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Mann bei versuchtem Anschlag auf Pariser Polizei erschossen

Die Polizei tötete den mutmaßlich bewaffneten Mann
Die Polizei tötete den mutmaßlich bewaffneten Mann
Am Jahrestag des Anschlags auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat ein 20-jähriger, gebürtiger Marokkaner ein Polizeirevier in Paris attackiert. Polizisten erschossen am Donnerstag den Mann, der laut Behörden mit einem Beil bewaffnet war. Nach dem Fund eines Schreibens mit einer Fahne der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) wurden Terror-Ermittlungen eingeleitet.


Den Ermittlungen zufolge trug der Täter eine Sprengstoffgürtel-Attrappe. Laut Pariser Polizei handelt es sich bei dem Erschossenen um einen 20-Jährigen, der seit einem gemeinschaftlichen Raub 2013 in Südfrankreich polizeibekannt ist. Als Geburtsort wird Casablanca in Marokko genannt. Justizministerin Christiane Taubira sagte im Sender iTele, was von ihm bekannt sei, habe keinen Zusammenhang mit Radikalisierung und Gewaltbereitschaft.

Den Ermittlern zufolge soll er aber dem Chef der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, die Treue geschworen haben. Dies gehe aus dem bei dem Toten gefundenen Bekennerschreiben mit einer IS-Fahne hervor. Darin habe er seine geplante Tat als Rache für “die Angriffe in Syrien” bezeichnet. Frankreich fliegt in Syrien im Rahmen der US-geführten Militärkoalition Luftangriffe gegen die IS-Miliz.

Der Angriff ereignete sich vor einem Polizeirevier in einem Problemviertel im nördlichen 18. Pariser Bezirk, das unweit des Touristenviertels Montmartre liegt. “Ein Mann hat Donnerstag früh versucht, am Empfang des Kommissariats einen Polizisten anzugreifen, bevor er von Schüssen der Polizisten getroffen wurde”, sagte ein Sprecher des französischen Innenministeriums.

Bei ihm wurde später ein Blatt Papier mit der “IS-Fahne und einem handschriftlichen, eindeutigen Bekennerschreiben in arabischer Sprache” gefunden, wie die Staatsanwaltschaft erklärte. Genauere Angaben zum Inhalt dieses Schreibens machte die Ermittlungsbehörde aber nicht. Ermittelt wird nun wegen Mordversuchs gegen Polizisten im Zusammenhang mit einem Terrorvorhaben.

Zunächst wurde vermutet, der Mann trage einen Sprengstoffgürtel. Sprengstoffexperten untersuchten den leblos vor dem Polizeirevier liegenden Angreifer mit Hilfe eines ferngesteuerten Roboters – und gaben dann Entwarnung. Der Mann habe unter seiner Jacke eine festgeklebte Tasche getragen, aus der ein Draht herausgekommen sei, sagte ein Justizvertreter. Sprengstoff habe sich dort aber nicht befunden.

Unmittelbar nach dem Angriff forderte die Polizei Passanten zunächst auf, sich in Sicherheit zu bringen. Viele Geschäfte und Restaurants mussten zwischenzeitlich schließen, auch Metro-Linien wurden unterbrochen. “In einem Land, in dem das Bedrohungsniveau extrem hoch ist, stehen Polizisten, Gendarmen und Sicherheitskräfte in vorderster Linie”, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Tatort. Auch der für Terrordelikte zuständige Staatsanwalt Francois Molins machte sich ein Bild von der Lage.

Bei den Anschlägen auf “Charlie Hebdo”, eine Polizistin und einen koscheren Supermarkt hatten Islamisten im Jänner 2015 in Paris insgesamt 17 Menschen getötet. In den folgenden Monaten war Frankreich immer wieder das Ziel islamistischer Terroristen. Gewalttätiger Höhepunkt war die Mordserie in Paris und Saint-Denis im November, bei der 130 Menschen getötet wurden. Seitdem gilt in Frankreich der Ausnahmezustand.

In dieser Woche wird mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Jänner-Anschläge erinnert. Am Donnerstag warb Präsident Francois Hollande vor Vertretern von Polizei, Gendarmerie und Militär erneut für eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze. Auch die Leitlinien der Sicherheitskräfte müssten an die terroristische Bedrohung angepasst werden. Informationen sollten besser zwischen den verschiedenen Behörden ausgetauscht werden.

Die Regierung bereitet derzeit ein Gesetz vor, das den Behörden neue Kompetenzen gibt. Zudem sollen die Regelungen für den Ausnahmezustand in die Verfassung aufgenommen werden.

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