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Messerstecherei vor Drogeneinrichtung "jedmayer" in Wien-Mariahilf

Mitarbeiter der Drogeneinrichtung halfen dem Verletzten nicht.
Mitarbeiter der Drogeneinrichtung halfen dem Verletzten nicht. ©APA
"Täter bei Raub in Wien-Mariahilf mit Messerstichen verletzt", hieß es kurz und knapp von der Polizei. Wie wenig später bekannt wurde, ereignete sich die Tat vor der Drogeneinrichtung "jedmayer". Gegen Mitarbeiter der Einrichtung wird nun ermittelt, weil sie dem Schwerverletzten nicht zu Hilfe kamen.

Wie berichtet gerieten am Montagabend gegen 21 Uhr mehrere Personen, auf Höhe des Gumpendorfer Gürtel 8 in Streit. Im Zuge der Auseinandersetzung zückte ein 34-Jähriger plötzlich ein Messer und stach auf seinen Kontrahenten ein. Der 30-Jährige erlitt insgesamt vier Stichwunden – zwei in den Rücken, eine in die Schulter und eine in den Bauch. Auch der 34-Jährige selbst wurde verletzt, ihm fehlten schließlich die Fingerkuppen der rechten Hand.

Mitarbeiter der Drogeneinrichtung halfen nicht

Während der 30-Jährige verletzt auf der Straße liegen blieb, flüchtete der 34-Jährige in die Drogeneinrichtung “jedmayer”. Zeugen alarmierten die Einsatzkräfte. Die Besatzung des ersteintreffenden Funkwagens klopfte schließlich laut Sprecher geistesgegenwärtig an die Tür des Suchtzentrums, um Hilfe bei der Versorgung des Verletzten zu erbeten. Die Tür blieb jedoch auch nach mehreren Versuchen verschlossen, “es kam keiner raus”, sagte Keiblinger. Kurze Zeit später traf glücklicherweise der Notarzt ein und versorgte den Schwerverletzten. Gegen zwei Mitarbeiter der Drogeneinrichtung wurden Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung eingeleitet.

Stellungnahme von “jedmayer”

Sobald die Mitarbeiter wahrgenommen haben, dass es sich um die Polizei handelt, sind sie rausgegangen”, sagte Robert Öllinger, Geschäftsführer der Suchthilfe Wien, die das “jedmayer” betreibt. Zuvor sei der 34-Jährige, ein Klient der Einrichtung, der auch in der Notschlafstelle für die Übernachtung angemeldet war, blutüberströmt in das Gebäude gekommen. Dem anwesenden Sozialarbeiter habe er erklärt, “dass er von zwei Tätern angegriffen worden ist, die ihn nun verfolgen”, sagte Öllinger. Der Sozialarbeiter habe den diensthabenden Arzt der Notschlafstelle herbeigerufen, gemeinsam hätten sie den Patienten erstversorgt.

Laut Öllinger habe es zwar immer wieder an der Tür geklopft, zwei Männer seien draußen gestanden, die Mitarbeiter der Drogeneinrichtung seien jedoch davon ausgegangen, dass es sich dabei um die Verfolger ihres Klienten handeln würde, nachdem dieser von zwei Tätern gesprochen habe. “Für sie war nicht ersichtlich, wer draußen steht”, sagte Öllinger. Auf den Monitor der Überwachungskamera hätte man nicht gesehen, weil eben die Versorgung des Klienten im Vordergrund stand. Zudem sei der Bereich “stark schallisoliert”, noch dazu sei alles sehr schnell gegangen. Öllinger kündigte interne Gespräche an, der Vorfall, den er sehr bedaure, werde im Detail analysiert und evaluiert.

30-Jähriger nach Messerstecherei im Spital

Der 30-Jährige wurde ins Krankenhaus gebracht und konnte bisher noch nicht zu dem Vorfall befragt werden. Der 34-Jährige befindet sich in Haft. Er gab in einer ersten Befragung an, dass er sich lediglich gegen seinen Kontrahenten verteidigt habe, weil dieser ihm angeblich sein Handy rauben wollte. Das Landeskriminalamt Wien hat die Ermittlungen übernommen und ist mit der Abklärung des Motivs sowie der Rekonstruktion des Tathergangs beschäftigt. (APA)

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