Ernst Fehr hat bei der Studie “Pay for Performance Report 2017” mitgewirkt und folgende Erkentniss daraus gezogen: “Bei zahlreichen Firmen ist die Entlohnung nach Leistung nicht sehr ausgeprägt oder gar nicht erst vorhanden.” Im Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen “SRF” und mit der “NZZ am Sonntag” kritisiert er den Leistungsindikator, der für das Top-Management verwendet wird. “Dieser erfasst nicht die objektive Leistung des Managements, sondern ist durch subjektive Einschätzungen durchtränkt. Oder der verwendete Indikator ist einfach falsch”, erklärt Fehr.
Gehalt wird von unfairen Kennzahlen beeinflusst
Ein Indikator sei beispielsweise der absolute Aktienkurs eines Unternehmens. Sinkt dieser, wird auch der Manager schlechter entlohnt. Für Ökonomieprofessor Fehr ist das ganz klar eine schlechte Kennzahl für die Gehaltsbemessung, da der Aktienkurs von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen beeinflusst sei. “Faktoren, die eine ganze Branche gleichermaßen betreffen, sollten aus dem Leistungsindikator herausgerechnet werden”, meint Fehr.
Schneller schwimmen als alle anderen
Eine objektive Beurteilung der effektiven Leistung sei für eine gerechte Entlohnung ausschlaggebend: “Schwimmt der Manager gleich schnell wie seine Konkurrenten, ist seine Leistung im normalen Bereich”, erklärt Fehr. “Wenn er aber schneller schwimmt – ungeachtet der Flut, die allen hilft – verdient er einen Bonus. Schwimmt er langsamer, sollte dieser tiefer ausfallen”, führt er aus. Als positives Beispiel nannte er Tidjane Thiam, Konzernchef der Credit Suisse. Dieser verdiene über zehn Millionen Franken, obwohl der Verlust der Bank im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Franken betrugen. Das sei aber in Ordnung, da der Verlust aus der Zeit von Thiams Vorgänger resultierte und er keine Schuld trage.
Mehr Transparenz in Sachen Entlohnung
Trotzdem muss irgendwer die Verantwortung für Verluste aus der Vergangenheit übernehmen. Fehr hat dafür künftig einen Lösungsvorschlag: Langfristige Boni, die den Managern für mehrere Jahre zugeteilt, jedoch nicht automatisch ausbezahlt werden. Die Boni werden dann “Jahr für Jahr aufgrund der erzielten Performance auf- oder abgewertet”. So gäbe es objektivierbare Leistungsindikatoren, mehr Transparenz für die Angestellten und ein unkomplizierteres Entschädigungssystem.