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Erste Anzeige der Klasnic-Kommission

Der römisch-katholische Orden der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf sah sich am Dienstag mit der ersten Missbrauchsanzeige der von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzten Opferschutzanwaltschaft unter Waltraud Klasnic konfrontiert.
Erzdiözese bestätigt Verdacht

Es dürfte sich dabei um einen bereits Jahre zurückliegenden und bekannten Fall eines damals elfjährigen Schülers handeln. Wenige Stunden nach Bekanntwerden reagierten die Ordensbrüder auf die Vorwürfe – und wiesen diese zurück. Der damals Beschuldigte Bruder wurde vom Dienst freigestellt.

Die Erzdiözese Wien bestätigte am Dienstag den Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs im Orden der Schulbrüder. Die Vorwürfe gegen einen Verantwortlichen der Schulbrüder seien erstmals in den 90er Jahren artikuliert worden, jedoch hatte das zuständige Gericht damals das Verfahren eingestellt. Seitens der Erzdiözese wurden aber über die Ombudsstelle für die Opfer sexuellen Missbrauchs weiterhin Nachforschungen angestellt.

Die Ordensbrüder gingen daraufhin selbst in die Offensive und nahmen zu den Vorwürfen bei einer Pressekonferenz Stellung. “Sexuelle Übergriffe kann ich mit absoluter Sicherheit ausschließen”, erklärte Kaiser, einer der Beschuldigten in dem Fall in den 90er Jahren. Dieser Vorwurf sei damals überprüft und die Unschuld der Beschuldigten bestätigt worden, hieß es. Rechtsanwalt Farid Rifaat vermutet, dass manche die Klasnic-Kommission missbrauchen könnten, “um alte Fälle wieder aufzuwärmen”: “Die Staatsanwaltschaft kann gerne erneut prüfen. Sie wird keine Anhaltspunkte finden.”

Von der Anzeige der Klasnic-Kommission habe man aus den Medien erfahren und die Unterlagen zur Sachverhaltsdarstellung noch nicht erhalten. “Wir sind gerne bereit für Fehler einzustehen, die wir begangen haben, ersuchen aber dringend, bei der Wahrheit zu bleiben”, verlas Provinzial Johann Gassner aus einer Stellungnahme. Oberstes Ziel sei die restlose Aufklärung der Vorwürfe. Man arbeite selbstverständlich mit der Staatsanwaltschaft zusammen, so Gassner.

Initiiert wurde die Stellungnahme der Ordensbrüder vom ehemaligen Schüler Thomas Plötzeneder. Der Unternehmensberater war selbst neun Jahre lang an der Schule in Wien-Strebersdorf. Die Erziehungsmethoden der 70er Jahre mit strengen Kontrollen etwa seien für die Kinder “nicht lustig” gewesen, räumte er ein. Aber weder seien ihm selbst Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt, noch seien an ihn als Schulsprecher solche herangetragen worden, betonte Plötzeneder.

Auch der Fall eines Ordensmanns aus dem Bezirk Gänserndorf gelangte an die Öffentlichkeit. Dieser wurde am vergangenen Freitag am Landesgericht Korneuburg wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses zu sechs Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, seine Vertrauensstellung als Seelsorger ausgenützt zu haben. Demnach habe er zwei psychisch angeschlagene junge Frauen, die in dem Kloster Rat und Orientierung suchten, sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Der Mann gestand die Vorwürfe und trat eine zweijährige berufliche Auszeit an.

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