Als Auftakt zu einer Serie veröffentlicht die Wiener Wochenzeitschrift “Falter” in ihrer nächsten Ausgabe den Fall eines 74-jährigen psychisch kranken Mannes, der in seiner Zelle in der Justizanstalt Krems-Stein so lange unversorgt gewesen sein soll, bis er “Verwesungsgeruch” verströmt hätte, hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Es gebe viele Missstände in den österreichischen Gefängnissen.
Häftling schwer vernachlässigt
Internen Dokumente aus den Justizanstalten Stein, Suben, Karlau, Klagenfurt und Wien würden – so das Blatt – zeigen, “wie Häftlinge schwer vernachlässigt, Insassen von Beamten misshandelt und kriminelle Beamte protegiert werden”. Bilder von dem 74-jährigen Gefängnisinsassen würden einen völlig verwahrlosten alten Mann mit entzündeten Füßen und zentimeterlangen Zehennägeln zeigen.
Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) wurde offenbar erst von der Zeitschrift über den Fall informiert. Er bezeichnete diesen als “Katastrophe” und versprach laut “Falter” umfassende Reformen. Amnesty International Österreich-Chef Heinz Patzelt spricht in dem Bericht von einer “kriminellen Verwahrlosung, die ich noch nie gesehen habe”. Die Staatsanwaltschaft ermittle wegen Quälens eines Gefangenen. Als “unfassbaren Skandal, der Österreich und seine Justiz erschüttert”, kommentierte Albert Steinhauser, Justizsprecher der Grünen, den Bericht des “Falter” in einer Aussendung.
(APA)