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Patchwork-Familie: Wie schaffe ich die ideale Familien-Zusammenführung?

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In einer Zeit, in der schätzungsweise jede dritte Ehe geschieden wird, sind Stief- bzw. Patchworkfamilien auf dem Vormarsch. Schätzungsweise jede siebte Familie mit Kindern lebt diese bunt gemischte Konstellation, entweder nur mit einem Stiefelternteil oder oft auch mit Stiefgeschwistern.

Übrigens: Der dänische Pädagoge Jesper Juul bezeichnet solche Eltern und Geschwister schlicht als “Bonus-Eltern” bzw. “Bonus-Geschwister”, immerhin hat die Silbe “Stief-” einen ziemlich negativen Beigeschmack.

Probleme in Patchwork-Familien

Patchwork-Familien sind ganz anderen Problemen ausgesetzt als herkömmliche Familien. Das fängt bei Geldsorgen an, die hier ganz anderes gelagert sind als bei Familien mit ausschließlich leiblichen Kindern: Oft muss mindestens ein Partner Unterhalt für seine eigenen Kinder zahlen und nebenbei noch seinen Beitrag zur neuen Familie leisten – vielleicht auch noch für ein neues, leibliches Kind der beiden Eltern. Diese Sorgen können immens belasten, und zwar nicht nur den Alltag, sondern auch die Beziehung der Eltern zueinander. Des Weiteren wird der neue Partner seitens der Kinder oftmals nicht akzeptiert, die Kleinen reagieren mit Eifersucht und Ablehnung sowie fehlendem Respekt.

Gut Ding will Weile haben

Das wiederum liegt in der Regel nicht in der Person des neuen Partners begründet, sondern schlicht in dessen Rolle. Gerade ältere Kinder haben oft das Gefühl, den abwesenden leiblichen Elternteil zu verraten, wenn sie den Stiefelternteil nett finden. Kinder wollen, dass sich ihre leiblichen Eltern gut miteinander verstehen – und wenn das nicht funktioniert, wollen sie aus lauter Angst, den anderen Elternteil auch noch zu verlieren, dessen neuen Partner nicht akzeptieren. Wenn eine Patchwork-Familie funktionieren soll, darf das neue Paar trotz aller Verliebtheit nichts überstürzen. Auch wenn die rosarote Brille noch so intensiv leuchtet, für die Kinder ist der neue Partner ein völlig Fremder – der zunächst einmal behutsam in die Familie eingeführt werden sollte, bevor man überhaupt ans Zusammenziehen auch nur denkt. Studien zufolge dauert es etwa vier bis fünf Jahre, bis die Akzeptanz da ist und jeder seinen Platz in dem neuen Gefüge gefunden hat.

Bonuseltern sind kein Ersatz für die leibliche Mutter bzw. den leiblichen Vater

Viele Stiefelternteile begehen den Fehler, sich in die Erziehung einmischen zu wollen, es vielleicht sogar besser als die leiblichen Eltern machen zu wollen. Kein Wunder also, wenn das Kind mit Ablehnung reagiert. Stattdessen sollten sich neue Partner aus der Erziehung heraushalten, diese den Eltern überlassen und, sofern gewünscht, für das Kind oder die Kinder auf einer partnerschaftlichen bzw. freundschaftlichen Ebene da sein. Dies gilt umso mehr, je älter das Kind ist. Patchwork kann nur funktionieren, wenn sich die erwachsenen Parteien zurücknehmen und dem Kind erstens die Zeit geben, die es braucht – und zweitens den abwesenden leiblichen Elternteil weder negieren noch schlechtmachen.

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