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Franz Voves: Vom Eishockey-Stürmer zum LH-Verteidiger

Franz Voves war 2002 als Quereinsteiger in die Landespolitik gekommen und hatte der 60 Jahre lang regierenden ÖVP die Mehrheit im Landtag und den Landeshauptmann abgenommen.

Gegenüber einer angeschlagenen ÖVP unter Waltraud Klasnic konnte der aus dem aus dem Arbeitermilieu stammende, mitunter auch gegen die eigene Parteispitze kantig auftretende frühere Merkur-Manager die glaubwürdigere Alternative bieten. Vom Sieger-Nimbus ist – auch durch ÖVP-Dauerfeuer gegen ihn – allerdings einiges verblasst.

Geboren am 28. Februar 1953 in Graz, war seine Jugend vom Sport geprägt: Beim “Arbeiter Turn- und Sportverein Eggenberg” (ATSE) wagte der Sohn eines Puch-Arbeiters – eine Herkunft, die er gerne betont – die ersten Schritte aufs Eis. Mit seinem Verein wurde er zweimal österreichischer Eishockey-Meister, spielte als Mittelstürmer im Nationalteam bei sieben Weltmeisterschaften und bei den Olympischen Spielen in Innsbruck 1976. Nach der Matura studierte Voves Betriebswirtschaft, schloss 1978 ab und begann in einem Grazer Steuerberaterbüro zu arbeiten. 1979 wechselte er zur Merkur-Versicherung, wo er 1989 in den Vorstand aufstieg.

Als Quereinsteiger beerbte er 2002 Peter Schachner-Blazizek an der Spitze der steirischen Sozialdemokraten. Nach Turbulenzen in der Landespolitik, für die die Verantwortung primär der ÖVP zugeschrieben wurde, und personellem Aderlass in der VP samt Gegenkandidatur schaffte Voves im Oktober 2005 unmöglich Geglaubtes: Er drehte die Mehrheitsverhältnisse im Land um und wurde der erste Sozialdemokrat, der als gewählter Landeshauptmann der Steiermark in die Grazer Burg einzog.

Nach einem ambitionierten Start mit einer ÖVP unter Hermann Schützenhöfer als Juniorpartner hielt das Arbeitsprogramm der Regierung nicht lange: Die Schwarzen warfen Voves Umfärbung und Wortbruch vor, sie erholten sich von der Schlappe rascher als viele gedacht hatten und zelebrierten die neue Rolle als Opposition in der Regierung.

Erstmals angeschlagen wirkte Voves, als er sich im Frühjahr 2009 mit seinem Wirtschaftsprogramm “NEW” und seiner Forderung nach Vermögenssteuern stark gegen die Bundespartei exponierte und sich – zunächst – kalte Füße holte. Gleichzeitig fiel ihm seine Forderung bei der Stiftungsbesteuerung auf den Kopf, weil just auch seine eigene Partei eine solche unterhielt. Die Umgründung in eine gemeinnützige GmbH beherrschte über Monate die Debatte, Voves grollte den Medien, die das Thema am Köcheln hielten.

Je näher der Wahltermin rückte, desto mehr Baustellen kamen hinzu: In die Selbstzerfleischung der Grazer SPÖ, ohne die ein Sieg im Herbst wohl kaum möglich sein würde, griff der Parteichef spät ein. Schneller, aber auch schmerzvoll erfolgte die Trennung von seinem Linksausleger, Landtagspräsident Kurt Flecker. Voves’ Situation ähnelte plötzlich jener von Klasnic vor fünf Jahren: Querschüsse aus den eigenen Reihen, wenig hilfreiche Aussagen von der Bundespartei zu Koralmtunnel oder Spitälerschließungen zwangen ihn eher zum Reagieren denn zum Regieren. Eine genüsslich “Skandale” witternde ÖVP tat ihr übriges, um den früheren Stürmer in Defensivlage zu bringen. Die Umfragedaten zeigten nach unten wie auch die Ergebnisse der Kommunalwahlen im März.

Franz Voves, mit seiner Frau Ingrid – mit der er eine erwachsene Tochter hat – wohnhaft in Vasoldsberg im Südosten von Graz, will im Finale das Ruder herumreißen: Mit Leidenschaft und Kampfgeist tritt er, wie er verkündete, zur Verteidigung des LH-Sessels und die Mehrheit im Lande an. Er glaubt fest daran, das unmöglich Geglaubte ein zweites Mal zu schaffen.

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