebt haben, habe ich immer visualisiert.”

Berto auch für Alf Poier zuständig

Dem Zufall war nichts überlassen worden. War Poiers Auftritt von starker anarchischer Kraft angetrieben worden, so ließ man sich diesmal ganz auf die Gesetzmäßigkeiten des Lieder-Wettstreits ein. Was einen Knochenjob bedeutet habe, der nicht nur im Finish hohe Konzentration erforderte. “Wir waren ganz stark auf diese drei Minuten fokussiert.” Doch nicht nur in den streng durchgeplanten zwölf Tagen in Kopenhagen habe sich das dreiköpfige “Team Wurst” rund um die Uhr um persönliche Assistenz, Styling, Garderobe und Frisur von Tom Neuwirth bzw. Conchita Wurst und damit um das Gelingen der Mission gekümmert. Das Projekt habe ein Jahr Vorlauf gehabt und sei geradezu generalstabsmäßig durchgeführt worden, erzählt Berto.

Überzeugungsarbeit für Conchita Wurst

Im Mai 2013 habe der ORF nach dem Halbfinale-Aus von Natalia Kelly überlegt, ob man die Song Contest-Teilnahme überhaupt weiterführen wolle. Zu diesem Zeitpunkt habe er ein Konzept eingereicht, in dessen Zentrum die Kunstfigur Conchita Wurst stand, die 2012 im österreichischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest den Trackshittaz unterlegen war. In der Folge leistete Berto erfolgreich Überzeugungsarbeit und machte sich gemeinsam mit anderen auf die Suche nach dem idealen Song für die bärtige Diva. An die 100 Lieder seien gesichtet worden, doch als er “Rise Like A Phoenix” der Sängerin weitergeleitet habe, habe er sofort eine eindeutige Antwort erhalten: “Das ist er!” Eine Wahl, die später auch von einer zwölfköpfigen Fachjury bestätigt worden sei, bei der sich das spätere Song Contest Siegerlied klar durchgesetzt habe.

Siegeszug quer durch Europa und 500 Interviews

Was folgte, waren u.a. 18.000 Reisekilometer, Lobbying in den Song Contest Communities in ganz Europa und über 500 Interviews, die sicherstellen sollten, dass Conchita Wurst, ihr Song und ihr Konzept europaweit bekannt wurden. Dass in Kopenhagen viel möglich sei, daran habe er immer geglaubt, versichert Berto. Dass das Finale zum Triumph werden würde, habe er erst dann erkannt, “als sie während des Votings im Saal die Konfetti-Kanone aufgestellt und auf Conchita gerichtet haben”.

Plattenvertrag winkt nach ESC-Sieg

Seither hört das Mobiltelefon nicht mehr auf zu läuten. “Ich bekomme im Sekundentakt Anrufe”, sagt Berto – und klingt dennoch gar nicht gestresst. Angebote für Plattenverträge gibt es u.a. aus den USA und aus Großbritannien. Anfragen zur Teilnahme an Gay- und Love-Paraden gibt es u.a. aus Stockholm, New York und Antwerpen. “Es scheint kaum eine Stadt zu geben, die sie nicht will.” Möchte man auf der Welle, mit der Conchita Wurst an die Spitze geschwappt wurde, weitersurfen? Seine Künstlerin werde ihre Herkunft aus dieser Szene sicher nicht verleugnen, sagt Berto, “aber die Botschaft von Frieden, Liebe und Toleranz ist ja nicht auf die Gay Community beschränkt”.

Ist nun also die Zeit der Ernte gekommen? Falsche Einschätzung. Richtig sei vielmehr: Die Arbeit geht weiter. “Heute Abend (ORF2, 21.10 Uhr, Anm.) hat Conchita ihren ersten öffentlichen Auftritt nach dem Sieg – in der ORF-Sendung ‘Thema’ bei Christoph Feurstein. Das hat ja fast schon Kampusch-Dimensionen. Und dann arbeiten wir an ihrem ersten Auftritt für ihre Fans. Alles Weitere werden wir sehen. Mit Ruhe und Gelassenheit.”

Aussprache mit Alf Poies steht aus

Eine Aussprache steht Berto auch noch bevor – mit jenem Künstler, der ihm bis dato seine größten Erfolgserlebnisse als Manager beschert hatte, mit dem er auf Tour durch Österreich getingelt war, als Fahrer, Manager und Betreuer in Personalunion. Ausgerechnet Alf Poier sorgte mit peinlichen Auslassungen gegen Conchita Wurst in den Tagen vor dem Song Contest landesweit für Schlagzeilen. “Das war kein PR-Gag”, versichert Berto. “Er hat seine Äußerungen mit seinem Management in keiner Weise abgesprochen. Ich fand, was er gesagt hat, extrem illoyal, beleidigend und intolerant.” Mittlerweile habe sich Alf Poier jedoch öffentlich dafür entschuldigt. “Seit Kopenhagen habe ich ihn noch nicht gesehen. Wir werden das jetzt agenturintern klären.” Und nicht nur, weil eines von Poiers erfolgreichen Programmen “Zen” geheißen hat, möchte man hinzufügen: in Ruhe und Gelassenheit. (APA)

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