Missbrauchsfälle auch in fünf weiteren Bundesländern
Die Staatsanwaltschaft Wels beschäftigt sich derzeit mit drei Verfahren – bei einem davon handelt es sich um die kürzlich bekanntgewordenen Gewalt-Vorwürfe gegen den Schulbrüder-Standort in Bad Goisern in den Jahren 1968 bis 1985. Verdächtigt werden drei Schulbrüder, von denen zwei bereits verstorben sind, und drei Erzieher, so Manfred Holzinger von der Staatsanwaltschaft Wels. Die Polizei überprüft zurzeit den Sachverhalt und eine etwaige Verjährung.
Bei der Staatsanwaltschaft Linz ging man von zwei oder drei Verfahren in letzter Zeit aus, in Steyr sind zwei Verfahren anhängig. In Oberösterreich wurden insgesamt 27 Personen von der diözesanen Kommission an die Staatsanwaltschaft zur Prüfung der strafrechtlichen Relevanz weitergeleitet. Dies auch, wenn die Taten schon verjährt sind. Etwa 60 Prozent der Fälle beziehen sich auf Gewaltvorwürfe, rund 40 Prozent auf sexuelle Gewalt, berichtete Diözesan-Sprecherin Gabriele Eder-Cakl.
Sexuelle und körperliche Gewalt in Tirol
Anzahl der Fälle in Vorarlberg noch ungeklärt
In Vorarlberg ist derzeit noch nicht absehbar, ob und in wie vielen Fällen es in Sachen Missbrauch und Gewalt in kirchlichen Institutionen zu Gerichtsverfahren kommt. Die diesbezüglichen Ermittlungen des Vorarlberger Landeskriminalamts (LKA) dürften laut Aussagen des Stellvertretenden LKA-Leiters Stefan Schlosser gegenüber Vorarlberger Medien in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Seinen Angaben zufolge ist davon auszugehen, dass die Vorkommnisse verjährt sind. In wie vielen Fällen Erhebungen laufen, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, Heinz Rusch, nicht angeben. “Wir warten auf den Abschlussbericht des Landeskriminalamts”, sagte Rusch.
13 Beschuldigte in Graz
Bei der Staatsanwaltschaft Graz gab es eine Anzeige mit dreizehn Beschuldigten. Rund die Hälfte dieser Fälle wurden eingestellt, sieben sind laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Manfred Kammerer noch offen. Die konkreten Vorwürfe wollte er noch nicht nennen. Ob es tatsächlich zu Anklagen kommt oder etwa Verjährung vorliegt, lasse sich derzeit nicht abschätzen.
Besitz und Weitergabe von kinderpornografischen Material in Niederösterreich
In den vier niederösterreichischen Staatsanwaltschaften St. Pölten, Korneuburg, Krems und Wiener Neustadt werden derzeit keine Ermittlungen zu Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen geführt. Ein Verfahren wegen des Besitzes und der Weitergabe von kinderpornografischem Material gegen einen Pfarrer in Wiener Neustadt sei bereits abgeschlossen, der Geistliche wurde Anfang Juni zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt.
Derzeit kein Verfahren in Klagenfurt und Eisenstadt
Kein Verfahren verzeichnet derzeit die Staatsanwaltschaft Klagenfurt, denn zwei von der Diözese angezeigte Fälle seien bereits verjährt. Bei der Diözese Gurk-Klagenfurt bzw. dem unabhängigen Ombudsmann Erwin Kalbhenn haben sich seit Jahresbeginn insgesamt 47 Personen gemeldet. Die Vorwürfe reichen dabei von psychischer oder körperlicher Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch. Zwei mehr als 30 Jahre zurückliegende Missbrauchsfälle wurden von der Diözese mit Einverständnis der Opfer an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt weitergeleitet. Da sie jedoch bereits verjährt sind, wurden keine Verfahren eingeleitet.