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Masern-Partys: Auf natürlichem Weg immun?

Masern: keine harmlose Kinderkrankheit.
Masern: keine harmlose Kinderkrankheit. ©dpa
Masern ist nur eine vermeintlich harmlose Kinderkrankheit. Dennoch ist es vielerorts gang und gäbe, sogenannte Masern-Partys zu feiern. Nicht nur verantwortungslos, sondern sogar Körperverletzung, urteilen Experten. In Berlin etwa ist im Februar ein Kleinkind an der hochansteckenden Viruserkrankung gestorben.

Bei sogenannten Masern-Partys bringen Eltern, die gegen Impfungen sind, ihre nicht infizierten Kinder mit bereits erkrankten Kindern bewusst zusammen. Bei sogenannten Masern-Partys bringen Eltern, die gegen Impfungen sind, ihre nicht infizierten Kinder mit bereits erkrankten Kindern bewusst zusammen.

Experten: Körperverletzung

Die gesunden Kinder sollen sich dort anstecken und durch die Erkrankung auf natürlichem Weg immun werden. Viele Ärzte sehen solch ein Vorgehen äußerst kritisch. Masern seien keine harmlose Kinderkrankheit. Angesichts der möglichen Komplikationen ist ein solches Verhalten in den Augen von Experten nicht nur verantwortungslos, sondern sogar Körperverletzung.

Kleinkind in Berlin an Masern gestorben

In Berlin etwa ist ein Kleinkind kürzlich an Masern gestorben. Das Kind im Alter von anderthalb Jahren sei am 18. Februar in einem Krankenhaus der Infektionskrankheit erlegen, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag. Wie es sich angesteckt hat, ist noch unklar.

Todesfälle in Folge der Viruserkrankung sind in Deutschland wie Österreich zwar selten. Aktuell wird jedoch eine deutliche Zunahme an Erkrankungen registriert. Allein in Nordrhein Westfalen waren es heuer 1.400 Meldungen – eine epidemieartige Häufung. Dabei gehen Infektiologen von einer hohen Dunkelziffer aus.

In Berlin grassiert seit Oktober eine Masern-Welle. Von Ausbruchsbeginn bis zum 23. Februar wurden 574 Masern-Fälle in der Hauptstadt gemeldet. Eine Sekundarschule in Berlin-Lichtenrade blieb am Montag vorsorglich geschlossen.

Masern: Warum sie gefährlich sein können

Masern sind eine hochinfektiöse Krankheit und zählen in Österreich wie in Deutschland zu den meldepflichtigen Infektionen. Die Viren werden nur von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen übertragen, zum Beispiel beim Husten, Niesen oder Sprechen. Fast jeder Kontakt führt zu einer Ansteckung, wenn ein Mensch nicht gegen Masern geimpft ist – sogar auf mehrere Meter Entfernung. Einige Fakten:

SYMPTOME: Bereits fünf Tage vor Auftreten des typischen roten Hautausschlags sind Infizierte ansteckend. Masern beginnen mit grippeähnlichen Anzeichen wie hohem Fieber, Husten und Schnupfen. Erst einige Tage später folgt der Ausschlag und das Fieber steigt erneut. Nach rund vier Tagen verschwindet der Hautausschlag.

KOMPLIKATIONEN: Da Masern vorübergehend das Immunsystem schwächen, können zusätzliche Erreger Mittelohrentzündungen, Bronchitis oder Lungenentzündungen verursachen. Bei rund einem von 1000 Erkrankten kommt es zu einer Gehirnentzündung. Etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen sterben daran, das entspricht etwa einem Toten auf 10 000 Patienten. Bei etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten bleiben schwere Folgeschäden wie eine geistige Behinderung und Lähmungen zurück.

THERAPIE: Eine Therapie gegen Masern gibt es nicht. Möglich ist nur eine Behandlung der Krankheitszeichen wie Fieber. Antibiotika sind gegen Viren-Erkrankungen wirkungslos. Sie kommen in der Regel erst zum Einsatz, wenn bakteriell verursachte Komplikationen auftreten.

(red/dpa)

 

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