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Niederösterreich: Justizbeamtin schmuggelte Handys ins Gefängnis

Vor Gericht zeigte sich die Justizbeamtin geständig.
Vor Gericht zeigte sich die Justizbeamtin geständig. ©APA (Symbolbild)
Eine 35-jährige Justizwachebeamtin muss sich in Krems wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch vor Gericht verantworten: Sie soll Smartphones in die Justizanstalt Stein geschmuggelt und unerlaubt Abfragen im internen EDV-System IVV getätigt haben. Neben der Frau stehen auch zwei Häftlinge vor Gericht - einer von ihnen ist der Freund der Angeklagten und Vater ihrer nun fünf Monate alten Tochter.
Facebook-Postings führten zu Durchsuchungen

Der Fall hatte im vergangenen Sommer Aufsehen erregt, als bekannt wurde, dass die Frau von einem Freigänger schwanger war. Sie habe sich von Anfang an geständig gezeigt, es gebe nichts zu beschönigen, sagte ihre Rechtsanwältin Astrid Wagner, verwies aber auf die Umstände: Die Mutter einer nun zehnjährigen Tochter, derzeit in Karenz, habe nach der Scheidung 2008 wegen eines mitunterschriebenen Kredits Schulden gehabt. Ihr Freund habe jedoch nichts mit den Vorwürfen zu tun, er habe sie vielmehr davor gewarnt, dass Häftlinge mit derartigen Wünschen an die Wärter herantreten könnten.

24 Handys in Gefängnis geschmuggelt

 Laut Anklage haben über die Frau zweimal je zwölf Handys, versteckt in Eisteepackungen, ihren Weg hinter die Gefängnismauern gefunden – deponiert in einem Mülleimer. Außerdem habe es insgesamt 34 unerlaubte Abfragen zu privaten Zwecken gegeben.

Die 35-Jährige bekannte sich schuldig, gab aber an, dass sie insgesamt nur sieben Handys eingeschmuggelt hatte. Dafür bekam sie einmal 800, das zweite Mal 600 Euro. Übergeben wurden ihr die Lieferungen bei Treffen mit dem Zellengenossen ihres Freundes in Wien. Ursprünglicher Grund sei gewesen, dass sie dem in Österreich geborenen Serben (37) auf dessen Bitte hin bei seinem Facebook-Profil helfen wollte. Ihrem Freund habe sie davon gar nichts erzählt, beteuerte die Frau.

Unerlaubte Abfragen im internen System

Die Abfragen betrafen unter anderem den Strafvollzug ihres Freundes, was Richterin Susanne Daniel nicht verstand. “Warum kontrollieren andere Frauen die Handys ihrer Männer? Ich wollte einfach wissen, was er tut”, erklärte die Beamtin. Andere Abfragen – laut Anklage von ihrem Freund geordert – betrafen einen Mithäftling, der ihren Freund wegen gefährlicher Drohung angezeigt hatte.

Der 37-Jährige zeigte sich geständig. Die Justizwachebeamtin sei einfach ein netter Mensch, er habe ihr mit dem angeleierten Schmuggel aus ihren finanziellen Nöten helfen wollen. Sein Zellengenosse habe damit nichts zu tun gehabt, sagte er heute – im Gegensatz zu früheren Aussagen bei der Polizei. Der Bosnier, zu dem sich die Liebesbeziehung entwickelte – er wurde genau heute 32 Jahre alt – bekannte sich nicht schuldig. Beide sind mittlerweile in anderen Justizanstalten untergebracht.

Urteile im Prozess in Krems liegen vor

Die 35-Jährige wurde – nicht rechtskräftig – zu 18 Monaten bedingt verurteilt. Krems. Schuldsprüche gab es auch für die zwei mitangeklagten Häftlinge, die die Frau laut Anklage angestiftet bzw. den Schmuggel organisiert hatten. Ihr Freund, genau heute 32 Jahre alt, der sich nicht schuldig bekannt hatte, erhielt 18 Monate, sein damaliger voll geständiger Zellengenosse (37) zwölf Monate Freiheitsstrafe. Alle Urteile sind nicht rechtskräftig. (APA)

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