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Millionenklage rund um Neubau von Salzmann Formblechtechnik

Salzmann-Neubau: Millionenklage kontra Schadenersatzforderungen. Beide Seiten streben einen Vergleich an.
Salzmann-Neubau: Millionenklage kontra Schadenersatzforderungen. Beide Seiten streben einen Vergleich an. ©APA (Themenbild)
Hohenems, Lauterach - i+R Gruppe klagt Mehrkosten bei Pilotierungsarbeiten von 5,9 Millionen Euro ein - Salzmann antwortet mit millionenschweren Schadenersatzforderungen - Verhandlungen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt - alle Seiten wollen einen Vergleich bis Februar 2015.

Rund zwei Jahre lang haben die Lauteracher Bau-Firmengruppe i+R (vormals Schertler-Alge) und die Salzmann Formblechtechnik GmbH in Hohenems versucht, die millionenschweren Mehrkosten für die ursprünglich mangelhaften Pilotierungsarbeiten beim Neubau von Salzmann in Hohenems außergerichtlich zu klären und eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Doch das ist allem Anschein nach nicht geglückt. Wie Joachim Alge, Geschäftsführer der i+R Gruppe, auf Anfrage der Wirtschaftspresseagentur.com bestätigte, habe man vor wenigen Wochen am Landesgericht Feldkirch die Mehrkosten für die Pilotierungsarbeiten in Höhe von 5,9 Millionen Euro von Salzmann Formblechtechnik eingeklagt.

“Wir haben lange Gespräche geführt und unsere Forderungen im Detail dokumentiert und aufgearbeitet. Leider ergab sich trotz größter Anstrengungen von beiden Seiten keine schnelle Lösung. Deshalb haben wir die Sache jetzt vor Gericht gebracht”, so Alge. Eine erste Verhandlung hat am Montag stattgefunden, wie auch Gerhard Salzmann, geschäftsführender Gesellschafter von Salzmann Formblechtechnik, bestätigte.

Piloten hatten nicht erforderliche Tragkraft – alles wurde neu pilotiert

Der Hintergrund für diesen nunmehr gerichtsanhängigen Streit zwischen i+R und Salzmann ist hinlänglich bekannt und hat in Industrie- und Gewerbekreisen für Aufsehen gesorgt. Nachdem ein Unternehmen der i+R-Gruppe im Herbst 2010 rund 800 etwa 22 Meter lange Piloten zur Untergrund-Stabilisierung im Erdreich versenkt hatte und bereits mit der Errichtung der ersten Gebäudeteile begonnen hatte, stellte sich bei Belastungsproben heraus, dass die Piloten die erforderlichen Traglasten teilweise bei Weitem nicht erfüllten. Es wurde vom Bauunternehmen deshalb die Entscheidung getroffen, etwas versetzt weitere 800 Piloten mit einer Länge von 30 Meter oder mehr zu versenken. Zu diesem Zweck mussten allerdings die bereits errichteten Gebäudeteile wieder abgerissen und dann neu gebaut werden. Schlussendlich verzögerte sich die Inbetriebnahme des Salzmann-Standortes dadurch um mehr als ein Jahr.

5,9 Millionen Euro gegen 4,7 Millionen Euro

Jetzt sitzen beide Seiten auf ihren Mehrkosten, die Frage der Verantwortung ist auch nach zwei Jahren ungeklärt. Bei i+R werden diese mit den genannten 5,9 Millionen Euro beziffert, die durch das zweite Pilotieren und die Abbrucharbeiten zustande gekommen seien. Gerhard Salzmann wiederum argumentiert, dass ihm durch die Verzögerungen ein Schaden in Höhe von 4,7 Millionen Euro entstanden sei, die man nun von i+R als Schadenersatz fordere. In den vergangenen Monaten drehten sich die bislang erfolglosen Gespräche auch um die Mitverantwortung von mit den Voruntersuchungen betrauten Bodengutachtern, Geologen und Statikern.

Experten warnen vor “jahrelangem Gutachter-Krieg”

Für Juristen und Bauexperten stand schon beim ersten Bekanntwerden dieser Causa Anfang 2011 fest, dass es hier nicht einfach sein werde, eine einzige Ursache beziehungsweise einen primär Schuldigen zu finden und ein klares Urteil bei Gericht zu erlangen. Von Beginn an sprachen diesbezüglich befragte Fachleute von einem “drohenden Gutachter-Krieg” und einem jahrelangen Prozess, der die Kosten nur weiter nach oben treiben werde – mit für beide Seiten offenem Ausgang. Diese Botschaft hat offenbar auch der zuständige Richter am Landesgericht Feldkirch den beiden Streitparteien unmissverständlich mitgeteilt, wie sowohl Joachim Alge als auch Gerhard Salzmann unabhängig voneinander bestätigten. “Es wurde uns eindringlich zu einem Vergleich geraten”, so die beiden unisono.

Beide Seiten bereits am Nachgeben

Und daran wollen offenbar jetzt beide Seiten auch noch stärker als bisher arbeiten. Um den guten Willen zu dokumentieren, wurden die Verhandlungen vor Gericht auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, erklärte Joachim Alge. Als Zeithorizont für das Finden eines möglichen Vergleiches nannten Alge und Salzmann den Februar 2015. Die Voraussetzungen seien vorhanden, denn nach wie vor habe man eine gute Gesprächsbasis – trotz der anhängigen millionenschweren Klage.

Eine erste Bewegung bei den geforderten Zahlen gab es schon im Gerichtssaal. So habe man als Kläger die Forderungen auf 3,5 Millionen Euro gesenkt, sagte Alge. Salzmann wiederum erklärte, man sei zur Übernahme von 1,2 Millionen Euro der Mehrkosten bereit. “Das Baugrundrisiko liegt bei uns als Bauherr. Deshalb übernehmen wir größtenteils die Kosten für die zweite Pilotierung und die längeren Piloten. Das steht außer Streit. Nicht übernehmen werden wir die Kosten für die erste Pilotierungs-Runde sowie für die Abbrucharbeiten.”

Ausweitung des Verfahrens auf Bodengutachter und Statiker

Joachim Alge erklärte, dass man versuchen werde, unter Einbeziehung von mehreren beteiligten Parteien wie den angesprochenen Bodengutachtern, Statikern und Geologen und den dahinterstehenden Versicherungen, eine tragbare Lösung zu finden und so die finanziellen Belastungen aufzuteilen. Übersetzt ins Juristische bedeutet dies, dass Salzmann dem beauftragten Bodengutachten-Ersteller den Streit verkünden wird. Die i+R-Gruppe wird ihrerseits dem beauftragten Statik-Büro den Streit verkünden. “Unser oberstes Ziel ist es aber, einen Vergleich zu finden und ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Keiner wollte, dass da so etwas rauskommt”, so Alge. Und auch Gerhard Salzmann lässt erkennen, dass er diese Angelegenheit endlich erledigt wissen möchte. (wpa/gübi)

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