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Meine Tochter trägt Hörgerät - na und?

Lina ist ein junges Mädchen, bei dem recht früh der Verlust von Teilen des Gehörs entdeckt wurde. In einem Interview erzählt ihre Mutter, wie es ist, ein Kind aufzuziehen, dem Teile des Gehörs fehlen und wie sich das auf das Leben von Kind und Familie auswirkt.

 

Frage: Wann und wie haben Sie erfahren, dass ihre Tochter an Hörverlust leidet?

Erfahren habe ich vom Hörverlust meiner Tochter noch vor dem Schuleintritt. Die Logopädin im Kindergarten überprüfte unter Anderem auch das Gehör der Kinder – Lina war zu dem Zeitpunkt stark verkühlt und hatte Probleme bei der Flüstersprache, und hier speziell bei den K- und Sch-Lauten. Später haben wir dann erfahren, dass diese Laute in genau den Frequenzbereich fallen, den Lina schlecht hört.

Frage: Woran haben Sie es im Alltag gemerkt? Wie hat sich Ihr Alltag gestaltet?

Grundsätzlich hat man Lina im Alltag ihren Hörverlust nicht angemerkt. Ihre Entwicklung verlief vollkommen normal, sowohl im motorischen als auch im sprachlichen Bereich – bei ihr liegen also keine entwicklungsbedingten Sprachfehler vor.

Frage: Welche Sorgen und Ängste kamen auf als klar war, dass Ihre Tochter an Hörverlust leidet?

Natürlich haben wir uns viele Fragen gestellt: Wie würde sich das auf das weitere Leben von Lina auswirken? Wie stark wird sie in verschiedenen Bereichen benachteiligt sein? Wie geht sie selbst mit ihrer Situation um und wird sie die angebotenen Hörhilfen akzeptieren? Was wird ihr Umfeld dazu sagen? Und – für uns als Familie mit am Wichtigsten – was können wir tun um sie so weit wie möglich zu unterstützen? Das waren für uns im ersten Moment die wichtigsten Fragen.

Frage: Welche Folgen hatte die Gehörminderung für das Kind? (Kindergarten, Grundschule, Freunde, Familienleben etc.)

Im Kindergarten hatte Lina keine Probleme. Angefangen hat es dann in der Schule und speziell im zweiten Schuljahr, dass Lina immer öfter über starke Ermüdung geklagt hat. Es war sehr anstrengend für Sie, dem Unterricht zu folgen, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Sie hatte keine Motivation mehr, ihre Hausaufgaben zu erledigen, auch weil sie dafür sehr viel Zeit brauchte (teilweise bis zu zwei Stunden). Nach einiger Zeit stellte sich bei ihr dann auch eine gewisse Frustration ein, da Lernerfolge nur sehr langsam eintraten.

Frage: Wann haben Sie sich dafür entschieden, dass Ihr Kind ein Hörgerät braucht? Wie alt war das Kind da?

Wir haben uns dann auch recht schnell für ein Hörgerät etschieden als die Zusammenlegung der Klassen anstand. Das war in der zweiten Klasse und Lina war sieben Jahre alt.

Frage: Wie hat Lina auf das Hörgerät reagiert?

Anfangs war sie dem Hörgerät gegenüber noch sehr kritisch. Sie hatte Angst davor, besonders auch, wie ihre Klassenkameraden darauf reagieren würden. Besonders am Anfang war auch das Tragen des Hörgerätes noch ungewohnt für Sie, die Umgebung wurde lauter wahrgenommen, manche Geräusche als unangenehm erlebt. Nach der Eingewöhnungsphase hat sie aber das Hörgerät gut angenommen.

Recht schnell stellten sich Erfolge bei ihr ein, die Konzentrationsfähigkeit nahm zu, sie war seltener müde und Hausarbeiten gingen ihr leichter von der Hand.

Auch was die Schule betrifft hatte Lina sehr großes Glück – die Lehrer kümmerten sich sehr gut um Lina und darum, dass auch ihre Mitschüler verstanden, worum es bei dem Hörgerät geht. Zusätzlich haben wir als Familie versucht, ihr so weit wie möglich unter die Arme zu greifen.

Frage: Wie hat sich das Leben des Kindes durch das Hörgerät verbessert? Wie das der gesamten Familie?

Lina tut sich jetzt leichter, auch in größeren Menschenmengen etwas zu verstehen. Sie kann auch besser in großen Räumen Gesprächen folgen und tut sich generell mit vielem leichter.

Frage: Was würden Sie anderen Müttern/Eltern von Kindern mit Gehörminderung raten?

Es ist vor allem wichtig, das Kind ausreichend auf das Tragen des Hörgerätes vorzubereiten. Kinder brauchen Zeit, um sich an das Hörgerät zu gewöhnen und müssen gut über die für sie ungewohnte Situation aufgeklärt werden. Das Kind muss merken, dass es unterstützt wird. Aber auch die Eltern von betroffenen Kindern müssen lernen mit der Situation klarzukommen und versuchen, immer das Positive daran zu sehen.

Generell gilt: niemals von anderen verunsichern lassen und sich selbst ein Bild der Situation machen. Einen HNO-Arzt aufsuchen, bei dem die Chemie stimmt, und gegebenenfalls eine Zweit- und Drittmeinung einholen. Steht die Diagnose Hörverlust ist es unbedingt notwendig, einen Akustiker aufzusuchen, der auf Pädakustik spezialisiert ist. Sie sind für den Umgang mit Kindern speziell geschult.

Eng mit der Schule zusammenzuarbeiten erleichtert dem Kind den Umgang mit dem Hörgerät vom ersten Tag an – Schulen machen oft Hilfsangebote, diese gilt es wahrzunehmen.

 

Das wichtigste ist allerdings, offen mit der Situation umzugehen.

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