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Nach Absage: Herren-Abfahrt am Sonntag

Der Nebel in St. Moritz war zu dicht
Der Nebel in St. Moritz war zu dicht ©APA
Die Malojaschlange hat die Corviliga umschlungen und am Samstag nicht mehr losgelassen. Trotz eigentlich weitgehend schönstem Wetter musste die Herren-Abfahrt bei der Alpinski-WM in St. Moritz abgesagt werden.
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Eine Nebelbank zog pünktlich zur geplanten Startzeit um 12.00 Uhr herein und hielt sich hartnäckig im Mittelteil der Rennstrecke. Beide Abfahrten bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in St. Moritz sind nun für Sonntag angesetzt worden. Jene der Damen wurde von 12.00 Uhr auf 11.15 Uhr vorverlegt, die am Samstag wegen Nebels abgesagte der Herren soll nun um 13.30 Uhr stattfinden. Das wurde am Samstagabend in der Mannschaftsführersitzung der Damen bekanntgegeben.

Der blaue Himmel war ein Trugbild, denn schon eine dicke Nebelbank reichte, um die Durchführung des Königsbewerbs zu verhindern. “Wir haben eine Gaude gehabt, die Trainer hatten ihren Spaß”, versuchte es ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher mit Humor. “Den Athleten ging es gut, sie haben jede halbe Stunde die Entscheidung abgewartet. Das ist ja nicht das erste Mal, dass verschoben wird.” Nach fünf Verschiebungen wurde um 14.12 Uhr endgültig abgesagt. Und an der Absage selbst gab es nichts zu rütteln. “Keine Chance. Ein faires Rennen wäre nicht möglich gewesen”, erklärte Puelacher.

Das letzte Mal bei Welttitelkämpfen war eine Herren-Abfahrt 2007 in Aare wegen Schlechtwetters am angesetzt gewesenen Tag abgesagt worden, das Rennen fand dann tags darauf unmittelbar vor der Damen-Abfahrt statt.

Mayer: “S…..nebel”

40.000 Zuschauer waren am Samstag nach Salastrains gepilgert, viele davon Schweizer, die ihren Topstar Beat Feuz an dessen 30. Geburtstag zu Gold fahren sehen wollten. Der “Kugelblitz” saß indes wie auch die Österreicher Hannes Reichelt, Max Franz, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer im beheizten Zelt auf 2.800 m Höhe unterhalb des Starts “Freier Fall”. Verpflegung in Form von Sandwiches, Obst und Riegeln wurde per Helikopter nach oben gebracht und von Helfern zu den Athleten getragen.

“Es war alles da, auch W-Lan”, sagte Puelacher. “Vervollständige das Wort! S…..nebel”, postete etwas Abfahrts-Olympiasieger Mayer auf Instagram. Und zeigte dazu ein Foto, wie er (mit angezogener Hose) im Klohäuschen am Start saß.

“Die Verhältnisse sollen für alle gleich sein, das wäre heute nicht gegeben gewesen. Das Warten war kein Problem. Wenn jetzt Mittwoch die einzige Möglichkeit ist, dann passt es schon. Natürlich ist das noch eine lange Zeit hin, aber wenn das Wetter dann passt, dann bin ich auch zufrieden”, sagte Kriechmayr.

“Es wäre kein faires Rennen gewesen und die Sicherheit wäre auch nicht gewährleistet gewesen”, meinte Reichelt, dem nach seiner Magen-Darmerkrankung die Verschiebung aber auch nicht ganz ungelegen kann

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Stichwort: Malojaschlange

Wenn am schönstem blauen Himmel plötzlich eine weiße Nebelfront daherkommt, spricht man in St. Moritz von der Malojaschlange. Diese sorgte bei der Alpin-Ski-WM 1974 für zahlreiche Verschiebungen im Programm, bei den Welttitelkämpfen 2003 hielt sie sich weitgehend versteckt. Diese Woche tauchte das “Reptil” bereits öfters auf, zuletzt am Samstag, und störte den Ablauf der Herren-Abfahrt.

“Das berühmt-berüchtigte Wetterphänomen entsteht, wenn sich vor Maloja aufsteigende, feuchte Luft aus dem Bergell in Wolken oder Nebel verwandelt. Diese Wolken hängen besonders tief und werden erst durch die Erwärmung in den unteren Talregionen aufgelöst”.

Berüchtigt ist auch das Wetterphänomen Malojawind. Dieser beständige Luftstrom sei ein “verkehrter Wind” oder “Nachtwind des Tages”: Normalerweise wehen die Winde in Bergtälern nämlich tagsüber nicht talab-, sondern talaufwärts.

Namensgeber ist der Ort Maloja, der auf 1.809 m Seehöhe liegt und etwas über 300 Einwohner zählt. Der Malojapass verbindet das Bergell mit dem Engadin, beides im Schweizer Kanton Graubünden.

Österreicher wollen mitmischen

Die Favoriten für die Abfahrt der Herren kommen aus der Schweiz, Norwegen, Italien und Kanada. Mitmischen will freilich auch Österreich, das Hannes Reichelt, Max Franz, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer ins Rennen schickt. Das letzte WM-Gold gab es 2003 durch Michael Walchhofer.

Das Antreten von Reichelt ist gesichert. Der Salzburger Skirennläufer hatte am Freitagabend die Startnummernauslosung wegen eines flauen Gefühls im Magen ausgelassen. Im österreichischen Team kursiert derzeit ein Magen-Darminfekt.

Mayer erhielt letzten Startplatz

Olympiasieger Matthias Mayer hat am Donnerstag den letzten Startplatz für Österreich in der Spezialabfahrt am Samstag bei der Alpinski-WM in St. Moritz zugesprochen bekommen. Der Kärntner erhielt nach Trainerentscheid den Vorzug gegenüber dem Tiroler Romed Baumann, der im Training am Donnerstag als Fünfter zwei Plätze hinter ihm lag.

Der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr qualifizierte sich als Schnellster des Donnerstag-Trainings, der Kärntner Max Franz und der Salzburger Hannes Reichelt waren als Saisonsieger fix gewesen.

Factbox zur alpinen Ski-WM-Abfahrt

WM-Ergebnis 2015 in Vail/Beaver Creek:
1. Patrick Küng (SUI)
2. Travis Ganong (USA)
3. Beat Feuz (SUI)

Olympia-Ergebnis 2014 in Sotschi/Krasnaja Poljana:
1. Matthias Mayer (AUT)
2. Christof Innerhofer (ITA)
3. Kjetil Jansrud (NOR)

Podest-Platzierungen im Weltcup 2016/2017:
Val d’Isere: Jansrud (NOR), Fill (ITA), Svindal (NOR)
Gröden: FRANZ (AUT), Svindal, Nyman (USA)
Kitzbühel: Paris (ITA), Giraud Moine (FRA), Clarey (FRA)
Garmisch I: Ganong (USA), Jansrud (NOR), Fill
Garmisch II: REICHELT (AUT,) Fill, Feuz (SUI)

Stand im Abfahrts-Weltcup nach fünf Rennen:
1. Peter Fill (ITA) 279 Punkte
2. Kjetil Jansrud (NOR) 247
3. Dominik Paris (ITA) 218
4. Hannes Reichelt (AUT) 200
5. Adrien Theaux (FRA)

Endstand der bisher letzten Abfahrt in St. Moritz (16.3.2016):
1. Beat Feuz (SUI) –
2. Steven Nyman (USA)
3. Erik Guay (CAN

Technische Daten zur Herren-Abfahrtsstrecke:
Start: 2.840 m
Ziel: 2.040 m
Streckenlänge: 2.774 m
Höhendifferenz: 800 m

(APA)

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