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Messerstiche nach Drogen-Streit im Wiener Skaterpark: Mordprozess hat begonnen

Anwalt Elmar Kresbach (R.) und der Anklagte vor Beginn eines Prozesses nach einen Mord im Skaterpark Wien-Meidling
Anwalt Elmar Kresbach (R.) und der Anklagte vor Beginn eines Prozesses nach einen Mord im Skaterpark Wien-Meidling ©APA
Am Wiener Straflandesgericht hat am Mittwoch der Prozess um die Tötung eines Suchtgifthändlers in einem Wiener Skaterpark zu Jahresbeginn begonnen. Angeklagt war ein 46 Jahre alter, aus Tschetschenien stammender Mann.
Beim Mordprozess
Prozess steht bevor
Erste Festnahme
Polizei sucht nach Zeugen
Identität des Toten geklärt
Leiche in Skaterpark gefunden
Mord-Alarm in Wien-Meilding

Der Angeklagte war mit dem Opfer, einem Kleinkriminellen, wegen Drogen in Streit geraten. Der 46-Jährige bekannte sich vor dem Schwurgericht (Vorsitz: Christoph Bauer) schuldig.

Angeklagter plädiert auf Totschlag

Die Anwälte des wegen Mordes angeklagten Mannes, Elmar Kresbach und Liane Hirschbrich, machten jedoch eine “allgemein begreifliche, heftige Gemütsbewegung” ihres Mandanten geltend. Der 46-Jährige verantwortete sich Richtung Totschlag. Im Falle einer Verurteilung im Sinne der Anklage drohen dem 46-Jährigen zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.

Motiv: Streit um Drogen?

Das Opfer, Mustafa P., hatte seit geraumer Zeit in Wien-Meidling mit Suchtgift gehandelt. Drogengeschäfte und daraus resultierende Schulden dürften auch das Motiv für die Bluttat gewesen sein. Außerdem habe P. der 20-jährigen Tochter des Beschuldigten sexuelle Avancen gemacht. Der Angeklagte fühlte sich in seiner Ehre verletzt, weil der gebürtige Türke ihn deswegen unter Druck setzte.

Tödlicher Ausgang von Streit im Skaterpark

Schauplatz der tödlich endenden Auseinandersetzung war ein Skaterpark bei der U-Bahn-Station Längenfeldgasse. Laut Anklage versuchte der 46-Jährige, der im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft hatte, Mustafa P. zunächst mit einem Schal zu erdrosseln. Weil das nach längerem Bemühen nicht gelang und der Mann befürchtete, Jugendliche könnten in dem stark frequentierten Park auf ihn aufmerksam werden, stach er schließlich vier bis fünf Mal auf sein Opfer ein.

Ehrenmord vorab angekündigt

Fünf Burschen fanden am 4. Jänner in einem Gebüsch die Leiche und alarmierten die Polizei. Man kam relativ rasch auf die Spur des Angeklagten, da dieser wiederholt Drohungen gegen Mustafa P. ausgestoßen und einen “Ehrenmord” angekündigt haben soll. Er wurde in der Wohnung eines Landsmanns festgenommen. Vor der Polizei sagte der 46-Jährige laut Anklageschrift aus, dass “der Bastard” nicht überleben durfte.

Angeklagter: Ohne Drogen “wäre das nicht passiert”

Der 46-jährige Angeklagte gab zu, Hakan Mustafa B. (richtig) getötet zu haben. Er habe die Tat jedoch nicht vorsätzlich begangen. Schuld seien zuvor konsumierte Drogen gewesen und der Umstand, dass B. ihn mit einem Messer bedroht habe. “Ich möchte Ihnen versichern, hätte ich keine Drogen genommen, wäre das nicht passiert”, sagte Bislan G. dem Vorsitzenden des Schwurgerichts, Christoph Bauer.

“Er hat mich süchtig gemacht”

Die beiden Männer hatten einander zwei Jahren zuvor kennengelernt. Weil G. in Russland wegen eines Gewaltdeliktes im Gefängnis saß und dort laut eigenen Angaben gefoltert wurde, hatte der Lagerarbeiter seit geraumer Zeit mit Rückenschmerzen zu kämpfen. B., der laut Anklage regelmäßig Suchtmittel wie Substitol und Kokain konsumierte, gab G. die Drogen zur Schmerzlinderung. “Er hat mich süchtig gemacht, er hat mir gezeigt, wie man sich das spritzt”, sagte der Angeklagte.

Drohung wegen Interesse an Tochter

Das 49-jährige Opfer hatte als Kleinkrimineller mit Suchtgift gehandelt. Immer wieder kam es zwischen den Männern zu Streitigkeiten wegen Geldschulden, die aus den Drogengeschäften resultierten. Erste Drohungen gegen B. sprach der nun wegen Mordes angeklagte Mann aus, als der 49-Jährige sexuelle Handlungen von der 20-jährigen Tochter des Beschuldigten verlangte. Laut Anklage sagte er dem 49-Jährigen, “er werde ihn begraben”, sollte er die Tochter nicht in Ruhe lassen.

Ein weiterer Zwischenfall trübte das Verhältnis der beiden Männer. Nachdem die Frau des Tschetschenen gedroht hatte, den Dealer anzuzeigen, befand sich der von den Suchtmitteln abhängige Mann in einer Notlage. Also sah er sich nach eigener Darstellung genötigt, auf einen ihm unangenehmen Vorschlag des 49-Jährigen einzugehen: nämlich seine Frau unter Drogen zu setzen, damit B. sie in sexuellen Positionen fotografierte und dadurch ein Druckmittel gegen die Anzeige in die Hand bekam. Der Plan scheiterte, weil die Frau früher aus ihrer Berauschung erwachte als erwartet.

Attacke mit Messer im Skatepark

Am 4. Jänner eskalierte die Situation in dem Skaterpark bei der U-Bahn-Station Längenfeldgasse. Nachdem sich die beiden Männer Drogen gespritzt hatten, gerieten sie in Streit. “Er sagte etwas gegen meine Frau und dass er mich wie einen Hund in der Hand hat. Und dann hat er gelacht.” G. würgte zunächst seinen Kontrahenten mit einem Schal. Weil er aber Angst hatte, bei seiner Tat gesehen zu werden, zog er den anderen, der immer noch den Schal um den Hals hatte, in eine dunkle Ecke unter einen Stiegenaufgang.

Danach stach er mit seinem Messer vier bis fünf Mal so heftig auf den Mann ein, dass zwei Rippe sowie ein Lungenflügel durchstochen wurden. Der Angeklagte bedachte sein Opfer mit den Worten: “Du hast das bekommen, was du verdient hast.”

“Habe das Hurenkind abgestochen”

Die Schwester des 49-Jährige brachte die Polizei auf die Spur des mutmaßlichen Täters: Ihr Bruder habe mehrmals gesagt, sollte ihm etwas passieren, dann sei der 46-Jährige daran Schuld. Vor der Polizei machte er keinen Hehl daraus, wie er zu dem anderen stand. Er bezeichnete laut Anklage seinen Drogendealer als “Ratte”, “Bastard” und behauptete er habe “das Hurenkind abgestochen”.

Richter Christoph Bauer konfrontierte den Angeklagten mit seinen Aussagen bei der Polizei: “Sie haben gesagt, Hakan ist ein Miststück und verdient keinen Platz auf dieser Welt.” – “Ich habe das so nicht gemeint”, meinte G. in dem voll besetzten Verhandlungssaal, in dem wegen der stickigen Luft mehrere Ventilatoren aufgestellt wurden. “Ich stehe zu meinen Taten, aber kann Ihnen versichern, dass ich kein Mörder bin.”

Die Verhandlung wird nach einer Mittagspause mit Zeugeneinvernahmen und den Ausführungen des Gerichtspsychiaters Karl Dantendorfer fortgesetzt.

(apa/red)

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