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Mike Stern begeisterte am Jazz Fest im Porgy & Bess

Mike Stern versprüht mit seiner Gitarre pure Lebensfreude: Die Begeisterung ist dem mittlerweile 58-Jährigen in jeder Bühnen-Sekunde ins Gesicht geschrieben. Montagabend machte er im Rahmen des Jazz Fest Wien im Porgy & Bess halt, um das Publikum mit seiner Euphorie anzustecken.

Mike Stern gehört zu jener Generation von Musikern, die dem Berklee College of Music in Boston entsprangen, aus der sich Talente-Scouts wie Miles Davis großzügig bedient haben. Stilistisch schwer einzuordnen (meist unter “Fusion” subsumiert), die eigenen Rock-Wurzeln ebenso wenig verleugnend wie den Bebop, fliegt er zwischen den Sphären, in jeder Note glaubwürdig und vor allem mit einem Lächeln auf den Lippen.

Sterns Bescheidenheit geht so weit, dass er nur wenige Minuten vor Konzertbeginn beim wartenden Publikum vorbei ins Porgy & Bess spaziert.

Sterns Gitarrensound hat die Jazz-Community seit jeher gespalten: Dünn und effektüberladen, sagen Kritiker. So weit, so umstritten, wie Stern jedoch beim Solieren Bögen spannt, ohne langweilig zu werden, ist große Meisterschaft. Einen ebenbürtigen Partner hatte er an diesem Abend im Violinisten Didier Lockwood, dessen Sound von jener einer Rockgitarre kaum zu unterscheiden war und der sich in einen aufsehenerregenden, ekstatischen Kampf mit seinem Bühnenpartner begab. Oder einfach nur ebenso Spaß an der Sache hatte. 

Mike Stern: Rückkehr nach Wien ist vorprogrammiert

Ein großer Namen auch hinter dem Drumset: Dave Weckl, Lehrmeister einer ganzen Generation technisch hochmotivierter Schlagzeuger, sorgte für das notwendige Fundament – auch wenn ihm die Abgebrühtheit ins Gesicht geschrieben war und ihm der Spielwitz seines Bandleaders weitgehend fehlte. Im Gegensatz zu Stern verzog er keinen Mundwinkel. Aufgeweckter schien wiederum Bassist Tom Kennedy, der zwar Spielfreude bewies, mit seinem doch etwas zu lauten und wummernden Sound vieles zudeckte.

Wer gut spielt, muss trotzdem verkaufen. In Sterns Fall das aktuelle Album “Big Neighborhood”, dass er mehrmals während seines Auftrittes anpries. Aber auch aus dem Vorgänger “Who Let the Cats Out” wurde Material geschöpft. Und als das Publikum noch eine weitere Zugabe verlangte, blieb Stern nichts anderes übrig, als zum Dankeschön zwei takte von “(I Can’t Get No) Satisfaction” der Rolling Stones anzuspielen. Wer Stern kennt, weiß aber ohnehin, dass er bald wieder in Wien auftauchen wird.

(apa)

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