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Melzer im Schatten von US-Open-Rückkehrer Thiem

Thiem hat Melzer den Rang abgelaufen
Thiem hat Melzer den Rang abgelaufen
Die Vorzeichen für Herwig Straka in seinen sechs Jahren als Direktor des Stadthallen-Tennisturniers haben sich auf der Lokalmatadoren-Front stark verändert. Als der Steirer 2009 für seinen ersten Wiener Event verantwortlich gezeichnet hatte, war Jürgen Melzer Weltranglisten-35. und klare ÖTV-Nummer eins. Es folgten seine zwei Wien-Titel. Inzwischen hat ihm Dominic Thiem klar den Rang abgelaufen.


Nächste Woche wird der seit Mittwoch 21-Jährige im Ranking fast genau dort stehen, wo Melzer vor fünf Jahren war. Der inzwischen 33-Jährige ist nun hingegen 111. in der ATP-Rangliste und steht nur über sein “protected ranking” fix im Hauptfeld des heurigen Heim-Events (11. bis 19. Oktober). Seit 20. Juni hat Melzer kein Einzel gewonnen, da hat er nach US-Open-Achtelfinalist Thiem die aktuell nur zweitbeliebteste Autogrammadresse.

Bald will Melzer wieder mehr im Gespräch sein. “Bis zum Jahresende möchte ich so viele Punkte wie möglich holen”, erklärte er am Freitag bei einer Pressekonferenz zum Erste Bank Open in Wien. Die Rückkehr in die Top 100 soll es auf alle Fälle werden, dann hätte er seinen Platz im Australian-Open-Hauptfeld fix. Bis dahin könnte er – wenn nötig -auch über sein geschütztes Ranking bei größeren Turnieren in den Hauptraster kommen.

Daher wird Melzer vorerst auch voll auf der ATP-Tour bleiben, nach der Asien-Tournee soll es über Wien nach Valencia und Paris gehen. Zwei November-Challenger könnten zum Thema werden, wenn es von den Punkten und von der Spielpraxis her Sinn machen würde. Da er in den nächsten Wochen und – wegen der halbjährigen Spielpause – letztlich bis April nur 135 Punkte zu verteidigen hat, ist die Aussicht auf einen Aufstieg gut.

“Für das nächste Jahr habe ich eine sehr, sehr gute Ausgangsposition”, meinte Melzer daher. “Ich glaube nicht, dass das heuer mein letzter Auftritt in der Stadthalle wird.” Der Gedanke an ein Abdriften in eine Karriere nur als Doppelspieler ist jedoch präsent. “Es ist im Hinterkopf. Aber ich fange erst an, mich damit zu beschäftigen, wenn es soweit ist.” In einem Olympia-Doppel 2016 mit Alexander Peya sieht er eine gute Medaillenchance.

Die Rio-Spiele könnten in der übernächsten Saison auch für Thiem zum großen Thema werden, doch noch spielt das in den Überlegungen des Niederösterreichers keine Rolle. Donnerstagfrüh ist er aus New York zurückgekommen, gut 24 Stunden nach seinem US-Open-Out in drei Sätzen gegen den Tschechen Tomas Berdych. Bis Mittwoch wird er nun pausieren, kein Racket anrühren.

“Ich habe jetzt noch fünf Turniere vor mir und dann das Bundesheer”, begründete Thiem u.a. auch, warum er nun in der Davis-Cup-Woche eine Auszeit braucht. “Der Urlaub fällt für mich heuer flach.” Am 1. November geht es für ihn zur Grundausbildung, danach schnurstracks in die Vorbereitung auf die neue Saison. Das am Besten im Wissen, beim Auftakt-Grand-Slam 2015 in Melbourne gesetzt zu sein.

“Das Achtelfinale in New York hat mir sicher extrem geholfen, dieses Ziel zu erreichen”, erläuterte Thiem. “Das macht das Leben einfacher. Aber es wird noch schwierig, da ich viele Punkte zu verteidigen habe.” Exakt 205 sind es bis zum Jahresende. Ans Punktesammeln geht es für Thiem wieder in der letzten September-Woche in Kuala Lumpur. “Da habe ich jetzt zwei Wochen Zeit, mich zu erholen und zu regenerieren.”

Sein Trainer Günter Bresnik will in dieser Zeit die Beinarbeit und Schnelligkeit verbessert sehen, einen Konditionsblock wird es nicht geben. Am Montag soll mit Ernests Gulbis sein zweiter Schützling zum Training in Wien landen. “Ausgemacht ist es so”, sagte Bresnik. Für ihn ist es daher nicht denkbar, dass der 26-jährige Gulbis nächste Woche im Davis Cup gegen Österreich spielt – auch wenn er im lettischen Aufgebot steht.

Melzer konnte nicht ganz nachvollziehen, dass Thiem für den Davis Cup abgesagt hat. “Ich bin auch das eine oder andere Mal müde gewesen, habe aber für mein Land gespielt”, äußerte der Routinier eine gewisse Kritik am ÖTV-Youngster. Davis Cup ja oder nein sei eine Grundsatzentscheidung. Eines ist für Melzer klar: “Mit Dominic Thiem wären wir um einiges stärker. Sollte Gulbis spielen, wird das sehr, sehr eng.”

Laut Thiem habe Melzer mit ihm über das Thema nicht geredet. “Es würde nichts ändern, wenn ich spiele”, sagte der Lichtenwörther. “Auch ich kann gegen Gulbis verlieren.” Bresnik war direkter: “Jegliche Kommentare von Leuten, die nicht wissen, warum man absagt, empfinde ich als entbehrlich. Jürgen hat auch nicht immer Davis Cup gespielt.” Letztlich gab es am Ende der Pressekonferenz ein Gespräch zwischen Melzer und Bresnik.

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