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Papst ruft zu Radikalität gegen "Gottesfinsternis" auf

Papst Benedikt XVI. hat Geistliche zu einer radikalen Antwort auf eine "Art Gottesfinsternis" in der heutigen Welt aufgerufen.
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“Angesichts des Relativismus und der Mittelmäßigkeit erhebt sich die Notwendigkeit dieser Radikalität”, sagte Benedikt am Freitag vor jungen Ordensfrauen im Kloster von El Escorial nordwestlich von Madrid. Eine auf das Evangelium zurückgehende Radikalität bestehe darin, in Christus verwurzelt und fest im Glauben zu bleiben.

Bei dem Treffen im Rahmen des Weltjugendtags erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche den Ordensfrauen ferner, ihr Leben in der Nachfolge des keuschen, armen und gehorsamen Christus sei eine “lebendige Auslegung des Wortes Gottes”. Der Begegnung mit Christus komme dabei eine besondere Bedeutung zu, weil viele Menschen heute das Christentum ablehnten.

Universitäten müssen “Weg des Verstandes und der Liebe” gehen

Vor jungen Universitätsprofessoren nannte der Papst anschließend die Hochschule den idealen Ort, wo man jenseits von Ideologien “die eigentliche Wahrheit über den Menschen sucht”. Dies sei ein “Weg des Verstandes und der Liebe, der Vernunft und des Glaubens”, der den Menschen als ganzen einbeziehen müsse. Er warnte zugleich vor den Gefahren einer Wissenschaft, die sich ausschließlich nach der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt richte. “Wenn nur die Nützlichkeit und der unmittelbare Pragmatismus zum Hauptkriterium erhoben werden, können die Verluste dramatisch sein.” Er nannte laut Kathpress die Missbräuche einer Wissenschaft, die keine Grenzen über sich anerkenne, und den politischen Totalitarismus, der jederzeit neu aufleben könne, wenn der höhere Bezug aus Machtkalkül beseitigt werde. Heutzutage werde die Meinung vertreten, technische Fertigkeiten seien das einzige, was in der gegenwärtigen Konjunkturlage gefördert werden müsse, sagte der Papst. Die Universität dürfe jedoch nicht durch “Willfährigkeiten gegenüber einer utilitaristischen Logik des Marktes, die den Menschen nur als Konsumenten sieht,” zersetzt werden.

Dichter Terminplan für Benedikt XVI.

Mit einem Besuch beim spanischen Königspaar hatte Benedikt seinen zweiten Tag in der spanischen Hauptstadt begonnen. Juan Carlos und Sofía sowie Kronprinz Felipe, Prinzessin Letizia und die älteste Königstochter Elena empfingen das Kirchenoberhaupt am Vormittag im Zarzuela-Palast. Offizielle Reden gab es bei der Visite nicht. Nach einem Mittagessen mit einem Dutzend junger Leute stand am frühen Abend eine Zusammenkunft des Papstes mit dem sozialistischen Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero auf dem Programm.

Als Höhepunkt des zweiten Tages auf dem Glaubenstreffen war ein feierlicher Kreuzweg mit Jugendlichen am Abend auf dem zentralen Cibeles-Platz vorgesehen. Dort hatte der Papst am Vorabend bereits mit Hunderttausenden ein stimmungsvolles Begrüßungsfest gefeiert. Er war am Donnerstag in Madrid angekommen und bleibt bis zum Sonntag.

Die spanische Regierung kündigte an, den Vatikan um Unterstützung bei der geplanten Umgestaltung der Grabstätte des Ex-Diktators Francisco Franco (1939-1975) bitten zu wollen. Madrid will das Mausoleum im Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) zu einem “Ort der Versöhnung” machen. Das Grab befindet sich in einer Basilika, die in einen Felsen geschlagen ist.

Im Zentrum von Madrid kam es in der Nacht auf Freitag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Papstgegnern und der Polizei. Dabei wurden vier Menschen verletzt. Die Zwischenfälle ereigneten sich, als etwa 200 Menschen im Zentrum von Madrid gegen das Vorgehen der Polizei bei einer Kundgebung von Papstgegnern am Vorabend demonstrieren wollten. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vor, als Auseinandersetzungen zwischen Papstgegnern und Teilnehmern des Weltjugendtags drohten.

(APA)

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