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Milchbauern fordern EU-Programm gegen neue Krise

Milchbauern wollen Schutz vor Gefahr einer neuerliche Krise
Milchbauern wollen Schutz vor Gefahr einer neuerliche Krise ©APA (dpa)
Das European Milkboard (EMB) fordert von der EU-Kommission die Schaffung konkreter Instrumente zur Abwehr einer neuerlichen Milchkrise. EMB-Geschäftsführerin Silvia Däberitz verwies am Donnerstag in Brüssel darauf, dass der derzeitige Milchpreis von 35 bis 36 Cent im EU-Durchschnitt die Produktionskosten bei weitem nicht decke.

Das EMB, zu dem 20 nationale und weitere regionale Mitgliedsverbände, unter ihnen die IG Milch in Österreich, gehören, sieht die Milchkrise weiterhin als nicht beendet an. Zwar habe sich der Milchpreis von Juni 2016 mit damals 25 Cent auf 33 Cent im heurigen Frühjahr und auf nunmehr 35 bis 36 Cent im Durchschnitt der EU erholt, doch sei die Lage für die Milchbauern selbst weiterhin “schrecklich”.

Gefordert wird von der Brüsseler Behörde ein Drei-Stufen-Plan im Rahmen eines sogenannten Marktverantwortungsprogramms. Dabei gehe es darum, dass ein Marktindex festgelegt werde, der sich aus der Entwicklung von Produktnotierungen, Milchpreisen und Erzeugungskosten zusammensetzt. Damit könnten Krisen antizipiert werden. Liege der Index über 100, würden die Preise die Produktionskosten abdecken, der Markt sei stabil und es bestehe kein Handlungsbedarf.

Drei-Stufen-Plan

Der Drei-Stufen-Plan soll greifen, wenn der Index auf unter 100 sinkt. Sollte es eine Reduktion um 7,5 Prozent geben, soll eine Frühwarnstufe in Kraft treten, bei der u.a. die Öffnung der privaten Lagerhaltung vorgesehen ist, sowie ein Anreizprogramm für zusätzlichen Verbrauch wie Vollmilchkalberzeugung. Bei einem Absinken des Index um 15 Prozent werde von der Monitoringstelle die Krise offiziell festgestellt, ein Lieferverzicht von mindestens fünf Prozent sei festzusetzen und ein Bonus für Produktionsreduktion auszuzahlen. Die dritte Phase mit einer obligatorischen Kürzung soll demnach in der dritten Phase bei einem Absinken des Index um 25 Prozent greifen. Dabei gehe es um eine allgemein verbindliche Rückführung der Milchanlieferung um zwei bis drei Prozent für einen definierten Zeitraum von beispielsweise sechs Monaten.

In dem EMB-Papier ist auch ein Spielraum von fünf Prozent vorgesehen. Steigt nach einer solchen Krise der Index auf einen Wert von 95 Prozent, und gebe es positive Aussichten für den Milchmarkt, werde die Krise für beendet erklärt. Offen ist noch die Höhe der Bonuszahlungen für Produktionsreduzierungen bei freiwilligem Lieferverzicht sowie dessen Finanzierung. Bei letzterem Punkt biete sich eine Kombination aus staatlichem Krisenfonds, Strafabgeben der Mengensteigerer sowie eine Erzeugerumlage bei Bedarf an, heißt es in dem Papier.

Der EU-Kommission wirft das EMB vor, mit alten Zahlen aus 2014 und 2015 zu operieren. Daher habe das European Milkboard eine Untersuchung in den fünf Haupt-Milchländern Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande und Dänemark durchgeführt. Darin sind die Entwicklungen der Jahre 2012 bis 2016 angeführt. Dabei habe sich gezeigt, dass in diesem 5-Jahreszeitraum die Produktionskosten zwischen 17 Prozent (Dänemark) und 24 Prozent (Belgien) über dem Milchpreis lagen. Daher sei es notwendig, dass die EU-Kommission in einen konstruktiven Dialog über die realistische Situation der Milchbauern eintrete.

(APA)

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