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Muti und Mutter bei den Salzburger Festspielen

Es ist ein Highlight des Musikprogramms der diesjährigen Salzburger Festspiele: die Wiener Philharmoniker mit Muti und Mutter, Brahms und Tschaikowski. Gleich drei Konzerte sind im Großen Festspielhaus von dieser Kombination angesetzt. Der Auftakt wurde bei der heutigen Matinee umjubelt, Samstag und Sonntag folgen Reprisen, zudem eine Hörfunk- und eine TV-Übertragung.


Etwas Gelbes erscheint im Dämmerlicht. Nein, es geht nicht die Sonne auf, die steht an diesem Vormittag bereits gleißend am blauen Himmel. Es ist die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter, die im zitronengelben Kleid die Konzertbühne betritt. Das schicke Outfit ist zwar schulterfrei, jedoch bodenlang und überaus eng geschnitten. Das wird die Künstlerin noch bereuen, denn in der nächsten dreiviertel Stunde wird sie ziemlich ins Schwitzen kommen – wohl weniger des Stückes als der hochsommerlichen Temperaturen wegen, die nicht nur draußen herrschen.

Mutter hat Tschaikowskis Violinkonzert D-Dur op. 35 hier vor 30 Jahren zum ersten Mal gespielt. Damals stand Mutters Mentor Herbert von Karajan am Pult der Philharmoniker. Heute ist es Riccardo Muti. Der Neapolitaner tauscht mit seiner Solistin die Rollen: Während sie mit der Hitze kämpft und das Schweißtüchlein, das ihr teures Instrument schützt, immer wieder zum Einsatz bringt, strahlt er souveräne Kühle aus. Auch die Mannschaft der Philharmoniker (in deren Reihen sich bei diesem Stück vier Damen befinden), reagiert gelassen.

Als die Geigerin den ersten Satz zu Ende gebracht hat, springt auch das Publikum ein: Unüblicher Zwischen-Applaus könnte auch ein kühles Lüftchen nach vorne tragen, mag die Überlegung gewesen sein. Erst das Finale mit seinen enorm schnellen Läufen zeigt die Virtuosin auf der Höhe ihrer Kunst. Jubel und Erleichterung. Den ihr überreichten Blumenstrauß reicht Mutter insistierend an den zunächst abwehrenden Konzertmeister Rainer Küchl weiter. Und zeigt bei einer kurzen Solo-Zugabe, was sie wirklich kann.

Nach der Pause, die Sonne klettert gerade Richtung Zenit, folgt auf den Auftritt des Stars die Stunde des Kollektivs. Die Wiener Philharmoniker, die heuer in Salzburg vorwiegend jene großen Werke musizieren, die sie einst selbst aus der Taufe gehoben haben, hatten 1877, vier Jahre vor dem Tschaikowski-Violinkonzert, unter Hans Richter auch die zweite Symphonie von Johannes Brahms D-Dur op.73 zur Uraufführung gebracht.

Fast 140 Jahre später sind die Musiker dabei ganz in ihrem Element, Riccardo Muti lässt Streicher- und Bläsergruppen exemplarisch vorzeigen, wie es klingen kann, wenn alle eines Sinns sind. Der zweite Teil dieses heißen Konzert-Vormittags wird zum Triumph der Klangschönheit. Großer Jubel, den Muti mit einem kleinen Winken schließlich selbst beendet. Nun haben alle, Musiker wie Publikum, bei aller Musikbegeisterung nur noch einen Gedanken: Abkühlung!

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