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Peking: Zerstörung von "Terrorlager"

Die chinesische Polizei hat nach eigenen Angaben in der im äußersten Nordwesten des Landes gelegenen uigurischen autonomen Region Xinjiang (Sinkiang) 18 "Terroristen" getötet.

Bei einem Schusswechsel in den Bergen des Pamir-Plateaus nahe der Grenze zu Pakistan, Afghanistan und Kirgistan (Kirgisien) sei ein Polizist ums Leben gekommen, berichtete die Polizeisprecherin Ba Yan am Montag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua in Urumqi (Urumtschi), der Verwaltungshauptstadt von Xinjiang. Das „Terrorlager“ sei zerstört worden.

Das Lager habe der „Muslimischen Bewegung von Ostturkestan“ (ETIM) gehört, die auch von den Vereinten Nationen und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft werde, sagte die Sprecherin. (Eine „Republik Ostturkestan“ war vor der Machtübernahme der chinesischen Kommunisten 1949 faktisch unabhängig.) Bei der Aktion, die nach Behördenangaben am vergangenen Freitag stattfand, habe die Polizei 17 „Terroristen“ festgenommen. Eine unbekannte Zahl werde noch verfolgt. 22 Handgranaten seien sichergestellt worden und Material für 1500 andere.

In der Region, in der sich Chinas Atomanlagen und Raketen-Abschussbasen befinden, erstarken seit eineinhalb Jahrzehnten panislamische und irredentistische Strömungen, wie die kommunistischen Behörden offen zugeben. Die Partei-Medien prangerten den „Missbrauch der Religion für die Propagierung von Panislamismus und Panturkismus“ an und ließen durchklingen, dass selbst örtliche Parteikader gegen diese Ideen nicht immun wären. Peking behauptet, dass es zwischen uigurischen Separatisten und dem Terrornetzwerk Al-Kaida Verbindungen gibt. Chinas Führung nütze den von den USA ausgerufenen internationalen Kampf gegen den Terrorismus aus, um verschärft gegen Regimekritiker und Minderheiten vorzugehen, erklären dagegen Menschenrechtsorganisationen.

Xinjiang zählt zu den „Armenhäusern“ Chinas und gilt als ethnischer Konfliktherd. In der Region ist es seit 1990 immer wieder zu blutigen Unruhen gekommen. Zahlreiche „Konterrevolutionäre“ wurden hingerichtet, Hunderte von Moscheen und Koranschulen geschlossen. Gegen pro-chinesische uigurische Funktionäre wurden Attentate verübt, der Imam der Großen Moschee von Kashgar fiel einem Mordanschlag zum Opfer. Neben dem Turkvolk der Uiguren leben auch Kasachen, Kirgisen und Tadschiken unter chinesischer Herrschaft. Die Tatsache, dass ihre Landsleute in den früheren Sowjetrepubliken Zentralasiens selbstständig geworden sind, hatte die Unruhe in Xinjiang verstärkt.

Peking hatte 1996 Sondertruppen nach Xinjiang verlegt und eine groß angelegte Anti-Separatismus-Kampagne in Gang gesetzt. Nicht näher bezeichnete „feindliche ausländische Organisationen“ wurden von den chinesischen Behörden beschuldigt, Separatismus zu schüren. Die Entladung antichinesischer Ressentiments in den Randgebieten war immer dann besonders explosiv, wenn sich das Bestreben nach Selbstbestimmung mit religiösen Momenten verband.

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