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Offensive der Kurden im Irak gegen IS-Jihadisten

USA immer stärker in den Krieg hineingezogen
USA immer stärker in den Krieg hineingezogen
Nach dem Beginn einer neuen Offensive kurdischer Einheiten im Nordirak haben Kämpfer der gegnerischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Angaben der Ölförderfirma North Oil Company drei Ölquellen in Brand gesetzt, bevor sie sich vom Ain-Salah-Ölfeld zurückzogen. Nach Angaben der Nachrichtenseite "Al-Mada" hatten kurdische Einheiten in der Früh neue Angriffe auf die Jihadisten begonnen.

Dabei würden sie von amerikanischen und irakischen Kampfflugzeugen unterstützt. Wie “Al-Mada” weiter berichtete, wollen die kurdischen Peschmerga-Einheiten den Ort Sumar rund 70 Kilometer nordwestlich der Millionenstadt Mossul einnehmen. IS-Extremisten hatten ihn Anfang August unter ihre Kontrolle gebracht. Sumar liegt in der Nähe zweier Ölfelder, die ebenfalls von den Jihadisten gehalten werden. Kurdische Einheiten hatten vor rund zehn Tagen den Mossul-Staudamm östlich von Sumar zurückerobert. Die IS-Extremisten sollen große Teile ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Öl beziehen, das aus Feldern unter ihrer Kontrolle stammt.

USA wollen “regionale Strategie”

Die USA entwickeln laut Präsident Barack Obama eine “regionale Strategie” für den Kampf gegen die Terrormiliz IS. Er habe US-Außenminister John Kerry gebeten, in die Region zu reisen, um eine Koalition mit internationalen Partnern aufzubauen, sagte Obama am Donnerstag in Washington. Seinen Verteidigungsminister Chuck Hagel habe er gebeten, “eine Reihe von Optionen” für militärische Maßnahmen vorzulegen. Er werde Beratungen mit seinem Nationalen Sicherheitsrat fortsetzen und weitere Schritte auch mit dem Kongress beraten, ,kündigte Obama an. Seit Tagen wird spekuliert, ob die USA ihre derzeitigen Angriffe gegen IS im Irak auch auf Syrien ausdehnen.

IS: 250 Syrer getötet?

Kämpfer des Islamischen Staates (IS) haben nach eigenen Angaben 250 gefangen genommene syrische Soldaten getötet. Ein am Donnerstag im Internet veröffentlichtes Video zeigt mehrere Reihen von Männerleichen, die mit Unterhosen bekleidet sind. Zu sehen sind auch weitere Tote, die aufgeschichtet wurden. “Ja, wir haben sie alle hingerichtet”, sagte ein IS-Kämpfer in der Provinz Raqqa per Internet.

Barfuß durch die Wüste

In einem zweiten, ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Islamisten mindestens 135 Männer in Unterwäsche zwingen, barfuß durch die Wüste zu laufen. Einige haben die Hände über dem Kopf, um sie herum johlen bewaffnete Männer ihnen zu. Auf ebenfalls online gestellten Fotos wird offenbar die Tötung von sieben Soldaten gezeigt.

Gezielte Luftangriffe?

Angesichts der Not der Bevölkerung im von Jihadisten belagerten irakischen Amerli denken die USA über gezielte Luftangriffe in der Region nach. Auch werde eine humanitäre Mission erwogen, sagte ein Pentagon-Vertreter am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Es sei noch keine Entscheidung über Luftangriffe in der Region von Amerli gefallen, sagte der Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte. Derzeit versuchten die USA, sich ein genaueres Bild von der Lage zu verschaffen. Sollte es zu einer Hilfsaktion kommen, könne diese ähnlich verlaufen wie kürzlich für die ins Sinjar-Gebirge geflüchteten Angehörigen der Minderheit der Yeziden (Jesiden).

UNO warnt vor Massaker

Die zwischen Kirkuk und Bagdad gelegene Kleinstadt Amerli wird seit zwei Monaten von IS-Extremisten belagert. In ihr leben rund 12.000 Menschen – überwiegend schiitische Turkmenen, die von den radikalsunnitischen Jihadisten als “Ketzer” betrachtet werden. Nach UNO-Angaben gelang es bisher nicht, die Bewohner in Sicherheit zu bringen oder ausreichend Hilfsgüter zu liefern. Der UNO-Sondergesandte für den Irak, Nickolay Mladenov, warnte kürzlich vor einem “Massaker” im Fall einer IS-Einnahme.

IS-Kämpfer auf dem Vormarsch

Die IS-Kämpfer hatten in den vergangenen Monaten große Gebiete im Norden des Irak und in Syrien erobert und dort ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Bei ihrem Vormarsch gehen sie mit äußerster Brutalität vor. Eine vom UNO-Menschenrechtsrat eingesetzte Untersuchungskommission hatte IS am Mittwoch eine Schreckensherrschaft in den von ihm eroberten Regionen in Syrien vorgeworfen. In dem Bericht werden den Islamisten unter anderem öffentliche Hinrichtungen und Kampfausbildungen für Kinder vorgeworfen.

Nach der Einnahme des syrischen Luftwaffen-Stützpunktes Tabqa haben IS-Kämpfer Angaben von Menschenrechtlern zufolge Dutzende Soldaten hingerichtet. Die Islamisten hätten die Soldaten als Geiseln genommen, als sie versuchten, von dem Gelände zu flüchten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag. Am gleichen Tag stellte IS ein Video ins Internet, auf dem zu sehen war, wie die Extremisten viele gefangene syrische Soldaten zwangen, in Unterwäsche durch die Wüste zu laufen. Mindestens 135 Männer rannten barfuß durch eine öde Landschaft, einige mit den Händen auf dem Kopf, während bewaffnete Männer ihnen zujohlten. Die Authentizität der Aufnahmen ließ sich nicht bestätigen.

Was danach mit den Geiseln geschah, ist unklar. IS stellte jedoch Fotos ins Internet, die die Extremisten bei der Erschießung von mindestens sieben gefangenen Soldaten zeigten. Die staatlichen syrischen Medien bestätigten lediglich den Angriff auf den Armee-Stützpunkt, berichteten aber nicht über Verluste aufseiten der Regierungstruppen. Tabqa war der letzte Stützpunkt der syrischen Streitkräfte in einer Region, die sonst von IS beherrscht wird.

Angesichts des IS-Vormarschs formiert sich eine internationale Koalition zur Unterstützung der irakischen und kurdischen Streitkräfte. Die US-Luftwaffe fliegt bereits Luftangriffe auf die Jihadisten im Nordirak. Die USA schmieden laut der überregionalen arabischen Tageszeitung “Al-Sharq al-Awsat” in Bündnis westlicher und arabischer Staaten, um mögliche Angriffe auf IS auch in Syrien vorzubereiten. Auch der Militäreinsatz gegen IS im Irak solle ausgedehnt werden. Die Zeitung berief sich auf nicht näher genannte Verantwortliche in der US-Regierung. Zu der Koalition könnten demnach Großbritannien, Australien, Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, hieß es. Auch die Hilfe der Türkei sei erwünscht, da ihre Militärstützpunkte für Einsätze in Syrien genutzt werden könnten. Die britische Regierung zieht Luftschläge allerdings weiterhin nicht in Betracht.

Die US-Regierung schließt dabei Absprachen mit der syrischen Führung aus. Damaskus hatte den USA zuletzt eine entsprechende Zusammenarbeit angeboten. Auch Frankreichs Präsident Hollande erklärte am Donnerstag, der syrische Machthaber Bashar al-Assad könne kein “Partner” des Westens im Kampf gegen den IS sein. Assad sei vielmehr faktisch ein “Verbündeter der Jihadisten”, sagte Hollande in Paris. Im Kampf gegen den IS sei eine “große Allianz” notwendig.

Als das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Christen im Nahen Osten wertete der katholische Weihbischof in Amman, Maroun Elias Lahham, die gegenwärtige Verfolgung durch islamistische Terroristen. In einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA forderte er ein entschiedenes Vorgehen gegen die IS-Milizen: “Wir müssen die Geldzuflüsse und die Waffenlieferungen stoppen, und wir müssen sie bekämpfen.” Papst Franziskus erinnerte via Twitter an das Leid der religiösen Minderheiten im Irak. “So viele unschuldige Menschen sind aus ihren Häusern vertrieben worden. Herr, wir beten, dass sie bald zurückkehren können.”

Austrian Airlines haben ihre täglichen Flüge von Wien in die nordirakische Stadt Erbil am Donnerstag wieder aufgenommen. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Die AUA hatte die Flüge aus Sicherheitsgründen vor knapp drei Wochen eingestellt.

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